Duisburg-West. . Tristesse pur: In Homberg und Rheinhausen schließen selbst Traditionskneipen wie der „Reichsadler“. Woran das liegt, erklärt ein Experte vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband
Heruntergelassene Rollläden, verrammelte Türen, abgeblätterter Putz – wer im Duisburger Westen auf ein Getränk in eine Eckkneipe gehen möchte, trifft auf Tristesse. Selbst der legendäre „Reichsadler“ an der Atroper Straße in Rheinhausen ist geschlossen (wir berichteten). Die Rheinhauser und Homberger Kneipenlandschaft ist nahezu ausgetrocknet, was allerdings auf das gesamte Ruhrgebiet zutrifft. Wo liegen die Gründe?
Seit 21 Jahren ist Geschäftsführer Thomas Kolaric beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) unter anderem für Duisburg und den Kreis Wesel zuständig. „Und seit 21 Jahren begleite ich das Kneipensterben im Ruhrgebiet.“ Die Gründe für das Aus so mancher Eckkneipe sieht er in der veränderten Marktsituation. „Vor 30 Jahren war es Usus, dass etwa die Stahlarbeiter nach der Schicht in die Kneipe gingen, so gab es bald an fast jeder Ecke einen Ausschank.“ Heute gebe es deutlich weniger Menschen, die auf ein Bier in die Kneipe gehen, „also bereinigte sich der Markt, nur wenige Kneipen blieben übrig.“ Veränderte Vorschriften in Sachen Nichtraucherschutz sowie steigende Preise machten weiteren Wirten den Garaus. „Die Leute vergleichen die Bierpreise in der Kneipe mit denen im Supermarkt, so kriegen sie für zehn Euro im Laden einen Kasten und in der Kneipe lediglich sechs Gläser Bier. Einige vergessen dabei, dass sie eben nicht nur das Bier, sondern auch das Ambiente, das Gefühl, mitbezahlen.“
Dazu seien immer weniger bereit, berichtet Kolaric von seinen Erfahrungen, viele Leute sparen ihr Geld nun für Urlaube oder größere Anschaffungen und trinken ihr Bier zu Hause. Sie befinden sich auf dem Rückzug ins Private. Was viele Kneipiers sicher mehr als ungern hören werden...