Egon Jansen (82) über seine Liebe zum Schwimmen, die Erfolge bei der Europameisterschaft in Eindhoven und eine Begegnung mit Bud Spencer.

Zugegeben, der Handabdruck am Oberarm von Egon Jansen ist längst wieder verschwunden, die Begegnung in einem Turiner Schwimmbecken ist schließlich beinahe 60 Jahre her. Im Gedächtnis ist dem 82-jährigen Rumelner das Wasserball-Duell mit seinem direkten Gegenspieler aber noch immer präsent. „Carlo Pedersoli hatte schon damals sehr viel Kraft.“

Wie die Geschichte weiterging? Pedersoli gab den Wasserballsport und das Schwimmen recht schnell auf, nannte sich Bud Spencer und wurde zum Leinwandstar. Egon Jansen ist dem Schwimmen treu geblieben und hat nach eigener, sehr grober Schätzung, im Becken des Aegir-Schwimmvereins Uerdingen bisher eine Strecke zurückgelegt, die dreimal um die Erde reichen würde. Fährt er zu Wettkämpfen, kommt er wie jüngst bei der Europameisterschaft in Eindhoven, mit Medaillen zurück nach Duisburg.

Deutscher Rekord über 200m Lagen

„Meine Eltern hatten mich als Kind quasi dazu gezwungen, schwimmen zu lernen, weil sie es selbst nicht konnten“, blickt er zurück. In Oberhausen, seiner Geburtsstadt, fing alles an, Jansen wechselte recht zügig zu einem in den 1950ern sehr erfolgreichen Verein, dem SV Ruhrort 09. Hier schwamm er 1953 deutschen Rekord über 200 m Lagen mit 2:37,7 Minuten. Zum Vergleich: der aktuelle Weltrekord des US-Amerikaners Ryan Lochte liegt bei 1:54,00 Minuten.

Egon Jansen war schnell und holte viele Medaillen bei diversen Meisterschaften, Profi konnte man damals aber als Schwimmer nicht werden. „Ich habe beim Kraftwerksbauer Babcock Technischer Zeichner gelernt und bis zur Rente vor 22 Jahren als Abteilungsleiter gearbeitet.“ Die Tätigkeit habe ihn weltweit reisen lassen, es war die einzige Zeit in seinem Leben, in der er wenig schwamm. „Die Arbeit und die Familie mit vier Kindern waren wichtiger“, sagt seine Frau Käte (81).

Heute schwimmt er wieder, seit dem Umzug vor 40 Jahren nach Rumeln für Aegir 07 Uerdingen. Dort ist er inzwischen Ehrenmitglied. Der Verein hatte ihn gebeten, doch zur Masters-EM nach Eindhoven zu fahren, brauchte Aegir doch neben der ehemaligen Weltklasse-Schwimmerin Anne Poleska ein weiteres Aushängeschild. „Also bin ich gefahren, jeden Tag 100 Kilometer hin und zurück.“

Vier Mal Bronze, ein Mal Silber

Vier Bronzemedaillen hatte er mitgebracht, über 50, 100 und 200 m Freistil und über 50 m Rücken. Als er sich dann wieder auf den Weg machte, gab ihm seine Frau etwas flapsig einen Auftrag mit: „Bring diesmal eine Silbermedaille mit.“ Egon hielt Wort, wurde über 100 m Rücken Vize-Europameister, lediglich geschlagen von Fritz Ilgen, einem 80-Jährigen, der vom Bodensee stammt. Jansen freut sich über die Medaille, sagt aber auch, dass er gegen Ilgen chancenlos war. „Er ist jünger, gerade erst in die Klasse ab 80 Jahre gekommen. Der schwimmt uns allen davon.“

Wettkampfsport möchte Egon Jansen eigentlich nicht mehr machen, für seinen Verein war er noch einmal angetreten. Andererseits: In drei Jahren kommt Jansen in die nächste Altersklasse, Medaillen sind da sozusagen programmiert. „Ich überlege noch, wenn EM oder WM in der Nähe stattfinden, fahre ich vielleicht hin.“

Den Segen seiner Frau hat er, auch wenn Käte manchmal meckert über Hunderte Medaillen, die im Keller hängen. „Es sind schon sehr viele geworden. Einige waren bereits angelaufen und wir haben sie weggeworfen.“

Info-Kasten: Aegir Uerdingen
Überstanden
hat der Verein von Egon Jansen laut eigener Aussage die 2009 eingeleitete Insolvenz. „Es ist nur noch Formsache und bis Jahresende werden wir alle Papiere unterschrieben haben“, schreibt der Vorstand.

Die Mitgliederzahl habe sich innerhalb der vergangenen Monate von 350 auf jetzt 500 erhöht. „Das haben wir durch den tollen Sommer und den unermüdlichen Einsatz der Mitglieder geschafft“, freut sich Pressesprecher Arnulf Diegel. Im kommenden Jahr, ab Mai ist das 50 Meter-Becker wieder geöffnet, möchte der Verein weiter wachsen. Kontakt: Duisburger Straße 383, 47829 Krefeld-Uerdingen, www.ssf-aegir-uerdingen.de.