Herbert Fürmann, Vorstandsmitglied des Duisburger ADFC, spricht über die Tücken der Homberger Radwege und führt einige der neuralgischen Punkte vor.
Im August bekommt Herbert Fürmann wieder Besuch. Und es wird sein wie in den vergangenen Jahren auch. „Meine brasilianischen Gäste werden sich wieder an den Radwegen Duisburgs und des Ruhrgebiets erfreuen. Und vom Paradies für Radler sprechen“, sagt der Vorstandssprecher des Duisburger ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club). Gibt es hier ungezählte Radlerstrecken für rund 5,1 Millionen Menschen (Metropolregion Ruhr), so bietet São Paulo seinen fast 20 Millionen Einwohnern gerade einmal einen einzigen Radweg an. Und den auch nur sonntags. Vom Pedal-Paradies sei das Ruhrgebiet aber etwa so weit entfernt wie es Duisburg und São Paulo auf der Landkarte sind. In zwei Teilen benennt Herbert Fürmann Stärken und Schwächen des Radwegnetzes im Duisburger Westen. Los geht’s in Homberg und Baerl.
Wenn der Autofahrer nicht mit einem Radler rechnet
Die Tour beginnt an der Duisburger Straße, ein Stück nördlich der Autobahnauffahrt zur A40. „Wer über den Denkmalsplatz in die Bruchstraße abbiegen möchte, hat ein Problem“, sagt der Experte. Radfahrer müssen aus Richtung Rheinhausen kommend erst die rechte, dann die linke Straßenseite benutzen, um links abzubiegen. Autofahrer, die wiederum nach rechts in die Duisburger Straße wollen, würden dort keine Radfahrer erwarten. Um Unfälle zu vermeiden, müssten an der Stelle Schilder aufgestellt werden.
Apropos Schilder: Die Stadt hat ein eigenes Radwegnetz. Das landesweite ist mit den bekannten schmalen Schildern ausgestattet. Für die Ausschilderung des eigenen Netzes fehle es an Geld. „Schilder dürfen laut Haushaltssicherungskonzept nur dann aufgestellt werden, wenn es um Verkehrssicherheit geht.“ In Sachen Radwegweiser seien der Stadt die Hände gebunden.
Nächster Knackpunkt ist die Moerser Straße/Ecke Lauerstraße. Autofahrer würden viel zu schnell rechts abbiegen, Radfahrer oft nicht sehen. Eine Lösung für das Problem hat Fürmann nicht parat. Übrigens: Laut ADFC würden die meisten Zusammenstöße zwischen Radlern und Autofahrern auf den „alten“, parallel zur Fahrbahn am Gehweg verlaufenen Radwegen passieren. „Radler sind oft nicht gut genug zu sehen, da die Wege hinter Bäumen oder geparkten Autos entlang geführt sind.“ Die auf der Fahrbahn markierten Strecken würden deutlich weniger Risiko bergen als die alten Wege. „Und dass, obwohl Radfahrer und Kraftfahrer viel enger aneinander vorbeifahren.“
Weiter in Homberg: An der Zechenstraße verläuft eine alte Bahntrasse. „Die kann man prima zu einem Radweg ausbauen.“ Auch Fürmann sieht, dass die Stadt dazu aktuell kein Geld hat. Er und seine radelnden Mitstreiter wollen sich aber dafür einsetzen, dass das Gebiet nicht etwa mit Einfamilienhäusern überplant wird. So könne man die Idee des Radwegs auch noch später verwirklichen. Sollte die Stadt denn irgendwann wirklich einmal Geld haben.
Eine weitere Gefahrenstellen für Radfahrer ist die Grafschafter Straße in Baerl. Hier gibt es keinen Radweg, hier kann sich Fürmann aber einen kombinierten Rad- und Fußweg durchaus vorstellen. Weiteres Ärgernis ist die Autobahnauffahrt zur A42. Wer diese Kreuzung mit dem Fahrrad passieren will, muss sich durch ein Wirrwarr von Ampel wühlen und an der Bedarfsampel vier bis fünfmal das Knöpfchen für Grün drücken. Der Radfahrer spricht hier von „Bettelampeln“.
Regelmäßige Gespräche mit der Stadt
Der ADFC-Mann will aber nicht nur meckern. Die Stadt habe in der Vergangenheit einige neue Radwege ausgewiesen, und jede Menge gut befahrbare Routen gebe es auch. Zudem würde man sich regelmäßig mit Mitarbeitern des Planungsamtes austauschen, um Duisburg fahrradfreundlicher zu machen. Fahrradfreundlicher als São Paulo ist es ja bereits. Was allerdings auch nicht schwer ist...
Über den Zustand der Radwege in Rheinhausen und Rumeln-Kaldenhausen berichtet die Redaktion in einer der kommenden Ausgaben.
2012 bereits zwei tote Radfahrer in Duisburg
Im ersten Halbjahr sind in Duisburg bereits zwei Radfahrer nach Zusammenstößen mit Kraftwagen gestorben. Am 29. Februar kollidierte ein 47-Jähriger in Bergheim mit einem Taxi. Am 20. Juni starb eine 73-Jährige nach einem Zusammenprall mit einem Kleinlaster. Insgesamt gab es von Januar bis Ende Juni 228 Unfälle mit Radler-Beteiligung, dabei wurden 169 Radfahrer leicht, 24 schwer verletzt. 2011: 506 Unfälle, keine Toten, 416 Verletzte, davon 56 schwer.