Anwohnerinitiative befürchtet Umweltskandal, wenn der Duisburger Stadtrat den Baerler Deponieausbau genehmigt. Und fordert umfassendes Umweltgutachten

Am kommenden Montag entscheidet der Duisburger Stadtrat über die Zukunft der Halde Lohmannsheide in Baerl. „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, die Entwicklung der Lohmannsheide entsprechend der vorliegenden Planung der RAG Montan Immobilien zu einem Areal für Freizeit und Erholung - aufbauend auf einer DK 1 Deponie - umzusetzen“, so lautet der Beschlussvorschlag. Das Für und Wider ist in den politischen Gremien heiß diskutiert worden (wir berichteten), der Ausgang der Entscheidung ist ob der verschiedenen politischen Lager im Rat offen. So kurz vor der Entscheidung im Rat kommen massive Proteste gegen das Projekt aus Moers, geäußert von einer Anwohnerinitiative und auch von der Stadt.

„Eine schlichte Unverschämtheit“

„Eine schlichte Unverschämtheit“, ärgert sich der Sprecher der Anwohnerinitiative Meerbeck-Ost/Hochstraße, Christian Voigt. Denn nach der Duisburger Vorlage sollen jährlich 300 000 Tonnen mäßig belastete Abfälle, das heißt monatlich mehr als 1000 Lkw, hin und die gleiche Anzahl entleerter Lkw nur über Moerser Stadtgebiet zur Deponie an der Gutenbergstraße geführt werden.

Aber der Anwohnerinitiative gehe es nicht nur um Lärm und Feinstaub, sie habe vielmehr Sorge, dass nicht nur Bergematerial auf der Deponie gelagert werden soll. Zwar dürften auf Deponien der Klasse 1 nur Abfälle ohne besonderen Überwachungsbedarf gelagert werden, aber dazu würden auch Gewerbemüll, Industrieabfälle und Einlagerungsstoffe gehören. „In direkter Nähe befinden sich eine Wasserpumpstation und ein Wasserschutzgebiet, nach der Beschlussvorlage wurden schon jetzt leicht erhöhte PAK-Gehalte im Grundwasser, also polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe, die sich nicht komplett abbauen lassen, festgestellt“, sagt Voigt. Und weiter: „Neben der erhöhten PAK-Belastung, beunruhigt mich, dass bei Probebohrungen verschiedene Materialien gefunden wurden, deren Zusammensetzung und Herkunft aus der bisherigen Deponienutzung seit 1930 nicht erklärbar sind. Dennoch und für mich völlig unverständlich beurteilt die Ratsvorlage die Ist-Situation als unbedenklich für den Deponieausbau.“

Voigt fordert ein umfassendes Umweltgutachten über Boden-, Wasser- und Luftbelastung für die Stadtteile im Umkreis der Deponie. Er sieht jetzt die Chance einem weiteren Umweltskandal, wie um die Deponie Eyller-Berg in Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn, vorzubeugen und Verantwortung für die Bürger in Duisburg und Moers zu übernehmen.

Bei der Stadt Moers sind sie ebenfalls alles andere als zufrieden. Vor allem die verkehrliche Belastung bereite Sorgen. „Wir sind von Duisburg nicht offiziell informiert worden“, erklärt Sprecher Klaus Janczyk. „Eine Beteiligung an dem Verkehrsgutachten wäre wünschenswert gewesen.“ Es gibt keine Handhabe, soviel steht fest. Was die Stadt tun könnte, wäre den Durchgangsverkehr für Lkw zu sperren. Bewerten will Janczyk das nicht, aber er bestätigt: „Möglich wäre das.“