Krefeld. . Gemüse, Mäuse und Insekten aus eigener Zucht

Was frisst eigentlich so ein ganzer Zoo? Weniger, als man denkt. So kommen etwa die Raubtiere im Krefelder Zoo - darunter zwar keine Löwen, aber mit Tigern, Jaguaren, Schneeleoparden und Geparden durchaus ein paar größere Kaliber - mit einer Kuh immerhin vier Tage aus. 270 bis 280 Kilo wiegt so ein Tier durchschnittlich - inklusive Haut, Knochen, Sehnen und Innereien. Die gehören allerdings mit zum Futter der Beutegreifer.

1130 QuadratmeterNeubau

Zerteilt wird das Fleisch von Marion Ahmed. Die ist zwar keine Metzgerin, sondern Tierpflegerin, doch im Zoo kümmert sie sich seit 14 Jahren um nichts anderes als das, was die zwei- bis achtbeinigen, bepelzten, gefiederten oder geschuppten Zoobewohner auf den Tisch bekommen. Als Futtermeisterin ist sie Herr über einen Neubau von 1130 Quadratmetern, verteilt auf zwei Etagen, in dem nicht nur Futter verschiedenster Art von zwei Vollzeit- und zwei Halbtagskräften gelagert, portioniert und zubereitet wird. Sogar eine eigene Mäuse- und Insektenzucht im Obergeschoss gehört zur Anlage.

Die sind peinlichst vom Rest der Futtermeisterei abgetrennt: Der Aufzug endet nicht im Untergeschoss, sondern draußen. Der Insekten-Zuchtraum, in dem Heimchen und demnächst auch Steppenheuschrecken nachgezogen werden, ist mit einer Kälteschleuse vom restlichen Gebäude getrennt. Selbst Kabelschächte und Abwasserkanäle der beiden Abteilungen haben keine direkte Verbindung. „So gehen wir sicher, dass keine entlaufenen Futtertiere die Lagerräume unten befallen“, erklärt Betriebsinspektor Andreas Priggen.

Denn im Untergeschoss lagern echte Werte. Drei Mal pro Woche kommen zwei Paletten Obst und Gemüse allein für das Affenhaus. Für Antilopen und Nashörner wird Bergwiesenheu aus dem Schwarzwald geliefert. „Das ist schon etwas anderes, als ein Bauernhof“, sagt Zoodirektor Wolfgang Dreesen.

Viele Futtersorten werden von Spezialfirmen angeliefert. Teilweise, um zu sparen: „Fleisch in Lebensmittelqualität wäre viel zu teuer“, sagt Marion Ahmed. Als es in Krefeld noch einen Schlachthof gab, konnte man dort Fleisch zu Tierfutter-Qualität einkaufen. Seit diese Möglichkeit weggefallen ist, übernimmt eine Spezialfirma aus Lübeck die Belieferung.

Schlechte Erfahrung mit Frostmäusen

Spezialfirmen gäbe es auch für Futtermäuse und Insekten - und laut Priggen wäre es zumindest bei den Mäusen sogar billiger, sich weiterhin von denen beliefern zu lassen. „Aber durch die eigene Zucht“, so Priggen, „haben wir bessere Qualität und Liefertreue.“ Mit gefrorenen Futtermäusen hatte sich die Zebramangusten-Zuchtgruppe unlängst eine Infektionskrankheit eingefangen, in deren Folge alle Tiere eingeschläfert werden mussten. „Und wenn ein externer Lieferant bei Schnee und Eis keine Insekten liefern kann, haben unsere empfindlichen Vögel nichts zu fressen.“ Zumal die Zucht der Insekten wiederum Geld spart. Rund 27 000 Euro musste der Zoo 2011 für zugekaufte Heimchen, Grillen und Mehlwürmer zahlen.

Auch manche Affen knabbern Insekten

Übrigens sind es nicht nur Vögel und Reptilien, die die krabbelnden Kerbtiere als Eiweißquelle brauchen. Auch die Krallenaffen bekommen sie als Zusatzfutter. Noch größere Nahrungsspezialisten sind die Großen und Kleinen Ameisenbären, durch deren Zucht sich der kleine Zoo der Seidenstadt internationale Reputation erarbeitete: Der hauptsächlich aus Obst bestehende Futterbrei, den sie durch ihr schmales, röhrenförmiges Maul mit der langen Zunge aufnehmen können, wird aufwändig von Hand angerührt. „So richtig unkompliziert sind in puncto Fütterung eigentlich nur unsere Haustiere“, sagt Direktor Dreesen. „Ziegen, Pferde, aber auch Kamele bekommen halt das, was solche Tiere auch in der Landwirtschaft bekommen würden.“