Duisburg-Homberg. . Sieghard Schilling heißt der neue Vorsitzende des Homberger TV. Der 60-Jährige hat mit dem Breitensportverein und dessen rund 1600 Mitgliedern viel vor.
Im Trainingsanzug betritt Sieghard Schilling die Sportanlage des Homberger Turnvereins (HTV) und dehnt sich ausgiebig, bevor er auf der roten Aschebahn einige Runden abreißt. Damit der passionierte Läufer, der auch mit 60 Jahren noch immer an Marathons und Triathlons teilnimmt, seinen Sport regelmäßig ausüben kann, wird es ab sofort viel Organisationstalent bedürfen, denn Schilling ist neuer Vorsitzender des HTV, mit rund 1600 Mitgliedern der größte Breitensportverein am Niederrhein.
„Ich habe keine Angst vor Verantwortung, auch wenn der HTV deutlich mehr Mitglieder hat als ein kleiner Taubenzüchterverein“, sagt der Homberger Sportler, der im Berufsleben der Geschäftsführer des Diakoniewerks Duisburg ist und 450 Mitarbeiter leitet.„Ich habe eine große Vision: Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, ob an Kultur oder Sport, für alle Menschen.“ Dass jemand unabhängig vom Alter, Geldbeutel, einer Behinderung oder eines Migrationshintergrundes Sport betreibe, sei für die Gesellschaft, die sich immer mehr individualisiere, äußerst wichtig. „Über Sport lernt man viele Menschen kennen, die sehr unterschiedlich sind und mit denen man sonst nie in Kontakt gekommen wäre.“
„Wir probieren auch gerne mal etwas Verrücktes“
Als ein großer Breitensportverein habe der HTV daher auch den Anspruch, die gesellschaftliche Zusammensetzung im Stadtteil widerzuspiegeln. Damit dies gelingt, müssten alle Schichten angesprochen werden. Neben der Integration behinderter Menschen sei es aber auch eine große Herausforderung, Kinder und Jugendliche für Sportvereine zu begeistern, weil sich deren Freizeitgestaltung sich in den letzten Jahren verändert habe. „Wir sind aber immer offen für Trendsportarten und probieren auch gerne mal etwas Verrücktes.“ Doch auch die Ganztagsschule sorgt den HTV. „Ich habe Verständnis dafür, dass Schüler abends dann keine Lust oder auch keine Kraft mehr haben, noch Sport zu treiben.“ Darauf müsse sich allerdings jeder Verein einstellen, ebenso wie auf die Tatsache, dass die Stadt kein „Füllhorn kommunaler Gelder“ mehr ausschütten werde. „Das Problem zurückgehender öffentlicher Förderung ist für fast alle Vereine geradezu unlösbar.“
Zwar mache die Situation in Duisburg nicht gerade optimistisch, jedoch sei der HTV gut aufgestellt, nicht zuletzt aufgrund der vereinseigenen Halle, die am Friesenplatz steht. Aber vor allem durch die vielen Mitglieder, die sich ehrenamtlich engagieren. Insbesondere sein Vorstand sei hochmotiviert. „Man könnte auch sagen: Wir sind bekloppt“, scherzt der Vorsitzende. Doch alle arbeiten gerne für den und wollen so auch dem Stadtteil und seinen Menschen etwas geben.
„Es gibt noch viel zu tun“, sagt Sieghard Schilling. „Aber meine erste Aufgabe lautet: Der Verein soll allen Spaß machen.“ Dafür möchte er sich unermüdlich einsetzen. Zeit für seine Frau und seine Kinder wird er sich natürlich auch nehmen. Seine Tochter lebt in den USA und sein Sohn ist in der Schweiz gerade Papa geworden.