Seit 16 Jahren veranstalten die Muslimischen Gemeinden ihren Tag der offenen Moschee am 3. Oktober. Ein Besuch in Homberg und Rumeln

Extremistische Salafisten einerseits, unsägliche Mohammed-Karikaturen, ein Schmäh-Video andererseits bestimmten zuletzt stark, zu stark den öffentlichen Diskurs und die mediale Übermittlung, verzerrten das Bild des Islam in der Öffentlichkeit. Daher hatten die Muslime gestern bei ihrem Tag der offenen Moscheen im Duisburger Westen alle Hände voll zu tun, dieses Zerrbild wieder gerade zu rücken. Sie trafen auf neugierige deutsche Besucher, die sich in ihren Moscheen über das Gemeindeleben der Muslime informieren wollten - mit zahlreichen Fragen, weitestgehend ohne Vorurteile. Die Redaktion hat sich bei der DITIB-Gemeinde in Rumeln und bei der VIKZ-Gemeinde in Homberg umgesehen.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Beide sunnitisch orientierte Gemeinden nahmen ihre Gäste sehr freundlich auf, beantworteten offen die zahlreichen Fragen der Besucher, sorgten für Transparenz. Überall herrschte eine angenehme Atmosphäre. Muezzins, Imame, Religionslehrer und andere Referenten gaben Auskunft, nahmen sich viel Zeit für ihre deutschen Gäste. Und bei den Gebeten konnte man zuschauen.

Wichtige Elemente im Gebetsraum

Mittags bei der türkischen DITIB-Gemeinde, 1984 gegründet, an der Rheinhauser Straße in Rumeln. Draußen regnet es zeitweise in Strömen. Aber die rund 100 Gemeindemitglieder servieren pausenlos türkische Spezialitäten. Drinnen führt Hafize Korice rund 50 Besucher in kleinen Gruppen durch die Moschee, früher ein Schuhgeschäft. Die Referentin erläutert die wichtigsten Elemente des Gebetsraums. Dazu gehören der Mihrab, die Gebetsnische, die dem Imam vorbehalten ist, die Mimber, die Predigtkanzel, von der der Muezzin predigt, der Lehrstuhl Kursi, auf der ein Religionslehrer über philosophische, auch tagesaktuelle Themen spricht.

Mustafa Tüküneken erläutert in einem Power-Point-Vortrag „Kunst und Kultur im Islam“, das Motto des Tages der offenen Moscheen 2012. Der studierte Religionslehrer spricht über Buchkunst, Textilien, Teppiche, Farben, Formen und Ornamente, über den Einsatz von Glas, Kristall und Metall in der islamischen Architektur, dem „Kern der islamischen Kunst“, so der Referent. „Moscheen sollen möglichst hell sein, denn die Gläubigen müssen sich dort wohl fühlen. Die Einrichtung solle sparsam sein, denn so wenig wie möglich soll vom Gebet ablenken.“

Verschiedene Baustile

Tüküneken geht auch auf die klassischen Bauformen von Moscheen ein. Drei Richtungen herrschen vor: Die Stützhallenmoschee mit ihren Satteldecken, die Iwan-Hof-Moschee mit ihren breiten Bethallen, schließlich die Zentralkuppel-Moschee, zu der die Hagia Sophia in Istanbul oder die Merkez-Moschee in Marxloh gehören. Es gibt keinen einheitlichen Stil. Gerade die frühen Moscheebauten haben viele Stilelemente vorangegangener oder paralleler Kulturen aufgenommen, der ägyptischen, griechischen, römischen oder byzantinischen Baukunst.“

Referentin Hatice Korice kommentiert das so: „Der Islam ist im Grunde eine tolerante Religion. Leider haben das heute viele Gläubige vergessen. Daher ist im Islam Bildung, die Kenntnis des Koran, so wichtig. Bildung schützt vor Extremismus.“

Bei der VIKZ-Gemeinde, dem Verein zur Förderung von Bildung und Kultur, an der Moerser Straße in Homberg-Hochheide bietet sich am Nachmittag ein ähnliches Bild wie in Rumeln. Gemeindevorstand Niyazi Cantürk Sahin und Gemeindemitglied Davud Gülagaci führt durch die Yeni-Moschee. Auch hier sind Gebetsnische, Predigtkanzel und Lehrstuhl nach Mekka ausgerichtet. Gepredigt wird sowohl in türkischer als auch in deutscher Sprache. Auch hier beten die Gläubigen fünf Mal am Tag, jeweils zehn bis 20 Minuten lang. Auch hier steht Bildung im Zentrum, Korankurse und Hausaufgabenhilfe zum Beispiel. Auch hier ist der gesamte Boden mit einem Gebetsteppich in blauen Tönen und Ornamenten belegt.

Doch die Einrichtung ist hier etwas üppiger geraten: Kristalllüster hängen von der Decke, die Wände sind teilweise mit großem Holzdekor ausgekleidet. Die rund 100 Mitglieder der VIKZ-Gemeinde haben die ehemalige Disco „Starlight“ seit Anfang der 1990er Jahre nur mit Spenden komplett umgebaut, bevor sie 1997 eröffnet wurde. Das Verhältnis zu den deutschen Nachbarn ist gut, so Niyazi Sahin.