Die Geschichte mit den Ponys und den Barbies nimmt man ihr eigentlich ab. Die Kabarettistin Carolin Kebekus aus Köln hätte eine normale Kindheit haben können – wenn nicht so einiges passiert wäre, was sie vom rechten Weg abbrachte – nicht nur, dass sie von der rechten Rheinseite der Domstadt stammt.
Als Kind merkte sie schnell, dass sie nicht mit Original-Barbies spielen durfte: „Das warn so Dupplikatte aus Kasaschstan, nischt von Martell - die hab ich dann Olga genannt!,“ ereifert sich die Komödiantin schon fast spuckend, ja grundaggressiv. Und als eine von denen nach einem Treppensturz ein „appes Bein“ hatte und ihre Mutter mit ruhiger, mahnender Stimme sagte: „Nun, bastel ihr doch bitte einen Rollstuhl, du hast doch nichts gegen behinderte Kinder, oder?“, spätestens da war es um die Contenance der kleinen Carolin geschehen und in Wutausbrüchen lebte sie noch mal auf der Bühne der Rheinhausen-Halle ihr damaliges Empfinden nach – derweil heute angesagte Begriffe wie „Integration“ mal eben ganz weit in den Hintergrund rückten.
Jetzt könnte man sagen, die Kebekus ist psychologisch ein klarer Fall, ein starkes Über-Ich, noch dazu von der Mutter verursacht, führt bei einem pubertierenden Mädchen zum Bruch mit sämtlichen Moralvorstellungen. Ja, aber da steckt mehr dahinter, auch wenn sie im folgenden so ziemlich sämtliche Kraftausdrücke für Geschlechtsteile und den sexuellen Akt als Salven ins Publikum feuert, 800 junge Zuschauer aus dem Häuschen sind und schon halb auf den Sitzen liegen. In ihrem Programm spricht sie aus, was Anke Engelke und Gabi Köster in ihrer besten und wildesten Zeit dem Publikum verschwiegen haben.
Wichtig ist, was auf der Mattscheibe passiert: „In jeder Talkshow heißdet „Hoeneß, Hoeneß, Hoeneß! Dem ‚Ulrich’ wünsch ich einen behaarten zwei Meter großn Zellnkumpl, der am Samstagabend statt Sportschau doch lieber ,Unser Charlie’ guckn will!“, zeigt sich die 33-Jährige am Puls der Zeit, und man wird den Eindruck nicht los, dass sie „Bürgertum“ will, aber „Unterschicht“ muss.
Auf Nahkampf ausgelegte Sprache
Liegt wohl auch daran, dass die Talk-Shows, die sie schaut um 16 Uhr beginnen, und vorwiegend bei Privatsendern „anzuzappen“ sind, was ihre Eltern ihr vorgelebt haben - wie sie dem Publikum erzählt. Bemerkenswert, wenn sie in ihrer für den Nahkampf ausgelegten Sprache feststellt: „Die eine Sendung, habisch übrigens zu Ende geguckt!“ Das war, ja klar, eine, in der es um die Einstellung eines Sex-Weltrekordes fürs Guinness-Buch der Rekorde ging.
Für Prekariatsforscher Thilo Sarazin jedenfalls wäre sie ein gefundenes Fressen. Vergleiche mit Gabi Köster sind vielleicht zu weit her geholt, dafür musste sich die große Kölner Kabarettistin nicht in den „beschissenen 90ern“ in enge Röhrenjeans zwängen: dennoch - ein bisschen von ihrem Spirit steckt auch in Kebekus - zumindest dann, wenn diese anfängt in „ihre kölsche Dialekt“ zu verfallen. Und der stammt eben von der rechten Rheinseite...