Um Vandalismus vorzubeugen, sperren die Wirtschaftsbetriebe nachmittags und am Wochenende neue Toiletten am Parkfriedhof zu. Zum Ärger der Besucher
Reinhard Stratenwerth ist sehr verärgert. Der 73-Jährige spricht von „Skandal“ und von „Schildbürgerstreich“. Es sind Zettel, geschrieben von den städtischen Wirtschaftsbetrieben, die den Senior sprichwörtlich auf die Palme bringen. Auf den Schreiben reglementieren die Betriebe die Benutzungszeiten des stillen Örtchens. Abends und am Wochenende bleiben die Häuschen zu.
Als Grund nennt die Stadt-Tochter möglichen Vandalismus und daraus resultierende Renovierungskosten. Man sei zu dieser Maßnahme gezwungen und bitte um Verständnis. „Dass gegen Vandalismus etwas getan werden muss, ist klar. Aber doch nicht so, eine andere Lösung im Sinne der Besucher muss her“, sagt Stratenwerth. Vandalismus könne schließlich auch dann geschehen, wenn die Toiletten über Tag geöffnet seien. Randalierer kämen eben nicht immer nur nachts. Als Positivbeispiel diene das sich ebenfalls auf dem Friedhof befindliche Biotop. Vandalismus habe es hier laut Reinhard Stratenwerth bisher nicht gegeben.
Appell an den Menschenverstand
Senioren auch nach 15.45 Uhr auf die Toilette und trotzdem keine Schäden. Wie kann eine Lösung aussehen? „Wir können nur an den gesunden Menschenverstand appellieren“, sagt Volker Lange, Sprecher der Wirtschaftsbetriebe. „Werden die Anlagen nicht kaputt gemacht, müssen wir sie auch nicht über Nacht schließen.“ Lange nennt zwei Negativbeispiele: „Die Toiletten am Friedhof in Friemersheim sind Anfang des Jahres angezündet und stark beschädigt, die frisch sanierten Häuschen am Sternbuschweg in Neudorf demoliert worden.“ 24 000 Euro habe die Sanierung in Neudorf gekostet, binnen kürzester Zeit seien bereits wieder Schäden in Höhe von 1500 Euro angerichtet worden. Am Parkfriedhof – 10 000 Euro habe man in die Erneuerung und Erweiterung um eine barrierefreie Toilette gesteckt – wolle man einfach nichts riskieren und sperre ab. Und damit die Menschen aus.
Volker Lange will die Homberger aber nicht nur mit Appellen an mögliche Randalierer abspeisen. „Am Sternbuschweg probieren wir es eine Weile aus und lassen die Toiletten geöffnet. Warten wir das Ergebnis ab.“ Wenn es da klappt, könne man auch in Homberg umdenken. Es bleibt die Hoffnung auf den gesunden Menschenverstand...