Der betrunkene Vollproll im Unterhemd hebt seine Maschinenpistole und ruft er seinem Gegner wütend zu: „Entblößt euer Schwert zur absoluten Nacktheit!“ Den Worten von William Shakespeare hauchte gestern die Theater-AG der Lise-Meitner-Gesamtschule neues Leben ein, sie präsentierte seine Komödie „Was ihr wollt oder die zwölfte Nacht“ („Twelfth Night, or what you will“).
„Für ein Schülertheater sind Komödien am besten“, sagt Lehrerin Barbara Jochheim, die mit ihrer Kollegin Ariane Pauls die Theater-AG leitet. „Dieses Stück hat lustige Szenen, aber auch derbe und deftige und eine Liebesgeschichte.“
Tatsächlich spielten die 20 Jugendlichen zwischen zwölf und 19 Jahren ihre Rollen mit Enthusiasmus und hatten sogar den Text während eines Probewochenendes in Xanten modernisiert. Das zwar nicht immer konsequent – so wechselte sich altertümliche Sprache teilweise mit Jugendjargon ab –, doch die veränderten Dialoge und Requisiten gaben der Aufführung erst richtig Pepp.
Dabei ist die Geschichte um das Mädchen Viola (Annika Klotz) längst nicht so verstaubt, wie ihr Alter, über 400 Jahre, vermuten lässt: Viola trauert um ihren scheinbar ertrunkenen Zwillingsbruder Sebastian (Franziska Michels). Sie gibt sich zu ihrem Schutz als Mann aus und tritt in den Dienst des Herzogs Orsino (Niklas Gehnen).
Cesario, wie sich das verkleidete Mädchen nun nennt, hilft seinem Herrn dabei, das Herz der Lady Olivia (Isabel Rott) zu gewinnen – doch vergebens. Denn die Adelige verfällt ihrem Kuppler, während sich Viola hingegen schon längst in Orsino verliebt hat. Doch auch der arrogante Malvolia (engagiert gespielt von Joshua Zilinske) sowie die Säufer Sir Toby (Tobias Oel) und Sir Andrew (Seydulla Kaya) wollen das „Prachtweib“ Olivia für sich. Als dann Sebastian, der doch überlebt hat, in der Stadt auftaucht, sind Verwechslungen unvermeidlich und das Chaos nimmt seinen Lauf.
Auf die Bühne fürs Selbstvertrauen
Damit sich die Gesamtschüler aber nach der Aufführung ihren wohlverdienten Applaus abholen konnten, haben sie einiges geleistet, ein ganzes Jahr haben sie geprobt und seitenweise Text auswendig gelernt. „Das machen wir alle gerne. Die Theater-AG ist lustig, wer einmal mitmacht, bleibt dabei“, sagt Franziska Franz. Die 19-Jährige ist die Älteste der Gruppe, seit der Gründung in 2006 dabei und hat jetzt ihr Abitur gemacht. Für sie ist damit gestern das letzte Mal der Vorhang gefallen. „Die AG macht selbstbewusst und hilft, aus sich rauszugehen und sich zu verwandeln.“
Mit den Aufnahmen ihrer Premiere wollen die Lise-Meitner-Schüler bald an einem bundesweiten Theaterwettbewerb teilnehmen. Es winkt ein Auftritt in Berlin.