Rheinhauser Bücherinsel lud zur Backstunde mit Bäckermeister Hans-Hermann Höffken und anschließend zur Lesung mit Ina Rudolph.

Als die Engländer dem Teegenuss verfielen: Über Herkunft und Entwicklung des Teetrinkens und seiner Riten auf der britischen Insel zu Zeiten der Schriftstellerin Jane Austen (1775 - 1817) las Ina Rudolph, bekannt durch die TV-Produktionen „Familie Dr. Kleist“ und „Verliebt in Berlin“ im Rheinhauser Café „Neue Liebe“ an der Krefelder Straße in Kooperation mit der Rheinhauser Bücherinsel.

Der Clou dieses Nachmittags war die Backstunde zuvor, bei der zwölf Teefreunde beim Rheinhauser Bäckermeister Hans-Hermann Höffken lernten, wie man drei spezielle Sorten britischen Teegebäcks zubereitet und in die Röhre schiebt.

Höffken hatte die Teigmischungen vorbereitet: „Die sind noch traditionell mürbe mit Hefe gearbeitet, auch klassisch mit Backpulver und Natron.“ Es wurden Brettplätzchen (Shortbread), und Törtchen (Scones) zubereitet, die auch schon in der Zeit der Schriftstellerin Janes Austen einen festen Platz während der britischen Teenachmittagen gehabt haben sollen. Die Teilnehmer der Backstunde durften die Teigformen ausstechen und gestalten und mit einer Zitronen-Käsecreme füllen. „Das muss man schon mit den Fingern machen, sonst geht das nicht“, versuchte Höffken die Hemmungen einiger Teilnehmerinnen aufzulösen.

Teig leicht mit Wasser bestreichen

Und vor dem Gang in den Ofen musste der Teig noch leicht mit Wasser bestrichen werden. „Sonst trocknet die Masse aus und bröckelt oder krümelt“, wusste ein Teilnehmer. Die Bleche lud sich der Bäcker auf die Schulter und brachte sie die zehn Meter nach nebenan in sein Stammcafé: „Der große Ofen dort hat die notwendige Hitze von 180 Grad.“ Rund eine halbe Stunde musste der Teig dort „dampfen“, ehe er als Gebäck serviert wurde.

Ein Luxusgefühl enthielt die Kuchenwürzung auch für die Nase: schmackhaftes Lavendelsalz, kräftig blau, ist auf der Basis von Sal tradicional entwickelt und mit Lavendel verfeinert. Der Geschmack hat eine herb-bittere Note ähnlich dem Rosmarin. Es schmeckt natürlich nicht nur im Gebäck, sondern auch auf Ziegenkäse oder zu Lammfleisch.

Warum sie bei diesem Backkurs mitmachte, erklärte die Physiotherapeutin Christiane de Jong: „Ich backe zu Hause oft auch Nussecken. Die schmecken zum Tee.“ Sie bevorzugt dieses Getränk vor dem Kaffee, „weil die anregende Wirkung länger dauert“.

Ina Rudolph hielt dann einen Rückblick in die Zeit vor rund 300 Jahren. Damals wurde die Welt kleiner, weil die verbesserten Transportverbindungen den Welthandel auch mit Tee beschleunigten. Jane Austen und ihre Zeitgenossen (und Romanfiguren) wurden mit Tee groß. Englische Familien, die sich das kostbare Getränk leisten konnten, bewahrten die Blätter gut verschlossen in Schränken auf. Tee sei so kostbar gewesen, so Ina Rudolph, dass Angestellte in Teestuben die gebrauchten Blätter trockneten, neu färbten und dann weiterverkauften. Übrigens: „Elizabeth I. trank weder Tee, noch Kaffee. Sie hielt sich an Bier!“