Duisburg-Rheinhausen. . Im Friemersheimer Rheinvorland wechseln sich Auen- und Agrarlandschaft harmonisch ab. Felder, Streuobstwiesen und Kopfweiden prägen den Charakter
Am Rhein bei Friemersheim prallen zwei Welten aufeinander: Hüben erstreckt sich die Naturaue Friemersheim auf rund 262 Hektar, etwa sechs Kilometer lang und 700 Meter breit, drüben das einzigartige Panorama der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) in Huckingen, nördlich davon die Containerkräne des Logport II, südlich davon das natürliche, baumbestandene Ufer von Ehingen. Das Naturschutzgebiet Rheinvorland mit dem optischen Gegensatz zur Stahlindustrie auf der anderen Rheinseite bietet in Duisburg, ja im gesamten Ruhrgebiet, einen einmaligen Anblick..
Obstwiesen, Felder, Kopfweiden
Die Friemersheimer Rheinaue reicht vom Rheinhauser Hafenbassin im Norden bis zur Krefelder Stadtgrenze bei Hohenbudberg im Süden. Seit 1991 besitzt die Stadt Duisburg das gesamte Gebiet, seitdem sie den Grundbesitz der Firma Krupp abkaufte, der vor dem Deich liegt, für 7,5 Millionen Mark DM. 80 % der Gelder kamen damals als Zuschuss aus Mitteln des Ökologie-Programms Emscher/Lippe. Seither kümmert sich die Stadt um den Schutz dieser Kulturlandschaft. Auf dem Areal bestimmen Obstwiesen, Weiden, Äcker, Hecken, Kopfweiden und Feldgehölze das Bild. Die Rheinaue ist durchzogen von gepflegten Rad- und Wanderwegen. Unterwegs können Wanderer und Spaziergänger den Wandel der Natur, die vier Jahreszeiten hautnah erleben. Und das in aller Ruhe, nur ab und zu hört man ein Lastschiff vorbeirauschen, brummt oder rumpelt es aus dem Hüttenwerk gegenüber.
Doch die Rheinaue, seit 1979 Naturschutzgebiet, ist nicht nur ein ökologisches Idyll, das jährlich tausende Spaziergänger, Jogger, Radfahrer oder Naturliebhaber anzieht. Sie hat noch eine andere wichtige Funktion, als Teil des natürlichen Überschwemmungsgebietes des Rheins. So nimmt die Rheinaue Jahr für Jahr große Mengen des Hochwassers des größten deutschen Stroms auf, fast immer im Frühjahr. Bei Hochwasser verbindet sich auch die Roos, ein kleiner, vom Strom abgetrennter Rheinarm, wieder mit dem Rhein. Das Rheinvorland ist bis heute für viele Besucher von nah und fern ein intaktes Flussauengebiet, ein attraktives Naherholungsgebiet geblieben. Dazu trug auch bei, dass die ökologische Situation des Gebietes ab 1990 verbessert wurde, mit einem Pflege- und Entwicklungsplan. Nicht weniger als 51 000 Bäume und Sträucher wurden seitdem gepflanzt, darunter 450 Obstbäume mit alten Sorten.
Typisch für die Friemersheimer Rheinaue sind die vielen Streuobstwiesen. Hier mischt sich ein alter Baumbestand mit neu angepflanzten Obstbäumen. Moderne Sorten wie „Golden-Delicious“ sind hier eher die Ausnahme. Traditionellen Sorten mit lustigen Namen wie „Rheinische Schafsnase“, „Rheinischer Krummstiel,“ „Gute Luise“ oder „Bohnapfel“ begegnet der Wanderer dagegen auf Schritt und Tritt.
Fledermäuse; Hasen, Fasane
Unübersehbare Folge der regelmäßigen Pflanzungen: Seit mehr als 20 Jahren kehrt die urwüchsige Natur nach und nach zurück. Heute wachsen wieder Klatschmohn, Kornblumen und Kamille und viele andere Pflanzen auf den Ackerrandstreifen. Damit fanden auch selten gewordene Insekten, Niederwild, Vögel und Amphibien zurück ins Rheinvorland.
Fledermäuse, Wiesel und Mäuse finden hier Unterschlupf. Dank der Kopfweiden lassen sich auch für Duisburg seltene Tierarten wie der Steinkauz in der Rheinaue nieder. Er nistet in den Höhlen. Die Streuobstwiesen bieten dem Steinkauz das perfekte Jagdrevier. Hier entdeckt er seine Beute: Mäuse, kleine Vögel, Insekten und Regenwürmer.
Traditionell bevölkern auch Hasen, Fasane und Rebhühner das Rheinvorland. Kein Wunder, dass der Spaziergänger bald, im Herbst, wieder die Jäger antrifft...