Duisburg-West. . Die deutsche Tennisspielerin Angelique Kerber kam bis ins Wimbledon-Halbfinale. Der Tennisboom ist aber vorbei. Wir fragten bei den Vereinen im Duisburger Westen nach. TC Rheinhausen in Friemersheim steht vor dem Aus.
Millionen erlebten die Siege von Boris Becker und Steffi Graf an den Bildschirmen Mitte der 1980er Jahre mit. Jetzt, beinahe 30 Jahre später, stand mit Angelique Kerber wieder eine deutsche Spielerin im Halbfinale von Wimbledon, dem Mekka des Tennissports. Wie haben sich die Tennisclubs im Duisburger Westen entwickelt, in den fast drei Jahrzehnten nach Becker und Graf? Eine Analyse.
Beim TC Borussia Friemersheim an der Kaiserstraße, der dieses Jahr im bescheidenen Rahmen sein 85-jähriges Bestehen feiert, sieht es düster aus. Der Vorsitzende Jochen Horsters: „Wir haben derzeit nur noch 100 Mitglieder, davon sind die meisten passiv.“ Der Verein sei überaltert und habe nach der Stilllegung von Krupp Anfang der 1990er rund fünf Sechstel seiner einstigen Mitgliederzahl verloren. „Wir waren mal über 600.“ Aber als die Hütte nicht mehr „qualmte“, hätten Ingenieure, Leiter und andere Kruppianer in gehobenen Stellungen den Verein verlassen.
Borussia Rheinhausen steht vor dem Aus
„Wir müssen uns damit abfinden, dass der Verein mit Ablauf des Pachtvertrages 2015 die Anlage verlässt.“ Was dann mit den derzeit sechs Plätzen geschieht, steht noch in den Sternen. „Das Gelände gehört zwei Eigentümern: der evangelischen Kirchengemeinde Friemersheim und auf der Seite des Feuerwehrplatzes der Stadt Duisburg.“ Die Zukunft der Borussia, so Vorsitzender Horsters, könne auch in der Fusion mit einem Nachbarverein liegen. Die meisten Clubs der Umgebung haben mit Mitgliederschwund zu kämpfen.
In Rumeln pflegt der TC Rumeln seit 1963 den sogenannten Weißen Sport. Auf der Anlage an der Lortzingstraße stehen acht Sandplätze spielbereit. Vorstandsmitglied Reiner Sanner: „In der Hochzeit hatte der Verein 650 Mitglieder. Seit einigen Jahren gibt es einen stabilen Bestand von 350. Wir verfügen im Moment über 15 Teams und acht Jugendmannschaften.“ Der Tennisboom damals habe eine Aufnahmesperre in vielen Vereinen mit sich gebracht. „Ich selbst musste auch einige Monate warten.“
Die Tennis-Cracks des Homberger TV, bei dem sich der Sport mit Filzball und Netz nach dem 2. Weltkrieg als Freizeitvergnügen für die gehobene Bürgerschaft entwickelt hatte, genießen einen Vorteil gegenüber anderen Clubs. Die Abteilungsmitglieder, so erzählt Leiter Hans-Peter Arntz, der zwischendurch selbst noch die Anlage mit fünf Plätzen wässert, können ohne Zuzahlung die Leistungen der anderen Abteilungen wie Leichtathletik, Boule oder Turnen in Anspruch nehmen.
Arntz: „Es gibt einen Hauptbeitrag von monatlich elf Euro für Erwachsene und dann noch fünf Euro für den Tennissport, weil die Energiekosten unserer Abteilung höher sind.“
Die Blüte des Tennis vor einem halben Jahrhundert in Deutschland habe sich nur unwesentlich auf die damalige Mitgliederzahl seiner Abteilung ausgewirkt: „Es gab damals 250 Mitglieder, heute haben wir 225. Davon sind 67 junge Leute.“
Das Altersverhältnis sei beinahe ausgeglichen, aber: „Im Bereich zwischen 25 und 40 Jahren könnten wir noch Zulauf gebrauchen.“ Der Nachwuchs nutze, so Arntz, die Angebote der Abteilung aktuell sehr stark. „Wir haben in diesem Jahr im unteren Altersbereich schon zwölf Neuanmeldungen.“
Die Bürgertennisanlage am Toeppersee
Auf der Bürgertennisanlage am Toeppersee (sechs Plätze), die der Niederländer Antoine Dirriwachter mit seinem 20-jährigen Sohn Jean-Pierre betreibt, ist die Resonanz zufriedenstellend. Der Tennislehrer aus s’Hertogenbosch, der den Tagesbetrieb unterstützt, hat die Entwicklung des Tennis aus der Sicht des Trainers und Spielers verfolgt: „Viele jungen Leute sind heute nicht so ehrgeizig wie früher. Sie sehen Tennis ähnlich wie Minigolf als Freizeitausgleich. Im Verein hätten die keine Chance.“ Andererseits seien die Bedingungen auf einer öffentlichen Anlage günstig: „Hier kostet die Stunde zehn Euro und dazu gibt es noch einen Schläger nach Wahl zur Ausleihe.“ Der Trend zum Tennisspiel habe aber überall nachgelassen. Zuverlässige Zahlen über die Belegung seiner Anlage, so Antoine Dorrwachter, könne er schwerlich angeben: „Der Betrieb hängt immer vom Wetter ab.“