Duisburg-Baerl. . Die typische runde Turmwindmühle niederländischer Art aus dem Jahr 1843 ist der Blickfang für Baerl,gibt einen spannenden Einblick in die Geschichte und dient als Unterrichtsstätte für Kinder.
„Erbaut 1834, restauriert 1974 und 2008“ - mit diesem Schriftzug prangt hoch oben an der Lohmühle in Baerl der „Mühlenbart“, ein Inschrift-Schild, das verkürzt die Geschichte des Denkmals erzählt. Darauf weist Norbert Nienhaus, Initiator und Vorsitzender des „Mühlenvereins Lohmühle e.V. Duisburg-Baerl“, als erstes hin, bevor er ins Detail der Historie geht und zum Rundgang durchs alte Bauwerk einlädt. „Die Mühle ist ein Mehrwert für Baerl und dafür gibt es drei Argumente,“ sagt der engagierte Mann und zählt auf: der geschichtlichen Art, der pädagogische Wert sowie der Wert als typische Landmarke.
Und gerade Letzteres stellt jener Zeitgenosse fest, der über den Rheindeich Richtung Orsoy und durch das Binsheimer Feld radelt. Automatisch schweift der Blick über das idyllische Baerl mit seinen kleinen Häusern und bleibt sofort an der sich erhebenden Lohmühle haften, der Landmarke von Baerl. Und wenn der Ausflügler dann über verschiedene Wege, auf jeden Fall aber über Schul- und Mühlenstraße schließlich das Hinweisschild zum Bauerwerk an der Straße „An der Lohmühle“ findet und dort eine Rast einlegt, kann er innehalten und gedanklich eine Zeitreise in die Vergangenheit unternehmen.
Die Turmwindmühle in der heutigen Bauweise steht seit 1834 an dem geschichtsträchtigen Ort. Ihre Vorgängerin war eine bereits 1719 als „Cönigliche Wint- und Rossmühlen erwähnte Bockwindmühle aus Holz, die bei einem Herbststurm im Jahre 1832 umfiel und abbrannte. Und noch viel weiter zurück in die Vergangenheit, nämlich im 15. Jahrhundert gab es sogar zwei Mühlen an dieser Stelle. Eine an der damals wasserreichen „Law“, dem Lokbach, gelegene Wassermühle, in der Eichenrinde zu Gerberlohe gemahlen wurde. Von eben jener Gerberlohe leitet sich der heutigen Name „Lohmühle“ ab.
Der letzte Müller hieß Möller Jan
Zudem gab es eine Bockwindmühle, in der Getreide gemahlen wurde. In alten Schriftstücken wird über einen Verkauf einer „Baerlschen Windmühle durch Wilhelm van Ypelaer an den Grafen Engelbert von Nassau im Jahr 1412 berichtet. Es wird angenommen, dass diese Windmühle eine der frühen Vorgängerinnen der Lohmühle ist. Ihr letzter Müller, Johann Hilgenpahl, genannt Möller Jan, kam 1890 als Müllergeselle, kaufte 1902 die Mühle vom Vorbesitzer. Nach dem Verlust der Mühlenflügel im Jahre 1916 wurde der Betrieb auf Motorkraft umgestellt.
Der letzte Müller, Johann Hilgenpahl, genannt Möller Jan, kam um 1890 als Müllergeselle auf die Mühle und kaufte diese 1902 vom Vorbesitzer Damscheu. Nach dem Verlust der Mühlenflügel im Jahre 1916 stellte man den Mahlbetrieb auf Motorkraft um. Als Johann Hilgenpahl 1955 starb, führte seine Tochter, Käte Hilgenpahl, die Familientradition als Müllerin fort, bis es 1960 durch die Umstände der Zeit zum Stillstand der Mühlsteine kam.
Zur Erhaltung der Lohmühle und ihres heute noch betriebsfähigen Mahlwerkes führte die Gemeinde Rheinkamp 1974/75 eine umfassende Restaurierung durch. Die Mühle wurde auch mit neuen Flügeln ausgestattet. Eine weitere Restaurierung fand 2008 unter der Regie des 2007 gegründeten Mühlenvereins statt. Wissenswertes berichtet Norbert Nienhaus: „Die Lohmühle ist eine typische runde Turmwindmühle niederländischer Art. Im Gegensatz zu ihr ist die Lohmann-Mühle an der Augustastraße in Baerl achteckig, was sehr selten ist.“ Eine weitere Besonderheit: Die Mühle besteht bis zu 97 Prozent aus einer Originalmühlentechnik, mit der Getreide gemahlen werden kann. Das möchte der Mühlenverein künftig auch gerne bei besonderen Terminen, wie etwa den jährlichen Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag einem breiten Publikum demonstrieren. Dafür würde Nienhaus auch gerne die einjährige Ausbildung zum Mühlentechniker in den Niederlanden machen. Doch zuvor müssten noch die letzten Arbeiten durch die Fachleute der niederländischen Mühlenbaufirma Vaags erfolgen. Ganz wichtig: Die Anbringung eines Flügelkreuzes.
Aber nicht nur mit die Restaurierung der Mühle kümmert sich der Verein. Die Technik und Geschichte bringt er immer wieder Schülern nahe, auch junge Studenten, die zu Archäologen oder Denkmalschützern ausgebildet werden, arbeiteten schon in der Baerler Lohmühle mit.
Info-Kasten:
Der Mühlenverein wurde 2007 zum Zweck der Restaurierung der Lohmühle gegründet. Der Verein hat heute 75 Mitglieder. Als Jahresbeitrag werden 18 Euro erhoben. Nach wie vor ist der Verein auf Spenden angewiesen, da er mit einer Förderung durch das Land nicht mehr rechnen kann.
Die derzeitige Landesregierung Mittel für die Denkmalpflege erheblich gekürzt. In 2014 fließen nur noch 25 Prozent der ursprüngliche Summe hauptsächlich für sakrale Bauten wie etwa der Xantener Dom. 2015 läuft die Förderung komplett aus.