Essenberger wollen ihren 107 Jahre alten Friedhof retten, den die Stadt zum Jahreswechsel schließen will. Heute Demo am Duisburger Rathaus.

Duisburg-Homberg. Die Stadt Duisburg will den 107 Jahre alten Friedhof in Essenberg, nahe dem Sachtleben-Werk, schließen (wir berichteten). Begründet wird das neben der sinkenden Einwohnerzahl - und damit sinkendem Bedarf nach Friedhofsplätzen - auch damit, dass eine Instandsetzung der Friedhofskapelle mit 50 000 Euro zu Buche schlagen würde. Das bezweifelt eine Bürgerinitiative, die sich jetzt in Essenberg gegründet und den Erhalt des kleinen, aber traditionsreichen Gottesackers zum Ziel gesetzt hat.

Bürgereingabe

Mit einer „Bürgereingabe“ nach Paragraf 24 der Gemeindeordnung hat sich die Initiative, vertreten durch den Essenberger Alfred Scholl, jetzt an Oberbürgermeister Sören Link gewandt. Ihre Kernkritik: Betroffene Grabstelleninhaber, so Scholl, „waren durch fehlende Information der Stadt nicht imstande, sich angemessen mit der geplanten Friedhofsschließung zu befassen.“ Im Vertrauen darauf, dass Kapelle und sanitäre Anlagen vorhanden sind, hätten die Essenberger, die dort ihre Angehörigen bestattet haben, „ihre Friedhofsgebühren in die Zukunft gerichtet gezahlt und werden nun mit dem geplanten Abriss konfrontiert“.

Die Stadt argumentiert damit, dass es in Gesamt-Duisburg, gemessen an der schrumpfenden Bevölkerung, zu viel Friedhofsfläche gibt: 17 städtische Friedhöfe mit insgesamt 250 Hektar Gesamtfläche entsprächen 4,8 Quadratmetern Friedhof pro Einwohner, der Deutsche Städtetag empfiehlt 4,0 Quadratmeter.

0,8 Quadratmeter zu viel

Allerdings: Sofort dicht machen kann die Stadt den Friedhof gar nicht. Selbst wenn ab 2013 keine neuen Gräber mehr vermarktet werden, sind weiter Bestattungen in schon bestehenden „Wahlgrabstätten“ möglich. Und einmal angelegte Gräber müssen ohnehin bis zum Ende der Nutzungsdauer zugänglich bleiben. „Eine Reduzierung der Unterhaltskosten tritt deshalb erst nach der endgültigen Schließung zu einem deutlich späteren Zeitpunkt ein“, gesteht die Stadtverwaltung ein. Trotzdem sei das Vorgehen sinnvoll „da zu viele Friedhofsflächen zur Verfügung stehen und auf längere Sicht die gebührenrelevanten Aufwendungen deutlich sinken werden.“

Schon jetzt soll nach dem Willen der Stadt die Friedhofskapelle abgerissen werden. Die sei dringend sanierungsbedürftig, was mit mindestens 50 000 Euro zu Buche schlage. Während der Restlaufzeit des Essenberger Friedhofes könnten Trauerfeiern in der Kapelle des Homberger Parkfriedhofes stattfinden. Das sei „auf Grund der Entfernungen eine Zumutung“, findet die Initiative, die außerdem die Kosten anzweifelt: „Ein Fachmann schätzte die Kosten für die Stabilisierung des Gebäudes auf circa 4000 Euro.“ Außerdem seien Mitglieder der Initiative bereit, „zu spenden und in Eigenleistung Renovierungsarbeiten zu erledigen.“

„Eine Zumutung“

Aber zentral, so die Initiative, geht es nicht um Zahlen, sondern um Gerechtigkeit und Anstand: „Wenn es gerecht zugehen sollte, müssten alle Duisburger Friedhöfe etwas reduzieren und nicht ein einzelner Friedhof geschlossen werden. Hier geht es nicht um die Größe einer Fläche oder die Anzahl der Bestattungen, sondern um einen sensiblen Umgang mit den Verstorbenen, den Angehörigen und Duisburgs Friedhofskultur.“