Duisburg-West. . Haesenschüler lernen Umgangsformen bei Benimmkurs des Malteser Hilfsdienstes.
Schon der Volksmund weiß: „Man lernt nicht für die Schule, sondern fürs Leben.“ An der Hauptschule In den Haesen in Homberg nahm sich das nun Gülhan Yilmaz, Klassenlehrerin der 8a, zu Herzen und organisierte einen Benimmkurs für ihre Schüler. Dafür wandte sie sich an den Malteser Hilfsdienst, der ein passendes Hauptschulprojekt ins Leben gerufen hat. „Den Schülern soll dadurch auch im Bewerbungsgespräch geholfen werden. Aber die Umgangsformen, die sie lernen, sind für ihr gesamtes Leben wichtig“, sagt Yilmaz.
So ist dann auch der zweitägige Kursus auf weitaus mehr ausgelegt, als sich im Vorstellungsgespräch einem potenziellen Arbeitgeber gut zu verkaufen. „Die Wertschätzung des Menschen, des Gegenübers steht im Vordergrund, gemäß dem von Knigge geprägten Motto: ,Behandle andere so, wie du behandelt werden möchtest’“, sagt die ehrenamtliche Benimm-Trainerin Gabriele von Koch. Dementsprechend vermittelt sie die Wichtigkeit von Freundlichkeit, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Respekt, aber auch Tischmanieren. Letztere stehen auch auf dem Stundenplan, denn zum Kursabschluss gehen die Haesenschüler in ein gehobenes Restaurant, den Eurohof, und werden dort ein Vier-Gänge-Menü vorgesetzt bekommen. Die Vorfreude ist groß, insbesondere die Mädchen haben sich schon viele Gedanken gemacht, welche Bluse oder welches Kleid sie anziehen. Aber auch die Jungs werden sich für den Abend schick machen. Die anfallenden Kurs- und Restaurantkosten übernehmen der Hauptschul-Förderverein und die Sparkasse Duisburg, so dass das Portemonnaie der Eltern nicht über die Möglichkeit zur Teilnahme entscheidet.
„Wir lernen eine Menge“
„Der Kurs ist interessant“, sagt die 15-jährige Francesca Briganti. „Wie man sich benimmt, wussten wir zwar schon, aber nicht alle Details.“ Dazu zählen etliche Regeln, wie man sich in der Sterne-Gastronomie verhält, etwa wie man sich hinsetzt und wie man dem Kellner mit dem Besteck richtig signalisiert, dass er abräumen kann.
Der Eindruck, dass alle Schüler ebenso interessiert sind wie Francesca, entsteht allerdings nicht, denn Lehrerin Yilmaz ist nicht durchgehend anwesend, und die Jugendlichen nutzen diese Freiheit. Sie hören Musik mit Ohrstöpseln, Schreiben SMS auf dem Handy, führen Privatgespräche oder geben Scherzantworten auf die Fragen der Benimm-Trainerin. Ein Pärchen liebkost sich sogar während des Unterrichts. „Das heißt aber nicht, dass das, was Frau von Koch uns beibringt, uns nicht interessiert. Es sieht nur so aus, als ob wir nicht aufpassen. Wir lernen aber eine Menge“, sagt der 16-jährige Uliger Asik. „Uns war gar nicht klar, wie viele Kleinigkeiten es gibt, die man im Gespräch und beim Essen beachten muss.“
Beim Tischeindecken passt aber jeder auf und legt selbst Hand an. Einige Haesenschüler haben dabei das erste Mal in ihrem Leben ein Fischmesser in der Hand oder lesen Carpaccio auf einer Speisekarte. „Unser Benimmkurs ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Projektinitiatorin Sabine Napieralla. „Aber jedes Bitte und Danke, das die Jugendlichen anschließend häufiger benutzen als vorher, ist schon ein Gewinn.“