Moers. .
Dieses Mal trifft es Kommissar Pielkötter wirklich knüppelhart: Nicht genug, dass gleich mehrere zweifelhafte Selbstmordfälle auf seinem Schreibtisch im Duisburger Kriminalkommissariat landen, auch in seinem Privatleben bricht eine alte Baustelle wieder auf. Das ist mindestens „Ein Fall zu viel“, so der treffende Titel des druckfrischen vierten Pielkötter-Krimis aus der Feder der Moerser Autorin Irene Scharenberg. Was vor allem die Moerser freuen wird: Dieses Mal wird nicht nur in Duisburg ermittelt, eine der Spuren führt den Kommissar auch in die Meerbecker Kolonie. Pielkötter ist wirklich nicht zu beneiden. Erst stürzt ein Mann von der Besucherplattform des Hochofens im Landschaftspark Nord, dann wird eine Frau in Duisburg-Neudorf Opfer eines selbst verschuldeten Autounfalls. Selbstmord oder nicht?
Vierter Krimi in fünf Jahren
Der Kommissar und sein Partner Barnowski ermitteln jedenfalls erstmals in alle Richtungen – zu merkwürdig scheinen die Umstände der Todesfälle. Dazu kommt der tägliche Kleinkrieg mit Staatsanwalt Lochhausner, der den Ermittlern mit seinem Spardiktat das Leben schwer macht. Und als wäre das alles nicht genug, rutscht Pielkötter im Privatleben immer tiefer in eine ernsthafte Ehekrise mit seiner Frau Marianne. Scheinbar zufällig trifft er zeitgleich jene Frau wieder, die ihn an seine erste Jugendliebe erinnert.
Erneut gelingt es Scharenberg, einen schlüssigen und spannenden Kriminalfall zu entwickeln, über dessen Lösung sich ausreichend rätseln lässt. Mit viel Fingerspitzengefühl widmet sich die ehemalige Lehrerin aber auch der in die Jahre gekommenen Ehe des Kommissars, den die Probleme zu Hause zunehmend zermürben. Pielkötters lähmende Ratlosigkeit, die hilflosen Versuche, sein Privatleben wieder in geordnete Bahnen zu lenken, geben dem Krimi Tiefe. Am Ende des Buches wird nicht nur der Kriminalfall aufgeklärt, auch in Pielkötters Privatleben fällt schließlich eine Entscheidung.
Klar, dass man gerade jetzt unbedingt wissen will, wie es mit dem immer häufiger Wodka trinkenden Pielkötter weitergeht, während drumherum gerne weiter gemordet werden darf. Es könnte aber sein, dass sich die Leser damit noch etwas gedulden müssen. Nach dem vierten Krimi in fünf Jahren und ausgiebigen Lesetouren, sagt Irene Scharenberg, könne sie ein bisschen Luft gebrauchen. Schade.