Duisburg-Homberg. . Seit einem Jahr kontaktieren Mitglieder der Bürgerinitiative zur Rettung des Kombibades jede Menge Politiker. Und bekommen unbefriedigende Antworten.
Vor fast genau einem Jahr, am 25. Juni 2012, stimmte der Rat der Stadt Duisburg für die Schließung des Kombibads Homberg. Seitdem kämpfen die Homberger Bürger Renate Bohorc und Hans-Jürgen Vangenhassend und viele andere für den Erhalt des einzigen Freibades in städtischer Trägerschaft im Duisburger Westen. Renate Bohorc: „Weil wir uns vom Stadtrat im Stich gelassen fühlten, haben wir prominente Politiker angeschrieben und um Unterstützung gebeten.“ Zwar antworteten alle Angeschriebenen, viele auch ausführlich, darunter OB Sören Link, NRW-Innenminister Ralf Jäger und Bundestagskandidat Mahmut Özdemir. Doch die Antworten auf ihre Eingaben enttäuschten die Briefeschreiber, zu denen auch der Homberger Harald Lenders gehört. Die wichtigsten Antworten, die Bohorc und Vangenhassend dokumentiert haben, liegen der Redaktion vor. Daraus Auszüge:
Den ersten Brief schrieb die Hombergerin Marion Schmeink an OB Sören Link, Anfang Juli, also kurz nach dem Ratsbeschluss. Die schriftliche Antwort kam postwendend, am 12. Juli 2012, aus dem Referat für Bürgerengagement und -angelegenheiten im Dezernat des OB: „Wie Sie sicherlich selbst auch den Medien entnehmen konnten, wurde der Vorschlag zur Schließung des Kombibades Homberg im Rahmen der Bürgerbeteiligung zu den Haushaltssicherungsmaßnahmen auf den Internetseiten der Stadt mehrheitlich abgelehnt. Die im Rahmen des Haushaltssicherungsplanes vorgeschlagene Schließung des Kombibades wurde letztlich durch den Rat der Stadt Duisburg ebenfalls abgelehnt. Die Entscheidung des Rates sichert somit den Fortbestand des Bades.“ Petentin Schmeink verstand diese missverständliche Formulierung, eben den „Fortbestand des Bades“, so, dass nun doch das gesamte Kombibad gesichert sei. In Wirklichkeit hatte der Stadtrat damals die Schließung des Freibades durchgewunken. Bohorc: „Diese Antwort hat Frau Schmeink vor einem Jahr erst einmal beruhigt. Daher hat sie damals auch kein Bürgerbegehren initiiert. Die Antwort aus dem Rathaus kam Mitte Juli, während die dreimonatige Frist für ein Bürgerbegehen bereits seit 17 Tagen lief.“ Aus Sicht von Bohorc und Vangenhassend eine verpasste Chance.
Inzwischen, am 5. Juli 2012 thematisierte Renate Bohorc in ihrem Brief auch die geplante Schließung des Kombibads. Am 26. Juli antwortete ihr der OB: „Die Entscheidung des Rates sichert unter der Voraussetzung der Genehmigung durch die Kommunalaufsicht Düsseldorf somit den Fortbestand des Bades, wenn auch in veränderter Form. Den an einem Freibadbesuch interessierten Bürgern der linksrheinischen Bezirke steht nach Umsetzung des Beschlusses auf „ihrer“ Rheinseite dann noch das Freibad Kruppsee, bestehend aus Natursee und benachbartem 50-Meter-Becken, zur Verfügung.“ Kombibad Homberg und Freibad Kruppsee sind exakt 8,8 Kilometer voneinander entfernt - zu weit für Kinder, Jugendliche und Senioren, wie Bohorc und Vangenhassend meinen: „Der Weg von hier bis dort ist für sie viel zu gefährlich!“ Einen entsprechenden Hinweis hatte bereits ein Angestellter der Duisburger Stadtverwaltung der Bezirksvertretung Homberg in einer ihrer Sitzungen im Jahr 2012 gegeben, sagen Bohorc und Vangenhassend übereinstimmend: „Das ist im Sitzungsprotokoll nachzulesen.“
