Das Weihnachtsgeschäft in Homberg und Rheinhausen könnte besser laufen. Treue Stammkunden und kompetente Beratung erhalten aber den hiesigen Fachhandel
Nächste Woche ist bereits Heiligabend. Längst haben noch nicht alle Homberger und Rheinhauser ihre Geschenke für den Gabentisch zusammen. Die Redaktion hat jetzt nachgefragt, ob im Duisburger Westen im Advent überhaupt noch vor der eigenen Haustür gekauft wird.
„Das klassische Weihnachtsgeschäft gibt es in den Nebenzentren schon seit circa zehn Jahren nicht mehr“, sagt Karsten Vüllings, der Vorsitzende des Werberings Rheinhausen. „An den Adventssamstagen fahren die Kunden lieber in die großen Zentren, wo es Events und große Weihnachtsmärkte gibt.“ Damit könnten Einkaufsmeilen in den Außenbezirken einfach nicht konkurrieren. „Dabei gibt es Tage, an denen die Straßen hier mit Autos voll sind. Fast so, als wären wir in Kairo. Aber die Bürgersteige und Geschäfte sind leer.“ Dies zeige, dass sich größtenteils das Kaufverhalten der Menschen verändert habe: „Ich möchte gar nicht wissen, wie viel Weihnachtsumsatz uns durchs Internet verloren geht.“ Dies sei jedoch eine bundesweite Entwicklung, die fast alle Nebenzentren betreffe.
Sonne verheißt schlechtes Geschäft
Auch Hombergs Einkaufsmeile, die Augustastraße, hat schon bessere Zeiten gesehen. Hermann Eimer, Vorsitzender des Homberger Werberings, ist aber dennoch zufrieden: „Es läuft nicht viel schlechter oder besser als in den Vorjahren.“ Scheint an Adventssamstagen allerdings die Sonne, würden die Leute lieber nach Duisburg, Essen oder Oberhausen fahren, weil dort große Weihnachtsmärkte sind, sagt er. Dekoartikel, die seine Frau in Ellens Lädchen neben Damenmode anbietet, liefen derzeit allerdings sehr gut. Silberne Hirsche und Eulen seien der Renner.
Richtig brummt das Geschäft in der Augustastraße in diesen Tagen besonders im Buchhandel „Meister Druck“. Bücher sind alljährlich beliebte Geschenke. „Wir haben jetzt Hochkonjunktur“, sagt Inhaberin Reinhild Johnen. „Oft habe ich das Gefühl, dass hier ganze Busse ausgeladen werden“, flachst sie.
Die Kasse klingelt auch bei Marelle Moden an der Krefelder Straße in Rheinhausen. „Ich habe ganz treue, liebe Stammkunden, die froh sind, dass es noch schöne Geschäfte in Rheinhausen gibt“, sagt Inhaberin Elisabeth Schmitz, die seit über 40 Jahren Damenmode verkauft. Sie kennt ihre Kunden, die mitunter in der zweiten Generation bei ihr kaufen. Daher treffe ihre Beratung für Weihnachtsgeschenke immer ins Schwarze. Für Wintermode ist es aber zu warm, ihr Kassenschlager sind daher elegante Kleider für Festabende und Silvesterfeiern. Über den Umsatz kann sie zwar nicht klagen, wünscht sich aber für Rheinhausen mehr „Gemeinschaftssinn“ unter den Händlern und dass die Kunden sich besser über das örtliche Angebot informieren. Dass es allein in Hochemmerich 50 Fachgeschäfte gebe, wüsste kaum jemand.
Sehr gut bekannt ist zumindest die Stadtparfümerie Pieper am Markt. Dort haben Filialleiterin Ute Sroka und ihre Team jetzt kaum eine ruhige Minute. „Auch dieses Jahr schlagen wir die Schlacht vor Weihnachten. Leider entwickelt sie sich allerorts immer mehr zur Rabattschlacht.“ Gegen die „Geiz ist geil“-Mentalität kämpft ihr Team mit Service, kompetente Beratung und Freundlichkeit an, aber auch mit attraktiven Preisen. „Wir geben immer alles, um unseren Kunden durch sorgfältig ausgewählte Geschenke zu einem gelungenen Weihnachtsfest zu verhelfen.“ Das komme gut an und werde honoriert. „Sie scheinen stolz auf uns, ihr Fachgeschäft, zu sein.“
„Zwingend vor Ort einkaufen“
Obwohl sich auch Detlev Köhn von Magic Entertainment in Homberg ein Bein für seine Kunden ausreist, ist er völlig unzufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft. Die Playstation 4 steht auf zahlreichen Wunschzetteln. Hersteller Sony habe aber kurzfristig mitgeteilt, dass Großhändler und Einzelhändler nicht mehr rechtzeitig bis Heiligabend beliefert werden könne. „Das wäre unser Weihnachtskassenschlager gewesen“, ärgert sich Köhn. Außerdem seien alle sehnlichst erwarteten Konsolenspiele, etwa „Grand Theft Auto 5“, viel zu früh im November erschienen, als dass die Spiele an Heiligabend unterm Christbaum liegen würden.
Allzu pessimistisch sehen die beiden Werberinge die Situation in ihren jeweiligen Stadtteilen zwar nicht, aber „wer das schon dezimierte Angebot in den Nebenzentren erhalten möchte, muss zwingend vor Ort einkaufen“, mahnt Karsten Vüllings.