„Stimme der Migranten“, sorgt für Wirbel am Bergheimer Hochhaus In den Peschen 3-5.Manche halten deren Vorsitzende für den Schlüssel zum Integrationserfolg, andere für reichlich dubios
Die Bergheimer Adresse In den Peschen 3-5 ist inzwischen wohl in ganz Europa berüchtigt. Die Probleme der Hunderte dort lebenden Roma und deren Nachbarn scheinen unlösbar. Jetzt gibt es einen weiteren Konflikt, der aber von dort helfenden Organisationen untereinander ausgetragen wird. Die Stadt Duisburg versucht zu schlichten, doch der Erfolg ist fraglich.
Im Zentrum des Streits steht der im Juni gegründete Verein „Stimme der Migranten“ mit seiner Vorsitzenden Vasilka Bettzieche. Während einige regelrecht von der 49-jährigen bulgarischen Roma schwärmen, etwa der streitbare Sozialaktivist Rolf Karling von „Bürger für Bürger“, halten sie andere für mehr als dubios. „Die Einmischung von Frau Bettzieche ist alles andere als förderlich“, sagt Karsten Vüllings (Bürgerlich-Liberale).
Sie selbst sieht sich hingegen als Schlüssel zur Lösung des Integrationsproblems. „Wir werden Vorreiter für Deutschland sein“, sagt Bettzieche. Für das sogenannte „Problemhaus“ in Bergheim hat sie große Pläne, verspricht Putzfrauen zu organisieren, Gärtner und Männer, die für Ordnung sorgen, damit das Hochhaus nicht länger als Schandfleck in der Nachbarschaft gilt. Arbeitsplätze als Saisonarbeiter oder Dienstmädchen möchte sie den Rumänen besorgen und sie mit Gottes Wort zu besseren Menschen machen.
Lammfromm ist Bettzieche hingegen nicht, so lässt sie am vor Ort tätigen Integrationsverein Zof kein gutes Haar, sieht ihn als Konkurrenz um Fördergelder. „Sie versprechen den Menschen Besserung, aber sie kennen die Gesetze nicht genau und haben keinen Draht zu den Roma.“
Integrationsarbeit ist erschwert
Die Stadt sieht das jedoch anders und bekräftigt die Zusammenarbeit mit Zof. Dessen Arbeit hat sich durch die Anwesenheit von Bettzieche allerdings deutlich erschwert. „Die Stimmung unter den Hausbewohnern war teilweise katastrophal“, sagt der Zof-Vorsitzende Deniz Aksen. So kolportiere sie, Aksens Verein wolle sich bloß an den Roma bereichern. Nach Gesprächen mit Bettzieche sollen sich Bewohner geweigert haben, Mietverträge zu unterzeichnen, aus Angst, abgezockt zu werden.
Daraufhin erteilte der Hauseigentümer, Branko Barisic, Vasilka Bettzieche ein Hausverbot. Das Tischtuch schien zerschnitten: „Wir kooperieren gerne mit jedem, der unsere Sache unterstützt, aber wir arbeiten nicht mit der ,Stimme der Migranten’ zusammen“, sagte Aksen noch vor einigen Tagen.
Von dem Streit erfuhr auch die Stadt und OB-Referent Reiner Wiedenbrück schaltete sich als Schlichter ein – offenbar erfolgreich. Das Hausverbot ist aufgehoben, Bettzieche bleibt eine Gnadenfrist bis zum 20. Juli, um Ergebnisse vorzuweisen. Barisic: „Sie will etwas bewegen und Ordnung schaffen. Ich gebe ihr eine letzte Chance.“ Allerdings müsse sie sich mit Zof arrangieren.