Der Rheinhauser Ortsteil Bergheim hat historische Bauten und auch allerhand Kultur zu bieten. Streifzug durch die Gemeinde.

Jetzt strahlt er wieder in die Nacht, der Bergheimer „Leuchtturm“: Von St. Martin bis zum Weihnachtsfest wird der Wasserturm grün angestrahlt. Wie eine Landmarke, wie ein Wahrzeichen steht der 50 Meter hohe Turm auf dem höchsten Punkt Bergheims, 36 Meter über Normalnull. 1908 wurde der Speicherturm zum Wasserwerk der damaligen Gemeinde Hochemmerich hochgezogen, unter der Leitung von Josef Hansen errichtet. Seit 1990 ist das historische Gebäude denkmalgeschützt, genauso wie das dazugehörige Pumpenhaus nebenan. Aber auf einem Spaziergang durch den alten Dorfkern von Bergheim gibt es noch weit mehr zu entdecken...

Als Wasserturm und Pumpenhaus in der Kaiserzeit an der Straße „Auf dem Berg“ gemauert wurden, waren sie auf eine stark wachsende Siedlung ausgelegt. Diese stadtplanerische Entscheidung sollte sich bald auszahlen. Denn gerade in den kommenden Jahrzehnten wuchs die Bevölkerung Rheinhausens enorm. Die Montanindustrie boomte, das Krupp-Stahlwerk und die Zeche Diergardt-Mevissen, die größten Arbeitgeber vor Ort, zogen immer mehr Arbeiter und ihre Familien an. Eine Folge: 1934 wurde Rheinhausen Stadt, mit damals rund 40 460 Einwohnern.

3000 Kubikmeter Wasser

Die Bürger der Stadt am Rhein brauchten Wasser, viel Wasser. Das kühle Nass lieferte jetzt der Wasserturm in Bergheim: Der riesige, genormte Kugelbehälter am Kopf des Turms fasst mehr als 3000 Kubikmeter Wasser und hat einen Durchmesser von 9,20 Metern. Und so kommt man hoch: Den Turm kann man durch ein Treppenhaus im Inneren erklimmen. Innerhalb der Kugel geht es dann weiter, durch eine Röhre mit Leitersprossen, bis hinauf zur Laterne.

Zum Wasserwerk gehört auch das Pumpenhaus, ein Rundbau, 7,5 Metern im Durchmesser, 7,5 Meter hoch. In dem Bau befindet sich ein Brunnenschacht. Zwei Pumpen förderten früher das Wasser in den Turmbehälter, mit einer Kapazität von 60 Kubikmetern pro Stunde. 1996 waren die Gewinnungsreserven erschöpft. Die Pumpen wurden stillgelegt.

Direkt gegenüber an der Straße „Auf dem Berg“ lohnt sich ein Besuch in der Rheinhauser Bergbausammlung. Das kleine, aber feine Museum wird von einem Verein betrieben, gehört heute sogar zur Route der Industriekultur. Seit August 2007 residiert der Verein in den Räumen der ehemaligen, städtischen Senioren-Tagesstätte „Auf dem Berg“. In der Dauerausstellung sind mehr als 850 Exponate rund um die 118-jährige Bergbaugeschichte Rheinhausens zu sehen. Dazu gehören Arbeitsgeräte, Geleucht, funktionstüchtige Modelle wie der Förderturm der Zeche Diergardt I/II im Maßstab 1:30, Signaleinrichtungen, Mineralien, Urkunden, historische Fotos und Pläne sowie persönliche Erinnerungsstücke, eine umfangreiche Fachbibliothek und mehr. Geöffnet hat die sehenswerte Sammlung donnerstags und sonntags bei freiem Eintritt.

So fing alles an: Als die letzten Schachtanlagen in Rheinhausen still gelegt wurden - Diergardt 1967 und Mevissen 1973 - fanden sich private Sammler und ehemalige Bergleute um Joachim Schulze zusammen und schufen mit Unterstützung des Sponsors, der Supermarktkette Götzen, eine Sammlung von etwa 500 Exponaten. Die erste Ausstellung eröffnete 1983 im Lichthof der ehemaligen Zeche Diergardt. 1993 wurden ein Großteil der Sammlung und das komplette Archiv bei einem Brand im Götzen-Verwaltungsgebäude vernichtet. 1994 konnte eine überarbeitete Sammlung wiedereröffnet werden. 1998 ging Götzen in Konkurs. Die dort untergebrachte Sammlung zog in die Räume der Caritas-Werkstätten Niederrhein um, die auf dem früheren Kohlenlagerplatz der Zeche Diergardt steht. 2004 meldet die Caritas Eigenbedarf für die Räume an. Folglich musste die Sammlung 2007 wieder umziehen, nach Bergheim.

Ein paar Schritte „Auf dem Berg“, dann Schmiedestraße hinab, führt der Weg zur Bergheimer Mühle, ein weiteres Wahrzeichen des Ortsteils . Hier wurden einst drei Mühlen nacheinander betrieben. Die heute sichtbare Backstein-Mühle wurde 1794 erbaut. Danach wurde hier bis 1930 Mehl gemahlen. Im 2. Weltkrieg wurde das Bauwerk beschädigt, später restauriert. 1980 erhielt die Bergheimer Mühle ein neues Flügelkreuz.

Restaurant ging schnell pleite

2007/2008 kam erstmals wieder neues Leben in die alten Gemäuer an der Peschmannstraße. Damals eröffneten die Rheinhauser Gastronomen Roberto Mattiuzzo und Holger Leschik in den denkmalgeschützten Mauern hinter den schweren Holztüren ein italienisches Restaurant. Doch das „Il Mulino“ schloss nach zwei Jahren wieder. Bis heute steht die Mühle leer, zum Leidwesen vieler Ausflügler, denn allzu viele gastronomische Alternativen gibt es in Bergheim nicht...

.... wäre da nicht die rührige, engagierte evangelische Kirchengemeinde Bergheim gleich gegenüber, Sie sorgt bei ihren alljährlichen Festen stets auch fürs leibliche Wohl. Beim Mühlenfest im September etwa treten auf der kleinen Wiese direkt neben der Mühle Chöre und Rockbands auf, informieren karitative Organisationen über ihre Arbeit.

Und beim Folkfest im Juni, das seit 20 Jahren steigt, drängeln sich auf der großen Wiese neben dem Gemeindehaus „Auf dem Wege“ schon mal bis zu 8000 Musikliebhaber. Und wenn es dann mal nicht regnet, weht schon mal ein Hauch von Woodstock von der Wiese bis zur Mühle gegenüber...

Wie man hinkommt:
Am besten
erreicht man den Dorfkern Bergheims mit den Buslinie 921 sowie 914/922. Von der Haltestelle Buchenstraße sind es etwa 200 Meter bis zur Mühle und zum Gemeindehaus.

Für einen Besuch der Bergbausammlung empfiehlt sich die Linie 914/922 bis zur Haltestelle Flutweg am Krupp-Gymnasium.