Konkurrenzprodukte im Laden: Händler bekommt keine Briefmarken mehr

Michael Bäurele verdient sein Geld mit Zeitungen, Schreibwaren und Tabakwaren. Nicht mit Briefmarken. Die werfen für den Betreiber eines offiziellen „Verkaufspunktes“ gerade mal 1,5 Prozent Gewinn gegenüber dem Einkaufspreis ab. Da bleibt selbst bei 1500 bis 2000 Stück pro Monat nicht so viel hängen, dass es den Aufwand lohnen würde. Aber weil seine Kunden den Service schätzen, beim Zeitungskauf noch ein paar Briefmarken mitnehmen zu können, bietet er sie an – zumindest noch diesen Monat. Danach will ihn die Post nicht mehr beliefern. Weil er in seinen Läden am Rheinhauser Markt und im EKZ auch Paket-Dienstleistungen eines Konkurrenzunternehmens anbietet. Ganz normale Geschäftspraxis, sagt die Post. Übertriebener Verdrängungswettbewerb zum Nachteil der Kunden, findet Bäurle.

Verdrängungswettbewerb in einer umkämpften Branche

Dabei wollte der Ex-Staatsbetrieb die Zusammenarbeit mit Bäurle letztes Jahr noch ausbauen: „Im EKZ sollten wir eine richtige Filiale betreiben.“ An einem Extraschreibtisch auf zwei Quadratmetern der Geschäftsfläche hätte die Post einen Computer platziert, und dann hätten Bäurles Mitarbeiter auch Einschreiben und Pakete angenommen – wie es früher ein Postamt tat. Bäurle lehnte das Angebot ab: „Dafür haben wir nicht die Zeit, nicht die ausgebildeten Leute, und unser Kerngeschäft ist einfach ein anderes.“ Von da an verfinsterte sich der Umgangston zwischen den Noch-Geschäftspartnern.

„Dass wir den anderen Paketdienst im Haus haben“, so Bäurle, „war nie ein Geheimnis und hat jahrelang keinen gestört.“ Jetzt wurde ihm genau deshalb die Belieferung gekündigt. Vertragsgemäß, sagt Post-Sprecher Dieter Pietruck: „Er hat nicht nur Brief- sondern auch Paketmarken für DHL verkauft. Und der Vertrag sieht ganz klar vor, dass wir exklusive Partner sind. Das passt nicht zusammen!“

Und jetzt hat Michael Bäurle ein Problem. Briefmarken sind nämlich eine sensiblere Handelsware, als man meinen könnte. Irgendwo ein- und an die Kunden wieder verkaufen? Geht nicht. Entweder man schließt mit dem Fast-Monopolisten (laut Wikipedia rund 90 Prozent Marktanteil) den oben beschriebenen Exklusiv-Vertrag ab, oder man guckt in die Röhre. Bäurle hatte bereits erwogen, auf die Brosamen von 1,5 Prozent Marge zu verzichten, die Marken beim nächstbesten Postamt zu kaufen und ohne Gewinn an seine Kunden weiterzugeben. „Das geht aber aus steuerlichen Gründen nicht – ich müsste dann 19 Prozent Umsatzsteuer aus eigener Tasche drauf legen.“

Übrigens: Michael Bäurle verkauft in seinen Läden unter anderem regionale und überregionale Tageszeitungen diverser Verlage, wird aber weiterhin auch von unserem Vertrieb beliefert.