Rheinhausen. . Im Eisenbahner-Kleingartenverein Parallelweg wird jetzt gesteckt und gesät, was in ein paar Wochen oder Monaten blühen soll.
Bücken und auf dem Boden rutschen ist an der Tagesordnung, aber keine leichte Übung für den 71-jährigen Kleingärtner Gerd Schefels. Es ist Pflanzsaison im Land der Beete, da muss das in die Erde, was in einigen Monaten wieder als Frucht oder Gemüse heraus kommen soll. Es blühen schon Osterglocken, Tulpen und Primeln. An vielen Bäumen hingen über Ostern bunte Eier, als Zeichen blühender Naturpracht. In unserer Serie stellen wir heute den Eisenbahner-Kleingartenverein Parallelweg am Rande der Musikersiedlung in Rheinhausen vor.
Der Verein geht in sein 45. Jahr. Er wurde 1967 als Eisenbahnergartenverein gegründet, für Betriebsangehörige der Bahn und ihre Familien, die sich in den kleinen grünen Oasen selbst versorgen konnten. Auch Hühner und Kaninchen wurden gezüchtet. Schefels, der die Kasse des Vereins führt: „Wegen der damit verbundenen Rattenplage ist das neuen Pächtern nicht mehr erlaubt.“
Es gibt mittlerweile 70 Gärten in der Größe zwischen 300 und über 500 Quadratmeter. Gisela Seck, Vorsitzende: „Früher waren unsere Gärten prinzipiell größer.“ Da waren viele Familien auf die Erträge von Obstbäumen und Gemüsebeeten angewiesen.
Seit ein paar Wochen hält sich Gerd Schefels täglich länger in seinem Kleingarten auf als in der ein paar Schritte entfernten Wohnung: „Ich frühstücke sogar hier gegen 9 Uhr, und dann mache ich mich an die Arbeit.“ In den letzten Tagen hat er Zwiebeln und Erdbeeren gepflanzt, eine Pflanze zeigt schon Blüten: „Bei der dürften die Früchte ab Mai kommen“, hofft er. Es muss regelmäßig Wasser in die Erde, aber: „In Maßen. Ich gieße direkt die Pflanzen, damit das Wasser nicht über das ganze Beet verschwendet wird.“
Seine Tomatenpflanzen hat Schefels zu Hause auf der Fensterbank „vorgezogen“. „Die sind schon 15 Zentimeter hoch und kommen jetzt in den Garten.“ Der Ertrag sei groß: „Eine Pflanze bringt mindestens zwölf Früchte und das mehrmals im Jahr“, freut sich der Kleingärtner.
Der Zustrom potenzieller Gartenpächter ist in den letzten Jahren auch am Parallelweg zurückgegangen. Gisela Seck: „Früher gab es eine lange Liste von Bewerbern, heute müssen wir oft Pächter suchen, wenn ein Garten frei wird.“
„Vorstand hat vielKleinkram zu erledigen“
Die Gartenanlage ist in fünf Bereiche aufgeteilt. Jedem ist ein Obmann zugeordnet, an den sich die Kleingärtner wenden können, um ihre kleinen und großen Probleme zu lösen. Seck: „Der Vorstand hat viel Kleinkram zu erledigen. Auch die Organisation des Schriftwechsels und die Planung für die kommende Saison gehören dazu.“ Da muss entschieden werden, welche Vereinshecken wann geschnitten werden und welche Wege in diesem Jahr instand gesetzt werden.
Der Standort an der Ecke Robert-Schumann/Richard-Wagner-Straße liegt direkt neben den Bahngleisen. Gisela Seck: „Das ist mitunter sehr laut, wenn ein Zug vorbeirauscht, das dauert jedoch nur ein paar Sekunden.“
Als nervend empfinden die Kleingärtner, wenn Kühlcontainer stundenlang oder gar über Nacht laufen: Das monotone Motorengeräusch mache einen wahnsinnig. Seck: „Die Waggons stehen dann direkt auf den Gleisen neben unseren Gärten. Hier wäre eine Schallschutzwand angebracht.“