Rund hundert Roma, viele aus dem Haus „In den Peschen“ in Bergheim, werden sich an diesem Abend einmal ganz anders als sonst gefühlt haben: Angenommen, statt ausgegrenzt. Denn beim Winterkonzert im Forum der Lise-Meitner-Gesamtschule in Rheinhausen wurden die Kinder und Jugendlichen, auch einige Erwachsene, mit offenen Armen empfangen. Roma und Deutsche hatten das Kommunale Integrationszentrum der Stadt Duisburg, art@work, die Gesamtschule und der Runde Tisch „Offenes Rheinhausen“ in die moderne Aula der Gesamtschule an der Lessingstraße eingeladen, zu einem Gratis-Konzert unter der Losung „Stern in dunkler Nacht – Miteinander in Rheinhausen“. Denn nichts verbindet so wie Musik...
Nimmt man die Zahl von Musikern und Besuchern als Maßstab, scheint das Netzwerk, das den Roma nicht nur in Rheinhausen helfen will, gut zu funktionieren. Das Forum platzte fast aus allen Nähten: Mehr als 400 Kinder, Jugendliche und Erwachsene füllten die rundliche Schulaula, entweder aktiv oder passiv. Auf der Bühne musizierten rund 90 Minuten das Junge Ensemble Ruhr, eine Band mit sechs Instrumentalisten und vier Sängerinnen, und der Roma-Projektchor mit Duisburger Sängern und Familien aus den Peschen, ein Zeichen der Gleichberechtigung.
Heimspiel
Bei einigen Liedern wirkten Ensembles der Gesamtschule mit, die Musikkurse der Oberstufe mit 13 Sängern und zehn Instrumentalisten, das Ensemble der Klasse 9e, de Schulchor mit den Kids der Jahrgangsstufen 5/6, die Klasse 6e und die Theater-AG. Die musikalischen Fäden hielt Annegret Keller-Steegmann routiniert zusammen. Die Pianistin und Musiklehrerin an der Lise-Meitner-Gesamtschule hatte ein Heimspiel. Das Winterkonzert hatte die Rheinhauserin, die diverse Ensembles leitet und sich für die Roma in Bergheim engagiert, mit allen Beteiligten vorbereitet. Die wochenlangen Mühen haben sich in jeder Hinsicht gelohnt - musikalisch, menschlich uns gesellschaftlich.
Auch wenn das Event, offenbar aus Rücksicht auf muslimische Schüler, „Winterkonzert“ getauft wurde, trug die musikalische Leistungsschau durchweg einen weihnachtlichen Charakter. Alle sangen gemeinsam „Leise rieselt der Schnee“, gleich nach der Bach-Arie „Air“ zu Beginn. Festlich klangen danach auch die Lieder „Fällt ein Kind in diese Welt“, „Children“, modern arrangiert nach einer Komposition des Barockmeisters Johann Pachelbel und das rumänische Traditional „Me djeljavar „, zu deutsch „In Gottes Hand“.
Auch die nächsten Lieder sorgten für ein spirituelles Gänsehaut-Gefühl: „Über sieben Brücken (Karat), mit viel Soul und Gefühl in der Stimme von Anja Lerch interpretiert, „The world greatest“, „Hallelujah“ von Leonard Cohen, das türkische Traditional „Dostum“ (Freund), das Chanson „Vois sur ton Chemin - Achte auf deinen weg“, auf französisch und Deutsch gesungen, dann das Lied „Hoffnung“ nach einem Text von Bertolt Brecht. Wie schwierig es für Roma und andere Menschen ist, eine Wohnung zu suchen und nicht abgewiesen zu werden, zeigte der musikalisch untermalte Filmspot „Herbergssuche“ auf der Leinwand im Hintergrund der Bühne.
Im letzten Drittel steuerte Altoberbürgermeister Josef Krings die Lesung eines Auszugs aus der Weihnachtsgeschichte nach dem Lukas-Evangelium bei. Den internationalen Charakter des Konzerts unterstrich das Lied zum schwedischen, vorweihnachtlichen Jul-Fest: „Jul, Jul, stralande Jul“. Danach servierten die jungen Musiker weitere Lieder zum Weihnachtsfest: „Kommet ihr Hirten“, „Oh Happy day“ , Feliz Navidad“, „Hallelujah“, einem rumänischen Weihnachtslied und „Stille Nacht“.