Andrea Kempkes führte bislang die Fundsachen-Versteigerung für das Homberger Bezirksamt durch. Nun gab’s die letzte Auktion. Die Stadt stellt aufs Internet um

Samstagmittag, 11.45 Uhr. Eine Menschentraube sammelt sich vor dem geschlossenen Homberger Rathaus, Kinder drücken sich an die gläserne Eingangstür und blicken mit funkelnden Augen ins Foyer. Dutzende Fahrräder sind dort aufgestellt. Erwachsene schauen ungeduldig auf ihre Armbanduhren, andere ziehen noch gemütlich an ihrer Zigarette und unterhalten sich mit Bekannten. Gleich wird Angelika Kempkes, Teamleiterin des Bürgerservices, das Rathaus öffnen. Dann beginnt die alljährliche Fundsachenversteigerung – es wird die letzte im Bezirk sein, bevor die Stadt Duisburg auf Internet-Auktionen umstellt.

Als Kempkes nach draußen zu ihrem Pult tritt, ein Lächeln im Gesicht und den Gummihammer in der Hand, warten bereits Interessierte, und löchern sie mit immer denselben Fragen: „Muss man sofort bezahlen, wenn man gewinnt?“ oder „Kann ich das Geld auch überweisen?“ Die Antwort der 55-Jährigen darauf ist freundlich, aber bestimmt. „Wenn ich den Zuschlag erteile, ist der Betrag unverzüglich zu bezahlen. Wir legen nichts zurück, also gehen sie lieber vorher zur Bank.“

Immer mit Nervenkitzel

Bis zum Auktionsgewinn ist noch eine halbe Stunde Zeit, gerade wuseln die Bürger im Rathaus-Foyer umher und betrachten die Räder ganz genau. „Bitte nichts anfassen, Probefahrten sind auch nicht erlaubt – es wird gekauft wie gesehen.“ Die kleineren Gegenstände wie Schmuck sind hinter Glas weggeschlossen.

Obwohl es bereits die dreizehnte Auktion für Kempkes ist, seit 1999 versteigert das Bezirksamt Fundsachen, ist es noch immer nicht alltäglich. „Es ist immer mit etwas Nervenkitzel verbunden.“ Einige Bürger kämen auch, ohne etwas kaufen zu wollen, einfach um sich zu amüsieren. Denn immer seien skurrile Besonderheiten bei der Versteigerung dabei. Dieses Mal sind es ein Koffer mit Fußpflege-Ausrüstung und aus der Asservatenkammer der Polizei eine abgebrochene Bronzeguss-Statue, die über 17 Kilo wiegt. Sie findet für 35 Euro einen neuen Besitzer.

Inzwischen haben sich rund 60 Menschen vor der Rathaustreppe versammelt. Nicht nur Familien mit Kindern sind hier, auch Geschäftsleute in Anzügen oder Briefzusteller während ihrer Mittagspause. Jetzt geht es los und Kempkes erklärt die Spielregeln: „Gebote geben sie durch Zurufen oder durch Handzeichen ab. Also nicht der Oma winken, sonst hat man ein Fahrrad ersteigert.“

Fahrräder beliebt

Für ein Jugendrad, das erste Stück des Tages, fließen ganze zwei Euro in die Stadtkasse. Ein erstauntes Raunen geht durch die Menge, hier kann man echte Schnäppchen machen. Das Bezirksamt schätzt den Warenwert und legt das Anfangsgebot fest. Bei einem Golfball-Set kommt es zum ersten Wettbieten, der Gewinner muss letztlich drei Euro berappen.

Viele Besucher sind allerdings zum Bismarckplatz gekommen, um ein Fahrrad zu kaufen, darunter die elfjährige Maike Schaltkamp sowie Julia Fehse, der kürzlich ihr Drahtesel gestohlen wurde. Beide gehen zufrieden mit ihrer gewünschten Beute namhafter Hersteller nach Hause. Bei manchen Fundsachen muss Andrea Kempkes ihr ganzes Verhandlungsgeschick aufbieten, um sie zu verkaufen, etwa bei einem Plüsch-Meerschweinchen und einem Nuckeltuch, doch am Ende bringen auch diese zweifelhaften Schätze ein paar Cent.

Nach anderthalb Stunden ist alles vorbei, alle 80 Fundstücke sind verkauft. Kempkes geht jetzt nach Hause und behält ihre Auktionen in guter Erinnerung.