Duisburg-Rheinhausen. . Landtagsabgeordneter der Partei Die Linke will statt Martinszügen Umzüge ohne christlichen Bezug. Und stößt damit auch im Duisburger Westen auf Unverständnis
„Ich gehe mit meiner Laterne...“ Nun ziehen sie wieder, tausende Kinder laufen in diesen Tagen wieder mit ihren Laternen durch die Straßen im Duisburger Westen, singen in Homberg und Rheinhausen, Baerl und Rumeln-Kaldenhausen: „Sankt Martin war ein frommer Mann...“ Wenn es nach dem Linke-Landtagsabgeordneten Rüdiger Sagel geht, soll damit bald Schluss sein (wir berichteten). Denn Sagel möchte das Traditions-Event für Mädchen und Jungen in einen neutralen „Sonne, Mond und Sterne“-Umzug umwandeln, ganz ohne christlichen Bezug. „Um die religiösen Gefühle nicht-christlicher Kinder und Eltern nicht zu verletzten“, sagt Sagel. Mit seinem Vorschlag hat der Linke-Abgeordnete in NRW eine heftige Diskussion, landauf, landab einen Riesenwirbel ausgelöst. Doch was sagen bekannte Kommunalpolitiker im Westen zu Sagels durchaus ernst gemeintem Beitrag?
Sie zeigen sich genauso irritiert bis verwundert, ähnlich wie ein Großteil der Bevölkerung, wie zahllose Kommentare im Internet zeigen. Rheinhausens Bezirksbürgermeister Winfried Boeckhorst (SPD) zum Beispiel lehnt Sagels Initiative rundweg ab. „Zur Tradition unseres Abendlandes gehört vor allem das Christentum und der Humanismus, mit alle ihren Werten, mit all dem, was dazugehört“, sagte Boeckhorst auf Anfrage. „Ich bin der Auffassung, dass wir uns von diesen Grundfesten, auf die wir stolz sind, nicht trennen können. Ganz einfach: ich bin dagegen!“
Schließlich sei die Tradition der Sankt-Martins-Züge weiter lebendig, lebe auch in unseren Tagen weiter fort, so Boeckhorst. Dies dokumentiere sich auch in der langen Liste von Umzügen, die in diesen Wochen in Rheinhausen und Umgebung stattfinden (wir berichteten). Für den Bezirksbürgermeister stellen die Sankt-Martins-Züge auch ein kulturelles Angebot dar, auch für alle nicht-christlichen Mitbürger.:Man könne sich ja auch „gegenseitig bereichern und befruchten, indem man Feste und Gedenktage von Menschen anderen Glaubens feiert und erlebt.“
„Unverschämtheit“
Auch Katharina Gottschling, CDU und stellvertretende Bürgermeisterin im Bezirk Rheinhausen, spricht Klartext: „Ich bin regelrecht sauer auf die Linke. Ich möchte unsere christlichen Werte, die wir hier vertreten, gewahrt wissen. Ich bin nicht ansatzweise bereit, davon abzuweichen. Auch die muslimischen Kinder gehen gerne bei den Sankt-Martins-Zügen mit. Ich habe das selbst in den Grundschulen erlebt. Ich danke auch dem Zentralrat der Muslime Deutschlands, der den Vorschlag der Linken bereits als unnötig abgelehnt hat und sich zu den gemeinsamen Feiern bekannt hat.“
Günter Pfeiffer, Vorsitzender des Freundeskreises Lebendige Grafschaft in Rheinhausen hält den Vorschlag, die Sankt-Martins-Züge umzuwandeln schlicht für eine „Unverschämtheit“: „Die muslimischen Kinder sind genauso Feuer und Flamme für Sankt Martin wie unsere Kinder. Bei meinem Enkel in der Schule zum Beispiel basteln sie genauso akribisch ihre Laterne zusammen wie ihre christlichen Klassenkameraden.“
Hans-Joachim Paschmann, Bürgermeister im Bezirk Homberg, Ruhrort, Baerl, hält die aktuelle Diskussion für „überflüssig wie einen Kropf“: „Wir haben nun wirklich Wichtigeres zu tun.“ Die Tradition der gemeinsamen Sankt-Martins-Züge sollte auf jeden Fall fortgesetzt werden. Als Beispiele nannte Paschmann, („Ich bemühe mich, bei ein oder zwei Umzügen im Jahr selbst dabei zu sein.“) die traditionellen Umzüge an den Gemeinschaftsgrundschulen an der Otto- und Kirchstraße: „Dort gehen alle Kinder, egal welchen Glaubens, in jedem Jahr mit Begeisterung mit.“
Der Bezirksbürgermeister erinnerte daran, dass der christliche Sankt-Martins-Umzug und das muslimische Opferfest auch eine wichtige Gemeinsamkeit haben: „Den Gedanken des sozialen Miteinanders und der Nächstenliebe.“