„Ich steh’ im Regen und warte“. Dieses Mal nicht „auf dich“, sondern auf Kirmesbesucher. Das Lied Zarah Leanders aus dem Jahr 1937 passte am Samstagnachmittag, als sei es eigens für den Homberger Bürgermeister-Wendel-Platz komponiert worden.
Es schüttete literweise auf den Jahrmarkt. Der Auftakt zum Rummel wurde deshalb leider ein Opfer der „sintflutartigen Niederschläge“, wie es Bezirksbürgermeister Joachim Paschmann beim Fassanstich in Worte zu fassen suchte.
Die Kirmesbeschicker standen sich die Beine in den Bauch, starrten immer wieder ungeduldig in den grauen Himmel, ob da nicht doch irgendwo ein Zeichen strahlender guter Laune, sprich Sonnenenergie, zu entdecken war. Derweil liefen sich die vier großen Fahrgeschäfte, darunter Autoscooter und Musikexpress, heiß, als gelte es, einen Marathontest zu bestehen, jedoch ohne Passagiere. Aber mit voller Lautstärke der Musikbeschallung.
Man konnte den Eindruck gewinnen: sturmfreie Bude, die Geisterbahn mit Inventar tobt sich auf dem eigenen Rummel aus, aber beinahe unsichtbar. Nur die Lichtersignale über und in den Buden und Karussells flackerten wie bei Hochbetrieb. Eine fast gruselige Erscheinung. Mike Bengel, Schaustellersprecher und Kirmesgastronom: „Wir haben unsere Theke erst um zehn Uhr geschlossen. Abends waren ein paar Besucher mit Schirmen da.“
Der siebte Kropp im Kirmesuniversum
Den derzeit jüngsten aktiven Schausteller der „Dynastie“ Kropp kümmerte der lausige Betrieb am Samstag nicht. Zweieinhalb Jahre zählt der Blondschopf Franz Kropp Junior, Sohn von Franz Kropp VI. und dessen Frau Francoise. Der kleine Franz ist der siebte Kropp im Kirmesuniversum der Familie. Opa Franz V. beschickt seit Jahrzehnten einen Autoscooter, Papa Franz VI. betreibt die Wurfbude, in der man mit Stoffbällen auf Dosen in Pyramidenform losballert. Das ist ein Kirmessport, der so alt zu sein scheint wie die legendäre „Dame ohne Unterleib“. Franz VII. fühlt sich mit den Bällen in seinem Element. Er wuchtete die Lumpengeschosse wie ein Olympionike auf die Blechgebilde. Und tatsächlich - die Dinger wackelten und fielen dann wie reife Metallfrüchte. Papa Franz VI: „ Der hat Spaß hier, der bleibt auf dem Rummel.“
Am heutigen Montag steigt der letzte Kirmestag in Homberg auf dem Bürgermeister Wendelplatz (los geht’s um 14 Uhr). Mit Einbruch der Dunkelheit (gegen 21.30 Uhr) soll ein Höhenfeuerwerk gezündet werden.