Duisburg-Homberg. . Auf lautstarker Demonstration mit 100 Menschen bringt die Bürgerinitiative ihren Einwohnerantrag ein.Der Rat muss innerhalb von vier Monaten erneut entscheiden. Stadtdirektor sucht das Gespräch
Eine Wäscheleine hängt zwischen den Bäumen vor dem Duisburger Rathaus, daran baumeln Bikinis und Badehosen. Daneben prangen auf Bannern und Plakaten die Forderungen, die auch die Demonstranten lauthals brüllen. Sie schreien gegen ihre Rasseln und Glocken an. „Kombibad erhalten!“, skandieren sie und „Keinen Tag ohne Kombibad Homberg!“ – der Protest hat das Herz der Duisburger Politik erreicht. Jetzt wird ein Einwohnerantrag eingebracht, der den Stadtrat zwingt, sich erneut mit dem Bad zu befassen.
Mit ihren Trillerpfeifen machen auch die Geschwister Janik (11) und Jil (13) unter den rund 100 Demonstranten ordentlich Rabatz, als Zeichen des Protests tragen sie Schwimmflügel. „Wir sind in den Ferien jeden Tag im Bad und hoffen, dass es noch gerettet wird.“ Wie zahlreiche Homberger haben sie die Bürgerinitiative unterstützt und tagein, tagaus Unterschriften für den Erhalt gesammelt – knapp 17 000 sind es geworden, deutlich mehr als die notwendigen 8000.
Sollte das Freibad schließen und das Hallenbad nur für DSSC-Mitglieder öffnen, wissen die beiden Wasserratten nicht, wo sie schwimmen sollen. „Im Uettelsheimer See sind zu viele Pflanzen“, sagt Janik.
Drastischer machen andere ihrem Ärger Luft, schimpfen auf die SPD als Totengräber des Freibads und auf deren Pläne, auf dem Gelände Wohnungen zu bauen. „Die Schließung spart nicht einen Euro, das muss jeder Ratsherr mit ein bisschen Verstand einsehen“, sagt Lukas Hirtz (Linke), bevor er wieder Protestrufe anstimmt. Viele Parteienvertreter sind gekommen, doch sie sind nicht allzu willkommen. „Keine Partei will verantwortlich sein, alle haben Verständnis – das ist nur Verzögerungstaktik“, schimpft der Rentner Peter Jonek. Er ist davon überzeugt: „Der Kahlschlag kommt nach der Bundestagswahl, dann ist das Freibad platt.“
Grünen-Chef Matthias Schneider macht den Menschen aber Hoffnung. Seine Partei unterstütze neuerdings die Forderung der Bürgerinitiative. „Hier ist Umdenken im Rat absolut notwendig.“ Ob das die grünen Ratsherrn auch so sehen? Das wisse Schneider noch nicht, stellt aber klar: Wer gegen Parteibeschlüsse stimme, könnte bei der nächsten Kommunalwahl nicht mehr aufgestellt werden.
Auch Stadtdirektor Reinhold Spaniel (SPD) begibt sich zu den Demonstranten und begrüßt die Menschen freundlich, während er auf Michael Horz und Ines Krause wartet. Die beiden wollen ihm den Antrag und die Unterschriften übergeben. Vier große Ordner füllen die Listen, außerdem hat der zwölfjährige Max noch zahlreiche Aufsätze, Briefe und Bilder übers Kombibad dabei. „Alle Achtung!“, staunt Spaniel. „Ich habe vollstes Verständnis für ihr Anliegen, aber wir müssen massiv sparen – auch im Sportbereich.“
Entscheidung in vier Monaten
Details bespricht er mit den Dreien im Rathaus. Im Raum 54 warten bereits etliche Mitarbeiter der Stadt. „Als Bürger, Mutter und Mensch kann ich nicht nachvollziehen, warum am Kombibad gespart wird. Der Rat sollte dabei auf die Stimme des Volkes hören“, fordert Krause. Vielleicht helfe es, die echten Betriebskosten bekannt zu geben, schlägt sie vor. Darauf reagiert Jürgen Dietz (Duisburg Sport) jedoch etwas fuchsig: Die bereits bekannten 830 000 Euro seien die tatsächlichen Jahreskosten. Warum die Politik andere Zahlen kolportiere, wisse er nicht. „Es gibt in Deutschland kein Freibad, das kostenneutral betrieben wird.“
Ob das Homberger Kombibad hingegen erhalten bleibt, klärt sich innerhalb der nächsten vier Monaten. Solange hat die Stadt nun Zeit, über den Einwohnerantrag zu entscheiden. Das könne in den Ratssitzungen im September oder November geschehen. Zunächst prüft aber das Wahlamt, ob alle Unterschriften gültig sind. Das werde bis zu drei Wochen dauern. Bis dahin möchte sich Stadtdirektor Spaniel aber noch mit Horz und Krause zusammensetzen, um ihre Vorschläge zur Badrettung zu besprechen.