Rheinhausen-Friemersheim. . Im Lehrerhaus gab es am 4. Mai Hochzeitsjubiläum: Seit 1997 werden dort Eheschließungen standesamtlich durchgeführt. Rekordjahr war das Jahr 2000 mit 110 Trauungen.

Der bei diesen Anlässen traditionelle Sektempfang fiel gestern Mittag wegen der Terminnot aus, aber Holger Kupke und Dagmar Agnes Werling waren dennoch stolz und glücklich, ihre eigene Hochzeit mit der stolzen Zahl 1000 schmücken zu können. Beide gaben sich als Brautpaar Nr. 1000 unter der Amtsleitung der Standesbeamtin Ingrid Grabowski das Jawort im Friemersheimer Lehrerhaus.

Die standesamtlichen Eheschließungen finden seit 1997 in dem historischen Gebäude statt. Der Heimatverein Freundeskreis Lebendige Grafschaft hat dort in der Grafschafter-Kammer ein beinahe antikes niederrheinisches Flair mit entsprechender Möbeleinrichtung entstehen lassen. Hier scheint der bäuerliche Geist aufzuleben und zu schweben. Diese Atmosphäre zieht Verliebte an. Karl-Heinz Jordaan, Schatzmeister des Freundeskreises, war als Vereinsbetreuer bei vielen Hochzeiten zugegen: „Wir erleben hier die gesamte menschliche Bandbreite. Fast immer fließen Tränen, auch bei starken Leuten.“ Nur zweimal fielen geplante Hochzeiten wegen eines Trauerfalls im engeren Verwandtenkreis aus.

In den ersten Jahren gab es auch für das Brautpaar und die Gäste niederrheinische „Fisternöllekes“ (einen Schnaps), gereicht von zwei Damen in Grafschafter-Tracht, aber: „Wenn wir an manchen Tagen bis zu fünf Hochzeiten bei uns betreuen, wird das den Damen zu viel!“ Es bleibt der Braut zumindest ein Kugelschreiber, vom Freundeskreis überreicht: „Das ist der Stift, mit dem die frischgebackene Ehefrau oder der Ehemann zum ersten Mal mit dem neuen Namen unterschreibt.“

Kurioses ergab sich in der Liste der vielen hundert Eheschließungen immer wieder: „Einmal rief der Chauffeur einer Braut an, der auf der Friemersheimer Straße 21 stand und keine Hochzeitsgesellschaft vorfand.“ Der Mann war in Kaldenhausen gelandet.

Die kleinste Trauung im Lehrerhaus bestand, so Jordaan, „aus drei Personen: Neben dem Brautpaar war nur noch der Standesbeamte anwesend.“ Die beiden Liebenden hätten auf Verwandtschaft verzichtet, weil sie vorher schon einmal verheiratet waren und der neue Lebensbund nicht bekannt werden sollte. Jordaan: „Es gab auch Frischvermählte, die Tauben zur Feier des Tages in die Luft fliegen ließen. Und einmal durfte ein Paar in der Gondel eines Feuerwehr-Leiterwagens über Lehrerhaus und Umgebung schweben.“ Vermutlich, weil die Löschleute gerade eine Sonderübung abhielten. Dann war da noch die Lehrerin, die ihren Grundschülern zu ihrer eigenen Hochzeit einen Eiswagen organisierte, von dem die Kinder nach dem Spaliergang ihrer Pädagogin ein Eis abholen durften.

Zur Statistik weiß Geschäftsführer Uwe Viktor zu berichten: „Im Millenium gab es mit 110 die meisten Trauungen bei uns. Mit je 57 Hochzeiten waren die Jahre 2004, 2007 und 2008 am schlechtesten.“