Duisburg-Rheinhausen. . In einer Bergheimer Schulturnhalle treffen sich Traceure. Die Herrschaften überwinden spielend und fliegend Hindernisse. Ein Besuch beim Parkour

Akrobatische Sprünge über Dächer von Häusern oder Geländer in Tiefgaragen. Die Sportart Parkour hat etwas von Freiheit und frischer Luft. Die 15 Jungs und das ein Mädchen, die sich in der Turnhalle an der Bergheimer Straße gerade warmlaufen, haben sicher schon etliche dieser Videos voller Waghalsigkeit im Internet gesehen. Viele von ihnen können einiges von dem Gezeigten selbst ebenso vortrefflich vormachen, vollführen diese Überschläge und Salti jedoch in einer etwas angemufften Sporthalle. Was eigentlich aber nur Vorteile hat, doch dazu später.

Die Traceure, so nennt man die Sportler, die schnellstmöglich Hindernisse überwinden, ziehen beim Training in der Halle überwiegend ihr eigenes Programm durch. Zwar gibt es mit Oliver Erbskorn eine Art Vorturner, im Endeffekt sind die jungen Leute aber hier, um Sprünge zu üben, ihre Technik zu verbessern oder sich Tipps von den Kollegen zu holen. „Wir sind zwar eine feste Gruppe des Jugendzentrums St. Peter, die Besetzung ändert sich aber relativ oft“, sagt Erbskorn. Das heißt, einige sind schon Jahre dabei, andere kommen neu dazu oder auch mal eine Weile gar nicht. 15 überwiegend junge Männer sind es dann aber doch immer, die montags und mittwochs jeweils zwischen 16.30 und 18.30 Uhr über Barren und Kästen fliegen.

„Die Jungs sind alle sehr nett“

„Ich mache das nicht zwingend, um einen bestimmten Sprung zu lernen, es geht mir darum, fit zu sein und um die Gemeinschaft“, sagt Miriam (15) das einzige Mädchen in der Truppe. Hier und da kämen zwar weitere Mädchen dazu, es mache ihr aber nichts aus, nur mit Jungs zu trainieren, „sie sind alle sehr nett und hilfsbereit.“

Oliver Erbskorn hat sich zusammen Marcel (19), Luke (15) und Kevin (19) auf Kästen gestellt. Mehr oder weniger synchron springen sie per Salto nach unten, landen auf den Füßen. „Wichtig ist es, dass man Mut hat, selbst so einen Salto kann eigentlich jeder lernen“, sagt der Trainer. Am Anfang würden sie Hilfestellung geben, um die natürliche Angst vor einem Sprung nach hinten und ins quasi Ungewisse zu wagen.

Erbskorn, der 20-Jährige absolviert beim Jugendzentrum ein freiwilliges soziales Jahr, möchte später Sport studieren und vorher unbedingt einen Trainerschein als Parkour-Trainer machen. Der ist eigentlich für die Leitung der Gruppe gar nicht nötig, zudem sind alle Traceure über das Jugendzentrum versichert. „Schwerer verletzt hat sich hier bisher nur ein einziger junger Mann. Der kam her, dachte, er könnte alles und dann ist er beim Sprung mit dem Fuß zwischen zwei Matten geraten. Ihn habe ich danach hier nicht mehr gesehen.“

Vorstadtdächer? Lieber nicht

Von der großen weiten Vorstadtwelt mit Häusersprüngen halten die Rheinhauser Traceure übrigens wenig. Zum einen könne man in der Halle barfuß trainieren, zudem seien die Sprünge ohne Matte und helfende Kollegen draußen ungemein gefährlich,: „Da hilft dann oft kein Erste-Hilfe-Kasten mehr“, sagt Allan, der 24-Jährige unterstützt Oliver Erbskorn beim Training in Bergheim. Und die muffige Sporthallenluft? Die Jugendliche nehmen sie gar nicht wahr. Und haben Glück, rund um die Schule hat der benachbarte Landwirt frisch gedüngt. Wer will da schon durch die Gegend springen?

Das Parkour-Event des Jugendzentrums St. Peter startet um 10 Uhr am Samstag, 8. Juni, in der Sporthalle der Lise-Meitner Gesamtschule, Lessingstraße 1. Der Tag ist nicht als Wettkampf zu verstehen, er dient eher zum gemeinsamen Trainieren. Das Treffen ist offen, wer mag, schaut vorbei. Von jedem Teilnehmer nimmt das Jugendzentrum einen Kostenbeitrag von fünf Euro. Um besser planen zu können, ist eine Anmeldung unter 02065/74716, per Mail info@jz-stpeter.de oder direkt im Jugendzentrum an der Schwarzenberger Straße 47 , erwünscht

Info-Kasten

David Belle, der Franzose ist gerade 40 Jahre alt geworden, gilt als einer der Gründer der Sportart „Le Parkour“. Zunächst, Ende der 1980er-Jahre, war es ihm darum gegangen, natürliche Hindernisse, etwa im Wald, möglichst geschmeidig und gewandt zu überwinden. Ziel: nach Überwindung des Hindernisses möglichst schnell weiterrennen zum nächsten Hindernis. Belle hatte die Sportart später auch in den Pariser Vorort Lisses übertragen. Von dort aus eroberte sie sozusagen die Welt. Über die Jahre haben sich jede Menge Techniken und Sprünge entwickelt, zudem gibt es viele Nachahmer.

In Deutschland gibt es inzwischen Abteilungen in Sportvereinen, die Parkour in Sporthallen trainieren oder auch Gruppen, die wie in Rheinhausen, einem Jugendzentrum angehören.