Katholische Gemeinde Kaldenhausen feiert. Pfarrer Schnieders: „Evangelium leben.“ Festwoche bis zum 23. September mit Fahrradtour, Meditation, Kirchenführung

Sie stehen beide neben einem Baum. Das Relief auf dem Kirchturm von St. Klara an der Düsseldorfer Straße in Kaldenhausen zeigt die Patronin neben Franz von Assisi. Der Baum symbolisiert Jesus von Nazareth, weil die Baumkrone wie ein Kreuz gestaltet ist. Ab heute wird in der katholischen Gemeinde der 100. Jahrestag der Einweihung (Benediktion) gefeiert - zum Ruhm des Schöpfers und Dank an alle Gemeindemitglieder.

Die Heilige Klara bewies Glaubensmut und Bibelfestigkeit. Im rauen Mittelalter, als Frauen auch in der Kirche kaum Rechte besaßen, widersetzte sie sich, aus wohlhabenden Verhältnissen stammend, der Überlieferung nach der geistlichen Obrigkeit des Papstes Innocenz IV. und ihren Verwandten.

Statt der Aufforderung zu folgen, weiterhin in Reichtum und Überfluss zu leben, gründete Chiara dei Scifi, heute als Heilige Klara verehrt, den Klarissenorden, schloss sich dem Arme-Leute-Orden des Franz von Assisi an. Ihre Begründung: „In der Bibel steht, dass der Mensch in Armut leben soll.“

Die Geschichte der Gemeinde St. Klara weist eine Ähnlichkeit auf: denn der Gutsbesitzer Schmitz-Heckschen schenkte damals der Gemeinde für den Kirchbau ein Grundstück, verzichtete also auf einen Teil seines Wohlstandes, ganz im Sinne der Kirchenheiligen Klara und Franz. Aus diesem Akt der Wohltätigkeit wurde auch der Name der Gemeinde und Kirche gefunden: Die Frau des Gutsbesitzers hieß Klara.

Vier Pfarrer leiteten die Gemeinde

Die erste Zählung der Gemeindemitglieder ergab 1919 die Zahl von 1614 Seelen. In den Gründerjahren, so wird berichtet, besuchten rund 700 Gläubige jeden Sonntag die Heilige Messe. Heute gehören 2872 Gläubige der Gemeinde an. Es gab bisher vier geistliche Hirten: Rektor Kirschbaum (seit 1919), Pfarrer Werschmann (seit 1930), Kaplan Anton Janssen (seit 1964) und Pfarrer Hermann Schnieders (seit 1989). Schnieders studierte nach der Ordination Naturwissenschaften in den USA und arbeitete danach fast drei Jahrzehnte in Papua-Neuguinea für die Steyler Mission. Der 73-Jährige hat in Kaldenhausen ein Wirkungsfeld gefunden, das von der gesamten Gemeinde mit getragen wird. Sein Motto und das der Gemeinde ist die franziskanische Spiritualität: „Die Berufung des heiligen Franziskus und der heiligen Klara war es, das Evangelium zu leben.“ Es gelte, diese Spiritualität lebendig werden zu lassen.

Die Kirche ist im Stil des Spätbarock erbaut. Wegen der Bomben und Granaten auf das Gebäude im 2. Weltkrieg musste saniert werden. Das hintere Kirchenschiff war damals noch nicht fertig gebaut. Es wurde durch zwei Bomben im 2. Weltkrieg zerstört. Beim Neuaufbau wurde der hintere Teil wie ursprünglich vorgesehen um 15 Meter verlängert und damit der Altarraum nach hinten verrückt.

Der 76-jährige Günter van Neuß kennt sich mit dem Bauwerk aus: „Die Säulen haben einen Durchmesser von 90 Zentimetern. Das Kreuz vorne am Altar misst etwa 15 Meter.“ Der religiöse Kirchenschmuck besteht aus einer Pieta, der Schmerzensmutter Maria, die ihren Sohn Jesus im Tode im Schoß hält (vom Kriegergedächtnis-Denkmal), 14 geschnitzten Holzbildern, die Christi Kreuzweg darstellen, einer kleinen Figur der Heligen Klara, drei gotische Altäre aus St. Margareta in Linn.

Im linken Seitenschiff hängt ein Wandteppich, drei Meter hoch. Der zeigt die Heilige Klara neben Antennen, die nach oben ragen. Pfarrer Schnieders. „Diese Arbeit geht auf das 2. Vatikanische Konzil zurück.“ Damals habe Johannes XXIII., der Roncalli-Papst, die Heilige Klara zur Patronin des Rundfunks und des Fernsehens gekürt. Die Legende berichtet, die Ordensfrau habe am Weihnachtsabend, als sie schon krank darnieder lag, zu ihrer Schwester, die ihr vom Verlauf der Messe erzählen wollte, gesagt: „Du brauchst nichts sagen. Ich habe alles schon gesehen.“