Was Kreative selber hören: Rheinhauser Musiker geben Auskunft, welche Schallplatten sie als die wichtigsten, persönlichsten oder einfach nur die besten erachten. Carsten Dehnert mag Punk, Folk und Psychobilly.
Sie gehören noch lange nicht zum alten Eisen, denn sie erleben alle Jahre wieder eine Renaissance: die guten alten Vinyl-Scheiben, die jeden Heranwachsenden in irgendeiner Form begleitet und aber auch geprägt haben. In diesem Sinne befragte die Redaktion Rheinhauser Musiker, welche Schallplatten sie als die wichtigsten in der langen Geschichte der Musik erachten, womit sie vielleicht persönliche Ereignisse verbinden oder die einfach nur gut sind.
Punkrock statt Disco
In gemütlicher Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen trafen wir den vielseitig aktiven Gitarristen und Sänger Carsten Dehnert, der in gleich vier Projekten involviert ist: The Cokeras, Jamie Clarkes Perfect, The old mountain men, sowie Die treuen Bergvagabunden.
Während sich vielleicht andere noch bei den Bay City Rollers tummelten, hat er mit 14 Jahren die Ramones kennen gelernt, über einen guten Freund, dessen Bruder wiederum die Band schon kannte – ja, so ging das damals. „Ich bekam die erste Scheibe von den Ramones aus dem Jahre 1976 in die Finger und das war der Urknall für mich, ein Instrument zu lernen“, erzählt Carsten Dehnert, „schon alleine das Cover war klasse, die Bandmitglieder sahen aus mit ihren langen Haaren und Lederjacken wie überkandidelte Pilzköpfe, ja wie eine richtige Gang.“ Musikalisch wertvoll ist das Album, weil es als ein Punkmeisterwerk gilt, der Begriff in dem Stück „Judie is a punk“ das erste Mal genannt wurde. Die Ramones hatten einen wuchtigen Gitarren-Sound und die Stimme des Sängers Joey Ramone stach heraus. „Mit den Stücken „Hey-ho-let’s go“ initiierten sie einen richtigen Szene-Schlachtruf und „Blitzkrieg-Bop“ dürfte ein Song sein, der weit über die Punkszene bekannt ist“, so der 40-Jährige.
Das zweite Album, das ihn nachhaltig beeinflusst hat, ist „Rum, sodomy and the lash“ von den Pogues. „Vom New Music Express ist es zum Album mit dem schönsten Cover im Jahre 1985 gewählt worden, es zeigt eine Gruppe Schiffbrüchiger mit den Köpfen der Musiker, aber vor allem die Musik steht auch hier wieder im Vordergrund“, sagt Dehnert. „Die Platte besitzt mit „Dirty old town“ einen absoluten Welt-Hit, eine schwofige Folk-Ballade „A pair of brown eyes“ und ein fetziges, heiteres Stück „Sally McLeanne“. Später hat er seine Vorliebe zu dieser Band so weit entwickelt, dass er den Sänger der Pogues Shane Mc Gowan persönlich kennen lernte, und mit dessen Ex-Gitarristen Jamie Clark heute noch das Projekt „Perfect“ am Laufen hat. Produziert ist das Album übrigens von einem der Punk-Urväter, Elvis Costello, der später allerdings einen poppigeren Weg beschritten hat. „Es ist ein sehr ursprüngliches Werk geworden, so ist das Schlagzeug noch ohne Becken eingespielt worden, es überwiegen Akkordeon und Pipe, viele Songs stehen in der Tradition der Dubliners“, ergänzt der Sänger, der mit Teilen seiner Bands auch netten Folk spielt.
Wilder Rockabilly
Die letzte Scheibe, die den Blondschopf stark beeinflusst hat, ist „Psychedelic Jungle“ von 1981 von den Cramps, einer Rockabilly-Band, die aber als Mitbegründer des Psychobilly gilt. „Es ist ein Album mit sehr tragendem, ruhigen Sound, der psychedelisch angehaucht ist, trotzdem erkennt man darin auch die Wurzeln des Rockabilly, der auf Elvis oder Buddy Holly zurückzuführen ist“, weiß Carsten Dehnert. Anspieltipps dieser Platte, die von den Mitgliedern „Poison Ivy“ an der Gitarre und Sänger „Lux Interior“ aufgenommen wurde, sind „Googoo Muck“, „Rockin Bones“ und „Primitve“.