Duisburg-Homberg. . Hans-Günter Portmann, Leiter des Schifferberufskolleg Rhein, scheidet im Juli aus dem Schuldienst aus - und geht in Rente, in die Wirtschaft oder nach Afrika.

Ein Kapitän geht von Bord. Nach 13 Jahren begibt sich Hans-Günter Portmann, Schulleiter des Schiffer-Berufskollegs Rhein in Homberg, im August in den Ruhestand. Dabei hätte er schon früher gehen können, doch er will noch unbedingt seine Sekretärin offiziell verabschieden, die ebenfalls altersbedingt ausscheidet.

Portmann hat seine Spuren am Bürgermeister-Wendel-Platz hinterlassen und darauf ist er stolz: „Für den Standort Duisburg ist die Schule wahnsinnig wichtig.“ Sie habe internationales Renommee und sei bei Arbeitgebern sehr gefragt. „Firmenvertreter aus der Schweiz und aus Luxemburg kommen zu mir in die Sprechstunde.“

Eigenständigkeit unbedingt erhalten

Wer sein Nachfolger wird, ist noch unklar, doch er appelliert bereits dafür, die Eigenständigkeit der Schule zu erhalten. „Es gab immer wieder Bestrebungen, Schulen zusammenzulegen und uns als Abteilung zu führen. Wir sind zurecht sehr begehrt, aber wir können nur selbstständig existieren. Sobald wir Teil einer anderen Schule werden, ist das Schiffer-Berufskolleg Rhein tot“, prophezeit er. Konkrete Fusionspläne gebe es derzeit aber nicht und daher sehe die Zukunft seiner Schule auch rosig aus.

Schuldirektor Hans-Günter Portmann geht bald in Rente. Am Schifferberufskolleg hat er einiges bewegt. Foto: Tanja Pickartz
Schuldirektor Hans-Günter Portmann geht bald in Rente. Am Schifferberufskolleg hat er einiges bewegt. Foto: Tanja Pickartz © WAZ FotoPool

Als er 1999 die Leitung übernahm, lernten 60 Berufsschüler in Homberg, inzwischen sind es 600 jährlich aus dem gesamten deutschsprachigen Raum sowie aus Belgien und den Niederlanden. Seit vier Jahren kann man dort zudem das Fachabitur machen. Alle Absolventen hätten außerdem eine Arbeitsplatzgarantie: „Ich kenne keinen Schüler, der arbeitslos ist. Die Verdienstmöglichkeiten sind auch nicht schlecht. Man muss nur wissen, dass man eben nicht um 16 Uhr und auch nicht an Weihnachten zu Hause ist.“ Portmann weiß, wovon er redet, denn er ist selbst jahrelang zur See gefahren, hat rund 100 000 Seemeilen hinter sich und schon „die halbe Welt gesehen“. Nun sitzt der gelernte Schiffsbetriebsingenieur und studierte Schiffsbauer zwar oft am Schreibtisch, doch „Schiffe sind mein Lebensinhalt“.

Mehr junge Leute sollen, so sein Wunsch, ebenfalls den Beruf des Binnenschiffers und des Boots- oder des Schiffsbauers für sich entdecken. „Der Beruf ist sehr vielseitig. Man ist Techniker, Kaufmann und Nautiker, muss sich mit Kommunikation auskennen, Sprachen können und Menschenführung beherrschen. Und eine bessere Ausbildung als hier gibt es in der Binnenschifffahrt nirgendwo“, behauptet er. Das liegt mitunter an der Motorhalle und der Tankschiffsektion, die einem echten Tankschiff entspricht und zum Beispiel für Havarie-Übungen geflutet werden kann. Das Prunkstück ist allerdings ein hochmoderner Schiffsimulator, laut Portmann der modernste in ganz Europa. „Die beste Ausstattung nützt aber nichts ohne gutes Kollegium.“ Das sei in Homberg zwar gegeben, aber es herrsche Nachwuchsmangel. „Es gibt fast keine Schiffsbauer mehr, die in die Lehre wollen.“

Erfreulich hingegen sei der steigende Frauenanteil im Schifferberuf, der auch am Berufskolleg spürbar ist und dort rund zehn Prozent beträgt. „Unsere Frauen füllen alle Funktionen genauso gut aus wie Männer, sie werden sich mit Sicherheit behaupten.“ Hoch qualifizierte Frauen, die Kinder bekommen wollen, müssten in Deutschland allerdings viel besser unterstützt werden.

Die Schifffahrt lässt ihn nicht los

Der Schulleiter hinterlässt geordnete Verhältnisse, wie es in seinem Pensionärsleben allerdings weitergeht, weiß er noch nicht. Die Wirtschaft habe ihm viele Beraterverträge angeboten, weitere Option sind außerdem, in Afrika die Binnenschifffahrt aufzubauen, für Reedereien tätig zu werden oder zu promovieren. Noch hat sich Portmann nicht entschieden. Bald steht aber erstmal eine mehrmonatige Weltreise mit seiner Ehefrau an – natürlich auf einem Kreuzfahrtschiff.

Die Schule

Die Duisburger Schifferberufsschule wurde 1880 auf Initiative der „Zentralkommission für die Rheinschifffahrt“ in Ruhrort gegründet. Seit 1949 residiert sie in Homberg. Nach mehreren Umzügen wurde im Juni 1989 am Bürgermeister-Wendel-Platz der heutige Standort bezogen. 1999 wurde der Berufsschulunterricht für die Boots- und Schiffsbauer/innen vom Robert-Bosch-Berufskolleg an das Schiffer-Berufskolleg verlagert. Im September 2006 nahm die Schule den Berufsschulunterricht für den neu geschaffenen Beruf „Fachkraft für Hafenlogistik“ auf. Seit September 2009 können Homberger Azubis auch den Bildungsgang „Binnenschiffer/in mit Fachhochschulereife“ belegen.