Duisburg-Friemersheim.. Jugendliche fragen, Politiker antworten. Premiere zur U 18-Wahl in Friemersheim.


Demokratie lebt von der Beteiligung der Bürger - vor, nach und besonders bei Wahlen. Kinder und Jugendliche sind die Wähler von morgen. Darum haben das Deutsche Kinderhilfswerk, der Bundesjugendring erstmals eine U18-Wahl für Kinder und Jugendliche aus der Taufe gehoben. Am morgigen Freitag können die Kids das Wählen auch im Duisburger Westen trainieren. Zur Vorbereitung stellten sich Bundestagskandidaten und Ratsmitglieder von SPD, CDU, Grünen, FDP und Linke im Friemersheimer Wahllokal U18, im Zentrum der katholischen Kirchengemeinden St. Josef, rund 40 Jungen und Mädchen vor. Kinder und Jugendliche fragten, Politiker antworteten. Eine Premiere.

Gut vorbereitet in die Fragerunde

Die Friemersheimer im Alter von sieben bis 17 Jahren gingen nicht unvorbereitet in die Fragerunde. Zuvor hatten sie Julia Klein, Christian Biesemann und Jaqueline Dederichs von der Katholischen Jungen Gemeinde und der St. Josef Kinder-, Jugend-, Familienhilfe eine Stunde über die Bundestagswahl, die Parteien und ihre Programme spielerisch informiert. Punkt 18 Uhr erschienen SPD-Ratsherr Rainer Schütten, CDU-Ratsherr Klaus Mönnicks, Linke-Ratsfrau Barbara Laakmann. Mit Anna von Spiczak von den Grünen und Frank Albrecht von der FDP nahmen sogar zwei echte Bundestagskandidaten für die beiden Wahlkreis Duisburg I und II teil. Sie berichteten zunächst ausführlich, wo sie herkommen, wie alt sie sind, welche Berufe sie ausüben, warum sie Politiker wurden, in ihre Partei eintraten.

Dann ging es auch schon mit der Fragerunde los. Jonas wollte wissen, warum Wahlversprechen meistens nicht eingehalten werden würden. Sozialdemokrat Rainer Schütten (59, Techniker, Rheinhausen ): „Du hast bestimmt zwei Eltern. Zwei Menschen müssen immer Kompromisse eingehen. Alleine kannst du machen, was du willst. So ist das auch in der Politik. In der Geschichte der Bundesrepublik seit 1949 hat nur selten eine Partei alleine regiert. Da war fast immer ein Partner dabei. Das, was du erreichen möchtest, wirst du nie ganz 1:1 umsetzen können.“ Christdemokrat Klaus Mönnicks (67, Lehrer im Ruhestand, Rheinhausen): „Manchmal ändern sich nach einer Wahl auch die äußeren Bedingungen, etwa die Mehrheitsverhältnisse.“ Ein Jugendlicher: „Es wird aber bei Wahlen gelogen!“ Barbara Laakmann (63, Lehrerin im Ruhestand, Rheinhausen): „Das muss man der Wahrheit halber sagen: Ja, natürlich wird gelogen, auch vor Wahlen. Das ist blöd! Deswegen muss man solche Lügner beobachten und bei nächster Gelegenheit auf ihre Aussagen festnageln!“

Zwei Jungen wollten wissen, wie die Politiker zur Zuwanderung von Bulgaren und Rumänen stehen. Anna von Spiczak (26, Politikwissenschaftlerin, Huckingen): „Die Roma flüchten aus Bulgarien und Rumänien. Sie verlassen ihre Heimat nicht freiwillig, werden dort politisch verfolgt, leben in Baracken, die Kinder spielen im Müll. Deswegen ist es unsere humanitäre Pflicht, diese Menschen hier aufzunehmen. Außerdem sind die Roma EU-Bürger, können sich überall niederlassen. Aber die Situation muss entschärft werden. Die Stadt braucht finanzielle Hilfe, vor allem vom Bund. Und die EU muss diesen Armutsflüchtlingen in ihrer Heimat helfen.“ Freidemokrat Frank Albrecht (46, Jurist und Beamter im NRW-Wissenschaftsministerium, Duissern) ergänzte: „Die Entscheidung der EU, Freizügigkeit einzuräumen, war falsch. Wir müssen jetzt für einen Ausgleich der Interessen zwischen Armutsflüchtlingen und Nachbarn sorgen. Es gibt Nachbarn, die unter der Situation leiden und jetzt falsche Entscheidungen ausbaden müssen. Polizei und Ordnungsbehörden müssen für Ordnung sorgen. Den Roma muss in ihrer Heimat geholfen werden. Da ist die EU in der Pflicht!“

Ausführlich beantworten die Politiker weitere Fragen der Kinder und Jugendlichen: Ob genug gegen die Kriminalität gekämpft wird, ob es genug Studienplätze für alle gibt, was die Politiker von Schulen ohne Hausaufgaben und Sitzenbleiben halten. Der Gesamteindruck: Die Politiker nahmen die Wähler von morgen, ernst, gingen fast immer konkret auf Fragen ein Ein gelungener Dialog mit der Jugend. Sie hat schon morgen die Wahl...

Info-Kasten:Bei der Aktion „Wahllokal U18“, die verschiedene Jugendorganisationen organisieren, können Kinder und Jugendliche morgen bundesweit mitmachen. In Duisburg gibt es insgesamt 20 Wahllokale, acht davon in den Bezirken Rheinhausen und Homberg.

Hier die Wahllokale:
Homberg: Falkenheim, Kirchstraße 18, Ansprechpartner Mark Roorda; Stadtteilförderverein Homberg, Ehrenstraße 14, Alfred Roch; Jugendzentrum JUZO, Ottostraße 114, Heike Holtkamp; Rumeln-Kaldenhausen: Albert-Einstein-Gymnasium, Schulallee 11, Hannes Ernst; Rheinhausen: Pfadfinderschaft St. Georg, Stamm Asterlagen, Bergheimer Straße 166, Andreas Brüggemann; Jugendzentrum St. Peter, Schwarzenberger Straße 47, Pascal Rusche; KJG Friemersheim, Kronprinzenstraße 32a, Jaqueline Dederichs; Kom’ma-Theater, Schwarzenberger Straße 147, Martin Müllerhöltgen.