Ruhrkohle-Immobilientochter favorisiert weiter Bauschutt-Deponie auf alter Bergehalde. CDU und FDP dagegen. Ausschuss vertagt Entscheidung
Die Entscheidung zur Baerler Lohmannsheide wird vertagt. Weil die SPD den Bürgern erst nach der OB-Stichwahl reinen Wein bezüglich der Deponie-Pläne einschenken will, unkt die CDU. Unsinn, kontern die Sozialdemokraten: Man mache schließlich keinen Hehl daraus, dass man – zumindest in der Homberger Bezirksfraktion - die von der Ruhrkohle vorgelegten und von der Stadtverwaltung begrüßten Pläne favorisiert, die nicht mehr benötigte Bergehalde zehn bis 15 Jahre als Bauschutt-Deponie zu betreiben und dann von den Erlösen des Deponiebetriebes als Freizeit-Areal zu gestalten.
Dass man – wie Grüne und Linke – im Umwelt- und Stadtplanungs-Ausschuss erst nach der Sommerpause über das Thema entscheiden will, habe einen profaneren Grund: Im Gegensatz zur Bezirksvertretung, so Bruno Sagurna (SPD) habe man das Thema in den Fachausschüssen frisch auf dem Tisch und noch entsprechenden Beratungsbedarf bei dieser doch recht weitgehenden Entscheidung. Wie berichtet, favorisieren CDU, FDP und die Baerler Grünen statt der Deponie ein Gewerbegebiet als Anschlussnutzung für das demnächst aus der Bergaufsicht fallende rund 35 Hektar große Areal am nordwestlichen Stadtrand.
Davon gäbe es in Duisburg ohnehin zu wenig, und das sei für die Bürger angenehmer, als wenn die Verkehrsanbindung in Richtung A 42 ausschließlich genutzt würde, um über die Jahre mit 80 bis 100 Lkw pro Tag 3,2 Millionen Kubikmeter Bauschutt, leicht belasteten Erdaushub und anderen Sondermüll der Deponieklasse DK I, zur Halde zu karren. Dass die Stadt Moers dem ablehnend gegenüber steht, so Klaus Radny (CDU Homberg), sei klar: „Die wollen da selber Gewerbefläche vermarkten.“
Ausschüsse sehen Informationsbedarf
Projektleiter Hermann Timmerhaus von der RAG Montan Immobilien AG nutzte die gemeinsame Sitzung von Homberger Bezirksvertretung sowie Umwelt- und Planungsausschuss, um noch einmal für die RAG-Pläne zu werben. Ein Gewerbegebiet, so Timmerhaus, „haben wir auch geprüft, ist aber nicht machbar.“ Grund sei die Struktur der Halde: Ein ehemaliger Baggersee, im frühen 20. Jahrhundert teilweise wild mit Bauschutt verfüllt und dann an den Rändern aufgeschüttet und begrünt, so dass das Gelände jetzt einem riesigen Krater gleicht. Das sei nur zum Aufschütten geeignet – jetzt eben nicht mehr mit Abraum aus dem Bergbau, der wegen der Schließung der letzten Zechen am Niederrhein nicht mehr anfällt, sondern mit Bauschutt.
Wegen der Geländestruktur seien nur 41 Prozent der Fläche für Gewerbe nutzbar, so Timmerhaus. Und selbst dafür müsste das locker aufgeschüttete Areal erst aufwändig verdichtet werden. „Das ist wie Creme Brulee“, brachte es ein Verwaltungs-Insider am Rand der Sitzung auf den Punkt: „Oben eine dünne harte Schicht, und darunter wabbelt es.“ Auch die „innere Erschließung“ des Gebietes, etwa der Anschluss ans Kanalnetz, müsste laut Timmerhaus komplett bei Null begonnen werden. „Das alles macht die Erschließung, auf den Quadratmeter umgerechnet, so teuer, dass man ein solches Gewerbegebiet ohne Subventionen nicht vermarkten könnte.“
Die Vertreter der SPD fühlten sich von diesen Argumenten in ihrer Sicht bekräftigt. Allenfalls leise Kritik gab es an der „Großzügigkeit“ der Ruhrkohle: Zur Rückgabe des Geländes an die öffentliche Hand in nutzbarem Zustand und zum Schutz des Grundwassers vor den abgekippten Bergbau-Resten sei RAG ohnehin verpflichtet. Wenn dann auch noch Gewinne aus dem Deponiebetrieb dazu kommen, so Rainer Friedrich, „müsste doch etwas mehr drin sein, als die zwei Millionen, über die wir bis jetzt reden.“ Außerdem möge man nach Wegen suchen, die Halde schneller als in 15 Jahren zu befüllen.
„Null-Lösung“ wäre: „Zaun drum und alles lassen, wie es ist“
Apropos verpflichtet: In der Tat ist die Ruhrkohle laut Bergrecht dafür haftbar, dass keine Rückstände von der Halde ins Grundwasser geraten, und muss das Gelände an die Stadt zurück geben. Das Ergebnis einer, etwa von Teilen der Linken geforderten, „Null-Lösung“ im Sinne dieser Verpflichtung wäre laut Timmerhaus aber kein unberührtes Stück Natur für die Stadt: „Dafür wäre auch ausreichend, alles zu lassen, wie es ist, und einen Zaun drum zu machen.“