Duisburg-Rheinhausen. . Bund verkauft Rheinhauser Bunker. Verhandlungen um das Relikt aus dem 2. Weltkrieg laufen. Was wird aus den Mietern? Ein Besuch an der Krefelder Straße 46

Krefelder Straße 46: Wer hier wohnt, hat im Sommer kein Problem mit überhitzten Räumen. Die Außenwände des Dreigeschossers sind bis zu 2,50 Meter dick, manches Fenster des Bauwerks aus dem Jahr 1941 hat sogar Doppelverglasung. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben will das Ungetüm aus Beton und Stahl jetzt loswerden und hat eine große Tafel direkt neben den Eingang des ehemaligen Hochbunkers gepappt.

Rudolf Paulsberg, bei der Bundesanstalt für die Sparte Verkauf zuständig, fasst einige Daten zusammen: „1940/41 wurde der Bau mit drei Vollgeschossen errichtet, zehn Jahre später zum Wohn- und Geschäftshaus umgebaut, die Gesamtfläche beträgt 1706 Quadratmeter, bebaute Fläche: 455 Quadratmeter. Unsere Preisvorstellung: 335 000 Euro.“ Eine Wohnung und ein Geschäftsraum seien vermietet, würden dem neuen Besitzer 5600 Euro jährliche Einnahmen bescheren. „Zurzeit laufen Verhandlungen mit Interessenten, aus Datenschutzgründen darf ich zu Käufer und Kaufpreis nichts sagen.“

Für die Mieteinnahme sorgen neben dem Hausmeister Jörg Terschüren, der mit seiner Familie seit zehn Jahren eine 100 Quadratmeter-Wohnung in der ersten Etage bewohnt, der hiesige Ortsverband des Sozialverbandes VdK. „Wir sitzen seit 60 Jahren in diesem rund 20 Quadratmeter großen Büro“, sagt der Vorsitzende Helmut Herbst. Andere Mieter wie der inzwischen aufgelöste Stenografie-Verein von Krupp oder ein Architektenbüro seien schon vor Jahren ausgezogen. Eine Bank hatte auch einmal die Adresse Krefelder Straße 46, übrig geblieben ist nur noch der Tresorraum im Keller. Den würde Terschüren gerne zeigen, er hat allerdings keine Schlüssel mehr. „Die Schlösser wurden ausgetauscht, als das Gebäude zum Verkauf angeboten worden ist.“

Wer neuer Besitzer des Hauses wird, darüber können Terschüren und Herbst nur spekulieren. Ein Imbissbuden-Besitzer aus der Nachbarschaft soll ein – letztlich offenbar zu niedriges – Angebot abgegeben haben. Was es wird, möglicherweise Sozialwohnungen, die Mieter wissen es nicht. „Eine Diskothek kommt nicht in Frage, zu wenige Parkplätze.“

Barrierefrei wäre es besser

Bis eine Entscheidung gefallen ist, halten der Sozialverband und der Hausmeister die Bude sauber, sichern eingeschlagene Scheiben und lassen den Heizungsableser rein. Ob sie der neue Vermieter behalten will, ob sie überhaupt bleiben wollen, ist unklar. Zwar fühlt sich der VdK-Ortsverband hier sehr wohl, ein barrierefreies Büro wäre aber auch nicht schlecht. „Wir helfen unseren Mitgliedern, viele sind gehbehindert, die Stufen zu überwinden. Geht das gar nicht, verlegen wir unsere Beratung aber auch schon mal nach draußen.“ Der Verband hat bereits vorgesorgt, sollte sie der neue Besitzer kündigen. Die Bezirkspolitiker seien informiert, für den Fall der Fälle schnell etwas Neues für die rund 1100 VdK-Mitglieder aus Rheinhausen und Rumeln-Kaldenhausen zu finden. Vorgabe: Barrierefrei und zentral gelegen, gerne in Nähe des Marktes oder des Bezirksrathauses.

Jörg Terschüren und seine Familie würden in der Nähe wohl auch recht schnell eine neue Bleibe finden, er wie auch der VdK haben aber irgendwie Freude an dem alten Bau. „Ohne uns würde hier wohl keine einzige Glühbirne mehr brennen.“ Einsam fühlt sich Terschüren keinesfalls und bestätigt den Eindruck, den jeder Besucher irgendwie gezwungenermaßen hat, „man hat hier seine Ruhe.“

Info-Kasten:
Die im Januar 2005
gegründete Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Sitze in NRW sind unter anderem Düsseldorf und Dortmund, verkauft nicht mehr für Verwaltungszwecke vorgesehene oder für die Zivilverteidigung benötigte Gebäude des Bundes. Dazu gehören etwa Wohnhäuser, Bunker, aber auch ganze Siedlungen oder Kasernen. In NRW kümmert sich die Bundesanstalt um 170 Bunker. Bisher sind laut eigenen Angaben 65 verkauft worden, unter anderem das Gebäude an der Bertastraße in Hochemmerich. In Duisburg stehen neben der Krefelder Straße sieben Bunker unter Verwaltung der Bundesanstalt. Der Bau an der Hochfelder Straße stehe bald zum Verkauf, ein Exposé sei aber noch nicht erstellt worden.