Stadt stellt digitales Schild am Rheinhauser Markt auf. Jugendliche vom Projekt „Starke Jugend stärkt die Jugend“hatten die Idee

Die Stadt packt das Verkehrsproblem rund um den Hochemmericher Markt an. Die dortige Spielstraße („Shared Space“, wörtlich: geteilter Raum) hat, wie berichtet, keine Zukunft. Noch sind aber Auto- und Radfahrer sowie Fußgänger gleichberechtigt im Schritttempo unterwegs – zumindest in der Theorie.

Denn allzu oft wird trotz entsprechender Schilder doch gerast, regelmäßig kommt es zu Beinahe-Unfällen, und gescheppert hat es auch schon. Dagegen soll nun eine mit Solarenergie betriebenes Schild helfen, das digital die Geschwindigkeit anzeigt – „Tempoinfogerät“ im Behördensprech. Angebracht wurde es Mittwochmorgen von den Wirtschaftsbetrieben auf der Atroper Straße, auf Höhe des Marktforums, gegenüber des Reisebüros. Die Stadt lässt dieses Schild alle paar Wochen durch den Bezirk wandern, um gefährliche Straßen sicherer zu machen. Sich gerade um den Daueraufreger „Shared Space“ zu kümmern, war jedoch nicht etwa der Einfall eines eifrigen Beamten. Jugendliche hatten dies angeregt.

Autofahrer werden vorsichtiger

„In Hochemmerich gibt es viele Unfälle und durch so ein Schild fährt man sofort vorsichtiger“, sagt die 18-jährige Nazli Nayman. Zusammen mit der gleichaltrigen Nesrin Bektaş und 15 weiteren Jugendlichen setzt sie sich im Rahmen des Projekts „Starke Jugend stärkt die Jugend“ für ein besseres Hochemmerich ein. Sicherer Verkehr ist dabei zwar nur eines von vielen Zielen, doch dass die Verwaltung ihren Vorschlag aufgegriffen hat, freut beide sehr. Dabei ist die Atroper Straße nur ein Punkt auf einer ganzen Liste.

Doch der Erfolg stellte sich in der Tat sofort ein, nachdem die Solarzelle die Tafel mit Strom versorgt hatte. „Wahnsinn! Die werden echt sofort langsamer!“, rief Nesrin erstaunt, als ein Autofahrer auf die Bremse trat, nachdem er die Anlage erspähte und ablas, dass er zu schnell fuhr. So war dann auch die Bushaltestelle, an der viele Marktbesucher die Straße überquerten, keine allzu große Gefahrenstelle mehr.

Ein Wermutstropfen aber bleibt, denn die neue Lösung ist nicht von Dauer: Nur drei bis vier Wochen bleibt das „Tempoinfogerät“ an der Atroper Straße, verrät Wolfgang Dottermusch vom Bezirksamt. Dann bauen es die Wirtschaftsbetriebe turnusgemäß wieder ab und stellen es an einer anderen Straße auf, die ebenfalls als gefährlich eingestuft wird.

Für Nazli, Nesin und ihre Mitstreiter geht die Arbeit indes weiter. Derzeit läuft ein Sportprojekt mit dem OSC Rheinhausen und bald wollen sie unter dem Motto „Buntes Hochemmerich“ zusammen mit Grundschülern deren Schulwege verschönern, indem sie Straßenlaternen anmalen. Für Jugendliche bauen sie außerdem unter anderem gerade eine Job- und Praktikumsbörse.

Das Thema Verkehrsberuhigung rund um den Hochemmericher Markt sollte auch in der Ratssitzung am kommenden Montag beraten werden. Wie gestern bekannt wurde, hat die Verwaltung die entsprechende Vorlage ohne Angabe von Gründen zurückgezogen.