Ausbildungsmesse ermöglicht Jugendlichen Kennenlerngespräche mit potenziellen Arbeitgebern – Speed Dating inklusive.

Es ist der letzte Schultag vor den Osterferien, Hunderte Schüler tummeln sich vor und in der Rheinhausen-Halle, lachen und feixen. Doch sie schwänzen nicht etwa den Unterricht, sie besuchen eine Ausbildungsmesse, die vom städtischen Referat für Integration und dem Bildungszentrums des Willy-Brandt-Berufskollegs organisiert wird.

„Hey, hier gibt’s Speed Dating, lass uns da mal mitmachen“, sagt eine junge Schülerin mit Zahnspange zu ihrer Freundin und beide kichern. In fünfminütigen Kennenlerngesprächen, von denen mehrere am Stück anstehen, warten aber keine Herzensbrecher, sondern potenzielle Arbeitgeber, darunter die Stadt Duisburg, die Deutsche Bahn, die Post und die Polizei. „Hast du eine Pistole dabei?“, wird Polizeioberkommissarin Susanne Herrmann am Freitag oft gefragt. „Brauche ich nicht, ich bin selbst eine Waffe“, flachst sie und wechselt das Thema auf die Berufe, die man in ihrer Behörde einschlagen kann.

Großer Andrang

Gern befragt wurden auch (v.l.) Polizei, Stadt und Deutsche Bahn.
Gern befragt wurden auch (v.l.) Polizei, Stadt und Deutsche Bahn. © WAZ FotoPool

„Bei uns ist der Andrang immer sehr groß.“ Viele kämen aber mit falschen Vorstellungen. Als Einstellungsberaterin mache sie aber auch keinen Hehl aus den hohen Anforderungen, inzwischen braucht man Abitur und muss ein hartes Auswahlverfahren durchlaufen. „Die Zeiten, in denen man mit Hubschrauber fliegen und Porsche fahren geködert wurde, sind vorbei.“ Geändert habe sich aber nicht, dass die Polizei immer qualifizierte Mitarbeiter sucht, auch mit Migrationshintergrund.

Aber nicht nur bei Herrmann herrscht reges Treiben, auch an den anderen über 30 Ständen.

Mitten im Gewimmel ist auch Ayse Demir. „Mir gefällt es hier sehr gut“, sagt die 17-Jährige, die an der Heinrich-Heine-Gesamtschule bald ihren Realschulabschluss macht. „Die Betriebschefs kennen zu lernen, ist eine große Chance.“ Sie möchte Krankenpflegerin werden, doch dieser Beruf ist an der Beethovenstraße nicht dabei. Trotzdem besucht sie neugierig die Stände und ist offen für Alternativen.

„Es läuft sehr erfolgreich“, freut sich auch Organisatorin Nicole Hübner vom Integrationsreferat. Sie leitet das Projekt „Rheinhauser Bündnis für die Jugend“, in dessen Rahmen die Ausbildungsmesse stattfindet.

Motivationsschub für Jugendliche

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„Wir bieten keine Vorstellungsgespräche, aber Kontakt zu Arbeitgebern. Wir wollen den Jugendlichen einen Motivationsschub geben.“ Zudem will das Projekt, das im Sommer ausläuft, auch aufzeigen, dass Migrationshintergrund kein Nachteil ist, sondern auch Kompetenzen bedeutet. Seit 2009 habe man schon 15 Jugendliche erfolgreich vermittelt. Viele Schüler hätte zudem der Ehrgeiz gepackt, doch noch Abitur zu machen, um sich danach auf den Wunschberuf zu bewerben.

Erfolgsgeschichten erzählen aber vor allem die etliche n Azubis, die als Aussteller dabei sind. Darunter ist die 21-jährige Kathrin Trebels, die ins Schwärmen gerät, wenn sie über ihren Job bei Tele Video spricht und Interessenten rät, sich für ein bezahltes Praktikum im Bereich Informatik oder Mediengestaltung zu bewerben. „Wir gehen nicht nur nach den Noten“, sagt Geschäftsführer Oliver Keil. „Hauptschüler bekommen die gleichen Chancen wie Gymnasiasten. Aber wir wollen Engagement sehen und Begeisterung spüren.“ Auch wenn das rund 30-köpfige Unternehmen im Businesspark über schlechte Noten hinwegsehen kann, eines mag Keil auf einem Zeugnis gar nicht sehen: Viele unentschuldigte Fehlstunden.

Auf der Messe durfte er sich aber über viel Interesse freuen – sogar eine Bewerbung wurde spontan bei ihm abgegeben.