„Wir brauchen dringend Wohnungen und Arbeit für die Roma-Familien, die noch in Bergheim und in anderen Teilen Duisburgs leben“. Das fordert der „Runde Tisch Offenes Rheinhausen“. Jürgen Voß, von der Diakonie Duisburg-West: Es gibt sicher zahlreiche Roma-Familien die ein großes Interesse haben , sich hier in Rheinhausen und Duisburg zu integrieren.“ Der Leiter der Diakonie Duisburg-West, die auch Mitglied des Runden Tisches ist, verwies auf die großen Anstrengungen, auch von Seiten der Stadt Duisburg die bislang dafür unternommen wurden.

Roma-Scout-Projekt

Zu den positiven Entwicklungen in Rheinhausen zählte Voß, Kinder, die in Kitas untergebracht, Jugendliche, die in Seiteneinsteiger-Klassen an allen umliegenden Schulen um die Häuser In den Peschen aufgenommen wurden. Dazu kommt das Roma-Scout-Projekt des Runden Tisches“. „Viele Lehrer und Schulleiter haben uns berichtet, dass die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen sehr fruchtbar war, dass die Schüler aus Roma-Familien sehr schnell gelernt haben. Manche Schüler können sogar in die Regelklassen übernommen werden.“

Andererseits seien in der den letzter Zeit 26 Familien aus den Hochhäusern In den Peschen 3 und 5 ausgezogen.“Wir wollen gerne mit den verbliebenen Familien intensiv weiter arbeiten. Aber bei diesen Familien gibt es eine große Verunsicherung. Immer mehr Menschen ziehen aus, weil der Vermieter offenbar jetzt ernst macht.“ Dieter Herberth (Christuskirche Hochemmerich) sah als weitere Ursache auch die mediale Berichterstattung: „Die Roma aus Bergheim sind öffentlich gebrandmarkt. Wenn mögliche Arbeitgeber oder Vermieter von ihrer Herkunft erfahren, haben sie keine Chance auf einen Arbeitsplatz oder eine andere Wohnung.“

Der evangelische Pfarrer weiter: „Wir werfen uns trotzdem für diese Menschen in die Bresche: Wir stehen hinter ihnen, wir kennen sie, wir vertrauen ihnen, wir bürgen für sie! Die Menschen, die integrationswillig sind, kennen die sozialen Bedingungen und akzeptieren sie auch.“ Gerade für die Kinder und Jugendlichen sei es wichtig, wenn sie hier weiter leben und lernen könnten, ergänzte Jürgen Voß.

Der Vermieter übe nach wie vor massiven Druck auf die Bewohner der Häuser in den Peschen aus, ohne rechtliche Grundlage, nicht durch Drückerkolonnen, sondern durch den Verwalter und Mund-zu-Mund-Propaganda, so Herberth. Für alle Bewohner habe es bis heute gültige Mieterverträge und Quittungen über die geleisteten Mietverträge gegeben. Herberth: „Die Roma reagieren aufgrund ihrer traditionellen Erfahrungen - Verfolgung und Ausgrenzung - mit Auszug, statt wie deutsche Bürger einen Rechtsanwalt einzuschalten. „Die März-Miete wurde nicht wie bisher abgeholt“, so Dieter Augustin. „Die Familien selbst wussten nicht, dass der Vermieter sie abgemeldet hatte. Das erfuhren sie dann bei Behördengängen.“

Seiteneinsteiger-Klassen

Herberth, Augustin und Voß bedauern, dass viele Familien weggezogen sind. Herberth gab ein konkretes Beispiel: „15 Schüler aus Roma-Familien wurden in Seiteneinsteiger-Klassen der Hauptschule Friedrich-Ebert-Straße aufgenommen. Aber jetzt sind nur noch vier Schüler da. In den Grundschulen Auf dem Berg und Pestalozzistraße haben wir dieselbe Situation. Jetzt sind besonders die guten Leute weg. Wir hätten eine sehr gute Chance gehabt, diese Menschen hier zu integrieren. Wir waren auf dem besten Weg...“ Voß: „Man hätte hier ein zukunftsweisendes Modellprojekt schaffen können.“

Mit Verwunderung nahmen die Mitglieder des Runden Tisches zur Kenntnis, dass bisher nur vier Familien aus den Bergheimer Häusern neue Wohnungen am Biegerhofpark in Huckingen, begleitet von Awo und Diakonie, vermittelt wurden - obwohl der Rat der Stadt Duisburg im Herbst 2013 die Unterbringung zahlreicher Familien in Häuser und Wohnungen im städtischen Eigentum gefordert hatte. Pfarrer Dieter Herberth: „Es gibt bis heute keine weitere Vermittlung von Wohnungen von Amts wegen.“