Duisburg-Rheinhausen. . Das ungewöhnliche Hochwasser überspült die Weiden. Pferden bleibt nur das Paddock als Freilauffläche

Die Langeweile ist den Pferden auf dem Tiergnadenhof an der Fährstraße deutlich anzumerken. Beinahe regungslos steht der größte Teil herum - auf dem Paddock . Sie scheinen die Welt nicht mehr zu verstehen. Heu knabbern? Doch nicht in dieser Jahreszeit. Und schon gar nicht, wenn man schon saftiges Gras zupfen konnte. Aber - Vater Rhein ist aus seinem Bett gestiegen, macht sich richtig breit. „Wir haben den Hof seit 14 Jahren. So etwas haben wir noch nicht erlebt“, sagt Renate Zolopa und lässt den Blick über das Hochwasser schweifen. Klar, sie will die Situation auf dem Tiergnadenhof nicht mit den Katastrophen in Süd- und Ostdeutschland vergleichen, wo ganze Städte und Dörfer versinken, Menschen ihr Leben lassen mussten. Doch Sorgen und Probleme bereitet das Hochwasser auch dem Tiergnadenhof. Vor allem jede Menge Geld werden die Betreiber zu bezahlen haben.

Situation ist für Pferde ungewohnt

Auf das Frühjahr- und Herbsthochwasser ist das Team an der Fährstraße eingerichtet. Kurz vorher werden dort zum Beispiel die Zäune entfernt, damit die Schäden nicht so hoch sind. Renate Zolopa: „Jetzt ist aber alles dahin. Die Zäune werden kaputt sein. Das Vorrichten der Weide war umsonst.“ Und auch für die Pferde ist die Situation nicht wie gewohnt.

Bereits im Mai wurden die 40 Tiere an der Fährstraße mit den 23 Vierbeinern vom Bernhard-Röcken-Weg zusammengeführt. Inzwischen sind diese Tiere wieder zurück gebracht worden. Hans Zolopa: „Das Paddock ist für 60 Pferde zu klein. Also mussten sie wieder zurück.“ Und in der Nähe der Fegro stehen sie jetzt auch auf einer Freilauffläche und begnügen sich mit Heu statt frisches Gras zu fressen. Für 600 Euro kaufte Hans Zolopa zusätzliches Heu und Stroh. Das sei alles Geld, das er einsparen könnte, um im Winter Futter zu kaufen. Bei den zusätzlichen Kosten wird es allerdings nicht bleiben. Denn zieht sich das Wasser zurück, werden die Schäden sichtbar. Zusätzliche Arbeit bedeutet dann auch, die Wiese von dem so genannten Strandgut zu befreien.

Direkt vor dem Paddock grenzt momentan das Wasser. In etwa 400 Metern Entfernung ist der fließende Rheinstrom zu erkennen. Unter normalen Umständen endet die Wiese 100 Meter vor dem Rheinbett, ist jetzt aber in einer Höhe von 1,80 Meter überflutet.

Die meisten Pferde stehen gelangweilt herum, das löst bei Hans Zolopa bisweilen die Sorge aus, dass sie durchgehen könnten. Einige mutige Tiere stehen im Wasser und beschäftigen sich damit, dass sie angeschwemmte Grashalme „fischen“. Auch auf diese Tiere wird immer ein Blick geworfen. Denn Renate Zolopa erinnert sich an eine Begebenheit während eines normalen Hochwassers vor einigen Jahren: „Einige Tiere sind durch das Wasser bis nach Homberg gegangen. Dort haben wir sie wieder eingefangen.“

Hans Zolopa ist bei aller Dramatik zuversichtlich: „Das Schlimmste haben wir überstanden.“ Heute wird der Scheitelpunkt des Hochwasser erwartet. Sollte das der Fall sein, dürfte es ungefähr eine Woche dauern, bis das Wasser zurückgegangen ist. Ein Weidengang auf der zwölf Hektar großen Wiese wird es für die Pferde dann allerdings noch nicht geben. „Sie müssen danach noch mindestens vier Wochen hier oben auf dem Paddock stehen. Das Gras ist nämlich kaputt und muss erst nachwachsen“, weiß Fachmann Zolopa.

Nun, vielleicht ist ja bis zum 6. Juli die Welt für die Pferde wieder in Ordnung und sie genießen das frische Grün. An dem Tag feiert der Tiergnadenhof von 14 bis 19 Uhr das Sommerfest. Angeboten werden unter anderem Ponyreiten und Kinderspiele. Mit Gegrilltem und Kuchen wird für die nötige Stärkung gesorgt.