Duisburg-Rheinhausen. . Recyclinghof West nimmt jeden Unrat. Service ist bis auf wenige Ausnahmen für den Bürger kostenlos
Die Frau nimmt die Ausfahrt als Einfahrt. Sie müht sich ab mit ihrem Bollerwagen auf dem zwei prall gefüllte große Plastiktüten liegen. Mike Backes grüßt freundlich und frag dann nett: „Wo möchten sie denn hin?“ „Zum Grünabfall. Darf ich hier hoch? Dann muss ich nicht den weiten Umweg gehen.“ Der junge Mann drückt beide Augen zu und zeigt der Frau, wo der riesige Container für Grünabfälle jeglicher Art steht. An diesem Tag ist dieser Container bei den Bürgern geradezu beliebtestes Ziel.
„Ab dem Frühjahr steuern fast täglich viele Leute den Grünabfall-Container an“, weiß Mike Backes, der momentan der Chef auf dem Recyclinghof in Rheinhausen an der Schauenstraße ist, da er Stellvertreter des zurzeit im Urlaub weilenden Vorarbeiters Markus Kempken ist. Kein Wunder also, dass gerade dieser Container in diesen Zeiten mehrfach am Tag zur Kompostierungsanlage abgefahren wird.
Es ist ein durchschnittlicher Tag. Wer den Recyclinghof ansteuert, muss nur kurz am Eingang warten, wo ihn ein Mitarbeiter begrüßt und höflich nachfragt, was er denn abliefern möchte und denn erklärt bekommt, wo was reingeworfen wird. Der Kunde hat mittlerweile die Möglichkeit, Ausrangiertes in zwölf Containern zu entsorgen. Direkt am Eingang stehen vier Elektronikcontainer. Und wenn Mike Backes speziell in sie einen Blick wirft, kommt er zumeist aus dem Staunen nicht mehr heraus: „Es werden viele Elektrogeräte entsorgt, die noch funktionieren.“ Mit seiner Vermutung liegt er offenbar nicht falsch: Es muss wohl öfter mal was Neues sein.
Keine Treppen steigen
Von 1 bis 10 sind die Container durchnummeriert, die der Kunde mit seinem Wagen direkt anfahren kann. Das ist das Besondere an der Schauenstraße. Hier muss niemand Treppen steigen, um das ausrangierte Zeug in die Container zu werfen. Die Rampe ist so gebaut, dass bequem von oben alles in die Behälter geworfen werden kann. Gelbe Tonne, Altholz (zwei Mal), Sperrgutpresse, Hausmüll, Grünabfälle (drei Mal), Kunststoffe, Papierpresse, Metallschrott, Sperrgut und Altreifen - hintereinander weg sind die Container übersichtlich zu finden. Darüber hinaus gibt es noch ganz spezielle Entsorgungsmöglichkeiten. So hat der Recyclinghof auch eine Schadstoffannahme und ein Rücknahmesystem für Energiesparlampen. „Sie werden oft in den Hausmüll geworfen. In ihnen ist aber Quecksilber, das entfernt werden muss“, weiß Balkes. Und eine weitere Besonderheit dürfte die Sammelleidenschaft unter den Bürgern anspornen. Auch die Naturkorken aus Flaschen werden gesammelt, weil sie erneut aufbereitet werden können. Wie überhaupt so vieles recycelt werden kann. Deshalb gibt es seit 2012 auch den Kunststoffbehälter, wo Plastik gesammelt wird. Und auch alte Autoreifen landen nicht mehr in der Müllverbrennung. Mike Backes weiß von einem Unternehmen, der sie zum Beispiel zu Flüsterasphalt verarbeitet. Auch für die Betonherstellung können sie benutzt werden.
Der Kunde hat also vielfältige Möglichkeiten, Ausrangiertes los zu werden. Es muss also nichts als wilde Müllkippe in der Natur landen, was allerdings immer wieder passiert und manchmal die Frage erlaubt sein dürfte: „Ist der Weg etwa zum Waldesrand letztlich nicht weiter als zum Recyclinghof?“ Zum einen ist es beruhigend für das Gewissen, fachgerecht Unrat entsorgt zu haben. Und zum anderen kostet es, bis auf wenige Ausnahmen, kein zusätzliches Geld.
„Plünderfest“
Mike Backes erklärt das mal so. Alles, was kein reiner Restmüll sei, also was in die schwarze Tonne kommt, wird bei den Wirtschaftsbetrieben quasi als Sperrmüll bezeichnet. Und diese Entsorgung steckt mit in den Müllgebühren drin, die jeder Haushalt zu zahlen hat. Deshalb ist das Meiste am Recyclinghof kostenfrei. Wer aber eine Party zu Hause hatte und mit dem Abfall die Mülltonne nicht überfüllen möchte, zahlt zum Beispiel für eine blaue Tüte (120 Liter) zwei Euro. Auch darf jeder Autobesitzer pro Jahr fünf Reifen beim Recyclinghof kostenfrei entsorgen. Sind es mehr, zahlt der Kunde drei Euro ohne Felgen und fünf Euro mit Felgen. Bezahlt werden muss zudem Bauschutt, wie er bei Sanierungen entsteht. So kostet eine Toilettenschüssel zum Beispiel zwei Euro.
Zwei Besonderheiten sind der Wandfarben-Behälter und der Spielzeug-Behälter. Letzterer wurde installiert, weil die Fachleute immer wieder vor allem gut erhaltenes Spielzeug in den Sammelcontainern entdecken. Das könnte doch noch Kinder erfreuen, sagten sie sich. Und so gibt es die Spielsachen-Tonne, für die regelmäßig ein „Plünderfest“ veranstaltet wird.