Duisburg-Rheinhausen. . NRW-Ministerin Sylvia Löhrmann warb bei ihrem Besuch in der alevitischen Gemeinde für den gegenseitigen Respekt
Es war ein Zeichen der gelungen Integration der türkischen Mitbürger alevitischen Glaubens in Deutschland: Als die Alevitische Gemeinde Duisburg am Mittwoch Abend in Hochemmerich den 1. Mai feierte, sprachen alle Hauptredner auf Deutsch und auf Türkisch. Dabei begrüßten Vorsitzender Veli Aydin, weitere Sprecher der Gemeinde und NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann die flächendeckende Einführung des alevitischen Religionsunterrichts. Gleichwohl scheint es aber bei der Umsetzung im Detail noch zu hapern.
Ministerin Löhrmann hob hervor, dass das Land NRW den islamischen und alevitischen Religionsunterricht neben der evangelischen, katholischen, orthodoxen und jüdischen Unterweisung an seinen Schulen eingeführt hat. „Inzwischen bieten nicht nur Grundschulen, sondern auch weiterführende Schulen wie die Lise-Meitner-Gesamtschule hier in Rheinhausen in der Sekundarstufe I an.“ Die Einführung des alevitischen Religionsunterrichts in NRW sei weltweit führend. Religionen bildeten die kulturelle Basis und Identität von Menschen. „Für unser Zusammenleben und für gegenseitigen Respekt ist es daher sehr wichtig, dass wir uns kennenlernen und Brücken bauen, Brücken des Verständnisses und Miteinanders. Je mehr wir übereinander wissen, desto besser klappt das Zusammenleben.“ Die Landesregierung lasse nicht zu, „das Extremisten und Fundamentalisten unser friedliches Miteinander hier in Gefahr bringen!“ betonte die Ministerin. „Wir wollen hier friedlich zusammenleben: Wir lassen nicht zu, dass Ideologien über unsere Verfassung gestellt werden.“
Friedliches Miteinander
Löhrmann sagte, der 1. Mai sei der Internationale Tag der Arbeiterbewegung. Aber: „Wir feiern heute auch einen Tag des friedlichen Miteinanders der Religionen. Das ist ganz wichtig. Genau die Achtung und den Respekt vor jedem Einzelnen, die Sie mit ihrer Religion einfordern, brauchen wir in allen Lebensbereichen unserer Gesellschaft.“ Löhrmann hob hervor, dass sich die Aleviten traditionell z.B. für den gleichberechtigten Zugang von Frauen und Männern zu Bildung und Beruf einsetzen. „Alle Kinder und Jugendliche müssen unabhängig von Herkunft, Handycap, Religion oder Geschlecht das Recht auf gleiche Bildung und individuelle Förderung haben. Und Erwachsenen müssen dafür arbeiten, ihnen dies zu ermöglichen!“ In diesem Kontext zeigte sich Löhrmann erfreut, dass der Landtag 2012 das Teilhabe- und Integrationsgesetz verabschiedete. „Wir arbeiten daran, dass wir das systematisch umsetzen. Leider geht nicht alles so schnell von heute auf morgen“, räumte sie ein.
Vorsitzender Veli Aydin hatte bei der Maifeier zuvor wieder rund 400 Aleviten begrüßt, die zuvor traditionell an der zentralen Maikundgebung im Landschaftpark Nord in Meiderich teilgenommen hatten. Er bedankte sich beim Land NRW für die Einführung des alevitischen Unterrichts vor vier Jahren: „Das ist in der alevitischen Geschichte einmalig.“ Andererseits wies eine Sprecherin der Gemeinde in ihrer Rede darauf hin, dass die Erteilung des Unterrichts in der täglichen Praxis noch immer auf zahlreiche Probleme stößt.