Duisburg-Rheinhausen. . Seit 450 Jahren gibt es Protestanten in Rheinhausen. Das ist eine Festwoche wert

Christuskirche, Kreuzkirche, Dorfkirche, Erlöserkirche und Friedenskirche. Fünf Gotteshäuser an der Zahl haben für die Protestanten im gesamten Stadtteil Rheinhausen stets die Tür geöffnet. Und vom 22. bis 29. September möchten die Christen ganz besonders viele Menschen in ihren Kirchen und Gemeindezentren begrüßen. Es gibt ein großes Fest zu feiern, dessen Slogan darauf hinweist, was den Protestanten wichtig ist: Sie machen Kirche von unten. „450 Jahre evangelisch vor Ort“ heißt somit treffend die Jubiläumswoche. Denn so viele Jahre ist es her, dass auch in Rheinhausen die Reformation durchgesetzt wurde.

Über die Hintergründe der Geschichte, der Theologie sowie die Entwicklungen in der neueren Zeit und das umfangreiche Programm informierten jetzt Pfarrer Dieter Herberth, die Pfarrerinnen Christa Beutelmann und Beate Rosenbaum-Kolrep sowie Professor Okko Herlyn, Theologe und Kabarettist. Der Hochemmericher Martin Hovius hatte in der revolutionären und theologisch hochspannenden Zeit der Reformation in Wittenberg studiert. Bekanntlich war diese Stadt das Zentrum der protestantischen Idee und einer der Wirkungsstätten Martin Luthers. 1563 wurde Martin Hovius der erste protestantischen Pfarrer auf dem heutigen Gebiet von Rheinhausen. Der Graf von Moers hatte seinerzeit erlaubt, dass die Protestanten hier bleiben dürfen.

Selbstständige Gestaltung

Okko Herlyn: „Der Niederrhein war damals katholisch. Es gab aber Grafschaften, die sagten, wir schließen uns der neuen Bewegung an, wir wollen nicht mehr zu Rom gehören.“ Weg vom Diktat einer Obrigkeit (Papst) wollten damals die Menschen und hin zur selbstständigen Gestaltung. Und das hat nach wie vor Bedeutung. Nicht die Landeskirche sondern das Presbyterium einer Gemeinde gibt die Richtung vor, wählt ihren Pfarrer. Und es gab auch schon die Situation, dass die Basis, also die Gemeindeglieder, stärker waren als das Presbyterium, sich gegen dessen Entscheidungen durchsetzten.

Vor 450 Jahren hatten die Protesten auch sogleich ein Gotteshaus. Die damalige katholische St. Peter-Kirche wurde zur Christuskirche und das ist sie noch heute. Im Laufe der Jahrhunderte wuchs die Zahl der evangelischen Christen enorm an. 30 000 Gemeindeglieder wurden etwa 1963 gezählt. Organisatorische Gründe zwangen dazu, sie auf drei Gemeinden aufzuteilen: auf die Christuskirche, Friedenskirche und Erlöserkirche. Noch kann diese Trennung so gehalten werden. Doch vor dem Hintergrund, dass sich diese Zahl in der heutigen Zeit halbiert hat, wird es auch in der Evangelischen Kirche im Großraum Rheinhausen Umstrukturierungen geben müssen.

Doch jetzt steht für die Protestanten erst einmal etwas Erfreuliches an. In dem Motto „450 Jahre vor Ort“ soll sich ein jeder wiederfinden. Und damit das so ist, wird auch bei den Veranstaltungen Kirche von unten praktiziert. Jeder, ob jung oder alt, weiblich oder männlich, einer anderen Religion oder gar nicht angehörend, ist in der Festwoche willkommen.

Mit speziellen Veranstaltungen wird gerade auch der ökumenische Aspekt hervorgehoben. So etwa die Gesprächsrunde „Ich bin kathogelisch - vom Sinn und Unsinn konfessioneller Verschiedenheit“ (27. September) mit Pfarrerin Beate Rosenbaum-Kolrep und ihrem katholischen Amtskollegen, Pfarrer Ulrich Koch (Gemeinde St. Peter).

Und wer schon immer mal wissen wollte, „Was ist eigentlich evangelisch?“, dürfte in der gleichnamigen Veranstaltung (23. September) mit einem theologischen Vortrag von Prof. Dr. Okko Herlyn und anschließender Diskussion Antworten auf seine Fragen finden. Pfarrer Dieter Herberth erläutert Sinn und Zweck dieser Gesprächsrunde: „Es soll vorgestellt werden, was das Besondere an evangelisch ist. Es gibt Unterschiede, ohne sagen zu wollen, die anderen sind schlecht. Das soll nicht zu einer Abgrenzung oder Spaltung führen.“