Duisburg-Rheinhausen. . Stadt erhöhte Gebühren für Standesbeamte Lehrerhaus drastisch um 100 Prozent. Freundeskreis Lebendige Grafschaft: Hochzeiten gehen seit Ende 2012 stark zurück. Verein beklagt Einnahmerückgang
Günther Pfeiffer und Karlheinz Jordaan, Vorsitzender und Stellvertreter des Vereins „Freundeskreises lebendige Grafschaft“, sind gemütvolle, meist gut gelaunte Zeitgenossen. Doch seit 14 Monaten treibt die beiden Heimatkundler, die sich seit mehr als 20 Jahren ehrenamtlich um das Lehrerhaus im Ortskern von Alt-Friemersheim kümmern, eine Sorge um: Die Zahl der Hochzeiten im beliebten Lehrerhaus ist seit 2012 drastisch eingebrochen. In den Jahren 2003, 2006 und 2009 gaben sich beispielsweise noch je 110 Paare das Ja-Wort- im Heimatmuseum an der Friemersheimer Straße, 2013 schmiedeten dort nur noch 28 Paare den Bund fürs Leben.
Einnahmequelle versiegt langsam
Da der Verein bei jeder Hochzeit in seinen Räumen 77 Euro einnimmt, beklagen Pfeiffer und Jordaan seit Ende 2012 auch einen Rückgang der Einnahmen des Vereins: „Das war bislang immer unsere Haupteinnahmequelle“ - eine Quelle, die jetzt langsam zu versiegen droht. Nicht dass die Leute weniger Lust zum Heiraten haben - die Ursache für den starken Rückgang der Hochzeiten im Lehrerhaus haben Pfeiffer und Jordaan bei der Stadt Duisburg ausgemacht. Denn wenn sich Brautleute im Lehrerhaus ewige Treue geloben, muss natürlich ein Standesbeamter „ausrücken“.
Dafür hat die Stadt die Gebühren mit Wirkung vom November 2012 von bisher 153 auf jetzt 306 Euro angehoben. Das ist das Doppelte wie bisher, eine Steigerung von 100 Prozent. Das kann kein Mensch nachvollziehen!“, hat der erboste Günther Pfeiffer völlig korrekt nachgerechnet. „So ein Wahnsinn“, kommentiert Karlheinz Jordaan. Unverständlich finden die beiden Freunde auch, dass die Stadt die entsprechende Gebührensatzung ohne große Ankündigung, ohne Rücksprache geändert habe. „Über einen entsprechenden Ratsbeschluss ist uns nichts bekannt“, so Pfeiffer. Diese Vorgehensweise findet der Vereinsvorstand „intransparent“. Was die beiden Rheinhauser zusätzlich in Wallung bringt: Umliegende Städte wie Moers, Krefeld, Mülheim und Oberhausen berechnen für die Aussendung eines Standesbeamten an einen pittoresken Ort der Trauung der Wahl gerade mal 66 Euro - und das konstant seit Jahren. Dagegen sind in Duisburg Eheleute gleich mit 306 Euro dabei.
Das ist aber noch nicht alles_ „Denn für eine Event-Hochzeit in Duisburg kommen noch mal 100 Euro zusätzliche Gebühren des Standesamtes dazu, zum Beispiel für das Personenstandsregister und das Buch“, rechnet Pfeiffer vor. „Damit kostet eine Hochzeit im Lehrerhaus das Brautpaar insgesamt sogar 406 Euro.“ Pfeiffer und Jordaan bitten die Stadt jetzt, zu maßvollen Gebühren, zumindest für den Standesbeamten, zurückzukehren. Die Stadt Duisburg will den Sachverhalt prüfen, hieß es bei der Pressestelle.