Duisburg-Rheinhausen. . 200 Elastoform-Mitarbeiter demonstrierten an der Rheinhauser Hochstraße gegen das Aus ihrer Firma. Im Zentrum der Kritik steht Geschäftsführer Gerd Axel Brinkel
Es ist kurz vor 9 Uhr, als knapp 200 Mitarbeiter des Polsterherstellers Elastoform vor die Werkshalle an der Asterlager Straße/Ecke Hochstraße treten. Sie tragen T-Shirts mit aufgedruckten Zahlen: 22, 36, 42... Diese Zahlen stehen für die Jahre, die sie bereits in dem Traditionsunternehmen – Gründung: 1919 – arbeiten. Kaum jemand trägt eine Zahl am Körper, die niedriger ist als 20. Nach fast 100 Jahren ist jetzt Schluss: Insolvenz, kein Investor, Verlagerung der Produktion nach Polen und in die Slowakei (wir berichteten).
„Es ist alles so bitter“, sagt Betriebsrats-Chef Jürgen Korte. Der 62-Jährige arbeitet seit 42 Jahren für das Unternehmen, „mein Vater Ewald, er ist heute 91, war bereits Betriebsratsvorsitzender, den jetzigen Geschäftsführer Gerd Axel Brinkel kennen wir bereits seit er Kind war.“ Auf eben jenen Gerd Axel Brinkel, seit 1998 leitet er das Unternehmen, fokussiert sich die Wut der Belegschaft.
„Sie haben uns Überstunden machen lassen, die wir bis heute nicht bezahlt bekommen haben, wir haben auf 20 Prozent unseres Gehaltes gestundet und auch unser Weihnachtsgeld. Wir wollen unser Geld“, so Betriebsrat Wilfried Siewior, der als einer von vielen auf das Podium kam, um zu reden. Als sie alle, Bürgermeister, Gewerkschafter und Co. auf der Bühne sprachen, wussten sie noch nicht, dass wohl auch die letzte Hoffnung der Belegschaft dahin sein sollte. Jürgen Korte erklärt: „Gibt es keinen Investor, der das Werk Rheinhausen weiterführen will, geht es nur noch mit privatem Geld von Gerd Axel Brinkel.“ Dieses würde quasi ohnehin der Belegschaft gehören, bei all den gestundeten Gehältern. Am Mittag verkündete Brinkel dann: Es gibt kein Geld für die Rettung der Firma, als Minderheitsgesellschafter würde er wieder einsteigen, Millionen für die Sanierung gebe es aber nicht.
„Wir sind unendlich enttäuscht“, sagt Korte. Ganze Familien würden bei Elastoform arbeiten, „die stehen alle vor dem Nichts.“ Er selbst falle ob seines Alters verhältnismäßig weich, der Großteil der Belegschaft sei um die 50 Jahre alt, „die finden doch keine Stelle mehr, sind potenzielle Hartz IV-Fälle.“
Im August sollen die ersten Freistellungen kommen, Jürgen Korte hofft, dass sich Geschäftsführer Brinkel an einer Transfergesellschaft beteiligt, um wenigstens das Allerschlimmste abfedern zu können. Heute wollen ihn die Betriebsräte dazu befragen. Auf dem Weg von der Straße ins Büro werden sie an unzähligen Holzkreuzen vorbeilaufen. Und an einem Schild: „Gegründet 1919 von Gerhard B., zerstört 2013 von Axel Brinkel.“