Besuch in der „W8zig“. In der Caritas-Werkstatt arbeiten 97 Menschen mit psychischer Behinderung. Und 25 Gäste einer benachbarten Einrichtung.

Duisburg-Rheinhausen. Am Empfang in der Rheinhauser Caritas-Werkstatt „W8zig“ begrüßt die Gäste ein Wächter. „Der Wächter“, so heißt das nahezu zwei Meter hohe Ungetüm, haben Beschäftigte der Einrichtung aus Schrottteilen zusammengebaut. In der W8zig (siehe auch Infobox rechts) sind neben der üblichen 97 Beschäftigten mit psychischer Behinderung aktuell auch 25 Frauen und Männer mit ähnlichem Krankheitsbild untergebracht, die in der Einrichtung an der Hochstraße auf unbestimmte Zeit nicht arbeiten dürfen. Das Bauordnungsamt der Stadt Duisburg hatte die Werkstatt Ende Januar wegen mangelnden Brandschutzes geschlossen (wir berichteten).

Ein Besuch an der Geitlingstraße: „Die Beschäftigten von der Hochstraße sind gut aufgenommen worden, wir haben genügend Platz“, sagt Tanja Dudek vom Sozialen Dienst. Neben der Näherei gibt es sieben Gruppen. Die Männer und Frauen arbeiten mit Glas, Metall und Holz, einige sind zudem für den Verkauf im Geschenkladen an der Hochstraße zuständig, andere in der Kfz-Gruppe. Sie waschen unter anderem die Fahrzeuge der Fuhrparks anliegender Firmen im Gewerbegebiet.

„Wichtig ist allen, dass hier gearbeitet wird. Werkstatt für psychisch Behinderte heißt nicht, dass hier nur ein bisschen gebastelt wird“, stellt Abteilungsleiter Paul Schnürer klar. Dazu gehöre für die Beschäftigten ein nahezu kompletter Arbeitstag, lediglich die Pausen sind etwas länger als in anderen Betrieben.

Ein langer Weg

Ziel sei es, die Beschäftigten wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Grob könne man sagen, dass bis zu zwei Beschäftigte pro Jahr in ein Arbeitsverhältnis außerhalb der Werkstatt vermittelt werden können. „Bei dieser Quote muss man auch sehen, dass viele unserer Beschäftigten einen langen Weg hinter sich haben, bevor sie hier anfangen“, sagt Dudek. Und zeigt einen typischen Verlauf auf: Am Anfang stehe eine Depression, dann Hausarzt, Psychotherapeut, Psychiater, Kur, Eingliederung, Umschulung, möglicherweise ein erneuter Zusammenbruch, irgendwann dann schließlich W8zig. In der Regel steht vor der Aufnahme in die Werkstatt ein Praktikum.

„Besonders am Anfang ist es wichtig, das Selbstvertrauen zu stärken. Bei manchen geht das schnell, sie können trotz etwa einer Angststörung, sogar Kunden im Laden bedienen“, so Dudek. Viele schafften den Weg zurück in den Arbeitsmarkt nicht, einige blieben bis zur Rente bei der W8zig. Was zudem auffällt: Die Zahl der Fälle von psychischer Behinderung steigt stetig an. Anfang des Jahrtausends waren 35 Beschäftigte in der W8zig tätig, heute sind es 97 plus 35 an einem anderen Standort in Rheinberg.

Skulpturen, Bilderrahmen und mehr

Zurück in die Werkstatt: Hier fertigen die Männer und Frauen Rollos, stecken Temperaturfühler für Stahlbecken zusammen, nähen Babyschlafsäcke oder bauen Bilderrahmen und Halterungen für Gardinen. Aus Schrott entstehen Skulpturen, die ebenso im Laden an der Hochstraße verkauft werden wie Bilderrahmen oder Geschenkartikel aus Holz und Glas. „Die Idee mit den Skulpturen hatte ein Gruppenleiter“, sagt Schnürer. Schrott bekäme man von umliegenden Firmen, die Kreativität der Beschäftigten kennt keine Grenzen. So dienen Auspufftöpfe als Körper für Vögel, Wasserhähne eignen sich prima als Nase. Nach etlichen Arbeitsstunden war dann auch „der Wächter“ fertig, wer mag, kauft ihn für 240 Euro.

Bleibt die Frage, wer dann den Eingang bewacht. Irgendwer hat da aber bestimmt eine gute Idee...

Info-Kasten: Der Name „W8zig“ ist in der Caritas-Werkstatt selbst entstanden. Das „W“ steht für Werkstatt, der Begriff „80“ diente einst dazu darzustellen, dass die Einrichtung 80 Plätze hat. Inzwischen sind es um die 100. Bei der Schreibweise verzichtet man bewusst auf die „0“, Erklärung: „Wir sind keine Nullen“. Das „zig“ ist im offiziellen Logo schräg geschrieben, „weil einige von uns nun mal auch ein bisschen schräg sind“, sagt Tanja Dudek vom Sozialen Dienst. Die Einrichtung hat sieben Gruppen, in denen die Beschäftigten montags bis donnerstags von 8 bis 15.45 Uhr und freitags bis 14.15 Uhr arbeiten. Der Laden an der Hochstraße, hier werden unter anderem Glaskunst und Bilderrahmen verkauft, hat geöffnet montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr und freitags bis 14.30 Uhr. In der Einrichtung der Caritas überlegen sie aber derzeit, die Öffnungszeiten bis 18 Uhr zu verlängern und auch samstags aufzumachen.