Duisburg-Rheinhausen.. Warum die Bliersheimer Villen und das Casino zu den 20 Orten im Duisburger Westen gehören, die man gesehen haben muss. „Foto-Flexx“ will mit einem Atelier in einen noch zu sanierenden Bau ziehen.
Dass die Bliersheimer Villen samt Casino auf dem heutigen Rheinhauser Logport-Gelände ein echter Hingucker sind, ist offenbar vielen Menschen klar. Immer wieder sind dort Fußgänger und Radler unterwegs und staunen über die sanierten wie auch über die heruntergekommenen Villen im englischen Cottage-Stil. Über die in den Jahren 1904 bis 1912 entstandenen Villen, die einst die Führungsriege von Krupp wohnte, gab es in der jüngeren Vergangenheit immer wieder viel zu berichten. Und auch jetzt gibt es wieder Neuigkeiten.
Im Prinzip hat es runde 20 Jahre gedauert, bis sämtliche neun Villen und das Casino Bliersheim – seit 1988 steht das gesamte Gebiet unter Denkmalschutz – endgültig von Landes- in Privateigentum übergingen. Die x-te und wohl auch letzte Ausschreibung ist beendet, jetzt sollen auch die verbliebenen drei Häuser samt Grundstücken einer neuen Nutzung zugeführt werden. Doch dazu später.
Verkaufspreis: Eine Million Euro
Die Straße, an der ein Großteil der Villen steht, die Villenstraße, ist eine Art oval. Direkt zu Anfang steht eine sanierte Villa, die eine niederländische Projektentwicklungsfirma vor rund zehn Jahren aufwendig zu Büros umgebaut hat. Schon seit Jahren steht das Objekt aber inzwischen schon wieder zum Verkauf, Preis: eine Million Euro, einen Käufer gibt es bis heute nicht.
Ein paar Meter weiter steht mit der Direktorenvilla samt Kutscherhaus das größte Objekt der Siedlung. Weit mehr als eine Million Euro hat der Krefelder Projektentwickler Marc Förste mit seinem Unternehmen Cubicom in die beiden Gebäude investiert, heute vermietet er die überaus schicken Räume und Freiflächen für Partys wie das „Luft und Liebe“-Festival oder an Firmen wie Privatleute zum Feiern. Kürzlich gekauft hat Förste auch drei weitere Villen auf dem Gelände (wir berichteten). Unterbringen möchte er dort mittelfristig die Verwaltung seines Unternehmens sowie ein Atelier für hiesige Künstler und auch eine Künstlerwerkstatt. Da er aber für die drei verbliebenen Häuser beim Bieterwettbewerb keinen Zuschlag bekommen hat, will er erst einmal abwarten. „Da wir nicht wissen, was mit den drei anderen Häusern geschieht, investieren wir erst einmal nicht in unsere drei Häuser.“
Wer der neue Nachbar von Marc Förste wird, ist inzwischen klar. Das Unternehmen „Foto-Flexx“ mit aktuellem Sitz in Moers – den Standort in Friemersheim hatte man zugunsten der Villen bereits aufgegeben – will bereits Anfang kommenden Jahres ein großes Foto-Atelier in mindestens einer der Villen einrichten. „Fünf Jahre versuchen wir nun schon, diese tolle Location zu bekommen. Toll, dass es jetzt geklappt hat“, freut sich Bianca Schmidt, Inhaberin von Foto-Flex. Über den Kaufpreis wie auch über die Summe, die voraussichtlich die Sanierung verschlingen wird, schweigt die Fotografin ebenso wie über die genauen Pläne, die offenbar mit der dritten Immobilie in Rufweite des Bliersheimer Casinos verbunden sind.
Kommt auch eine Pension?
Auch Casino-Inhaber Holger Leschik hält sich bedeckt, sagt nur, dass er den Zuschlag für das Haus nicht bekommen habe, da er nicht mitgeboten habe. Er sagt aber auch, dass noch in der laufenden Woche eine Entscheidung fallen soll, was mit dem Haus geschieht. Dass es dafür im Gegensatz zu den anderen Villen eine Genehmigung für Wohnnutzung gibt, erwähnt er allerdings auch ausdrücklich. Und dass in Rheinhausen Interesse wie Bedarf an einer Pension besteht, bezweifelt auch Holger Leschik nicht...
Fazit des Rundgangs: Ein Besuch der Villen und des Casinos samt Restaurant lohnt sich, am Tag des offenen Denkmals am 8. September besteht die Möglichkeit, dies auch unter fachkundiger Führung zu tun (siehe Info-Kasten).Wir kommt man hin? Die Häuser an der Villenstraße, beziehungsweise an der Bliersheimer Straße auf dem Logport-Gelände erreichen Auswärtige am besten vom Bahnhof Rheinhausen-Ost (Friemersheim) aus. Von dort ist es ein etwa 1,5 Kilometer langer Fußweg
Geschichtsfreunde können beim Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September, auch einen Blick in die Bliersheimer Villen und ins Casino Bliersheim (Bliersheimer Straße 83-87) werfen. Casino-Chef Holger Leschik bietet um 10, 11, 12, 13 und 14 Uhr Führungen durch die Siedlung und das Casino an (maximal zehn Personen pro Führung nach Anmeldung bei Frau Rösel im Rathaus, 0203/2834432, Frau Rösel). Zudem gibt’s im Casino Frühstück, Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen.
Führungen durch die „Villa Rheinperle“ (Villenstraße 2) und die Siedlung bietet Marc Förste, seine Firma Cubicom führt die ehemalige Direktorenvilla, an um 11.30, 12.30, 13.30 und 14.30 Uhr (maximal zehn Personen, Anmeldung im Rathaus bei Frau Rösel, Kontakt siehe rechts). Für 12 Uhr ist ein Barbecue vorgesehen, um 15 Uhr gibt’s Musik mit Steven Heart.
In der vor gut einem Jahrzehnt sanierten und zum Verkauf stehenden Villa an der Villenstraße 9 ist ab 10 Uhr eine Ausstellung mit Fotos und Zeitungsausschnitten rund um die Geschichte der Siedlung aufgebaut. Stündlich hält zudem der Friemersheimer Architekt Arno Gollner Vorträge unter anderem über die Bliersheimer Villen und das Krupp-Hüttenwerk.