Knapp ein halbes Jahr verging. Anfang Dezember 2012 schrieben Bohorc und Vangenhassend Mahmut Özdemir an, Vorsitzender der SPD-Homberg. In der BV erläuterte Özdemir in seiner Antwort vom 14. Dezember die Haltung der Homberger SPD, von Partei und Fraktion, wies unter anderem daraufhin, dass er und seine Homberger Genossen sowie alle Fraktionen in der BV bis zu dem oben genannten Ratsbeschluss für den Erhalt des Kombibades gekämpft hatten. Aber: „Als Homberger haben wir uns in den jeweiligen Fraktionen nicht durchgesetzt.“ Özdemir bot Vangenhassend ein persönliches Gespräch an, das der Homberger Bürger dankend annahm. „Das Gespräch kam nie zustande.“
Post auch an den neuen Betreiber
Unabhängig davon schickten Bohorc und Vangenhassend OB Link am 5. Februar 2013 einen Brief und baten nochmals um Unterstützung. „Der zukünftige Betreiber des Hallenbads bietet den Duisburger Bürgern aller Altersklassen auch zukünftig die Möglichkeit, seinem Schwimmsport im Rahmen einer Vereinsmitgliedschaft nachzukommen“, so die Antwort. „Darüber hinaus findet natürlich die von Ihnen angesprochene gesetzliche Verpflichtung zum Angebot von Nutzungszeiten für das Schulschwimmen auch zukünftig seine Berücksichtigung.“
Zeitgleich und unabhängig voneinander schrieben Bohorc und Vangenhassend am 15. Februar 2012 Ministerpräsidentin Hannelore Kraft mit der Bitte um Hilfe an. Am 3. April antwortete das Innenministerium aus Düsseldorf. In dem ausführlichen Schreiben wird zunächst unter anderem auf die bilanzielle Überschuldung der Stadt und die Notwendigkeit nicht nur der Haushaltssicherung sondern auch des Haushaltsausgleichs hingewiesen. Dann wird das Einsparpotenzial bei einer Schließung des Kombibades auf rund 487 000 Euro beziffert.
Eine Zahl, die die Homberger Bürgerinitiative in ihrer Höhe bezweifeIt, zumal der Großteil des Personals im Kombibad, etwa Bademeister und Kassenpersonal, vertraglich an anderer Stelle bei der Stadt weiterbeschäftigt werden muss. Dann verweist das Ministerium darauf, dass das Schulschwimmen, ein zentraler Punkt in der Argumentation der Homberger Bürger, mit dem neuen Betreiber des Hallenbades vertraglich vereinbart, also gesichert sei. Abschließend heißt es: „Ich bedaure, dass die Veränderungen beim Betrieb des Kombibads Homberg für Sie persönlich einen Einschnitt bedeuten. Insgesamt erscheint mir das Konzept allerdings nachvollziehbar und in sich schlüssig dargelegt.“
Info-Kasten:
Die Homberger wandten sich vor einigen Wochen auch an Landesinnenminister Ralf Jäger, dessen Mitarbeiter zuständigkeitshalber an die Bezirksregierung Düsseldorf verwies. Zuletzt, am 9. Mai 2013, bat Hans-Jürgen Vangenhassend den SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel schriftlich um Beistand. Der Anlass: Gabriel hatte zuvor bei einem Wahlkampfauftritt in Hochfeld Kultureinrichtungen und das Freibad um die Ecke für die Bürger gefordert.
Anne Kristin Wolff, Gabriels Mitarbeiterin im Berliner Willy-Brandt-Haus, antwortete am 22. Mai 2013 per Mail. Sie verwies Vangenhassend an den Duisburger Bundestagsabgeordneten Hans Pflug. Doch bricht dieser seine Zelte in Berlin ab, man möge sich an seinen designierten Nachfolger Mahmut Özdemir wenden, so die Antwort aus der Duisburger Parteizentrale. Daran besteht laut Bürgerinitiative aufgrund der Erfahrungen aber kein Interesse.