Rheinhausen. . Die DLRG Rheinhausen bereitet sich mit Rettungsübungen auf dem gefrorenem Toeppersee auf den Ernstfall vor.

Das winterliche Duisburg hat Spaziergängern viel zu bieten. Vor allem die zahlreichen zugefrorenen Seen üben eine gefährliche Anziehungskraft aus. Diese ruft alljährlich die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) auf den Plan. Am Toeppersee fand nun eine Eisrettungsübung statt.

Spaziergänge auf Eis kosten Menschenleben

„Jetzt aufs Eis zu gehen, ist lebensgefährlich“, sagt Martin Flasbarth, DLRG-Bezirksleiter. „Es ist noch nicht dick genug.“ Auch wenn die sibirische Kälte etwas anderes vermuten lässt. Mit einem Bunsenbrenner für Dachpappen erwärmt er die vereisten Schlösser der Wachstation und des Geräteschuppens.

Acht DLRG-Mitglieder der Wasserrettung sind morgens zur Übung an die Wachstation gekommen, die Alarmierung kam spontan am Vortag. „Bei vielen hat heute die Oma Geburtstag“, flachst Flasbarth, der auf eine höhere Resonanz gehofft hatte. Dass die DLRG auf den Ernstfall vorbereitet sein muss, zeigte sich vor wenigen Tagen in Nettetal, wo ein Mann nur noch tot aus einem gefrorenen See geborgen werden konnte. „Leider erfahren wir von Unfällen oft erst aus der Zeitung“, denn alarmiert wird die Feuerwehr und den ehrenamtlichen Rettern der DLRG fehlen rund 20 000 Euro für Ausrüstung, um Bereitschaftsdienste zu stemmen.

Da man zwar so oft wie möglich, aber eben nicht immer in der Wachstation sein kann, stellt die Rheinhauser DLRG nun rund um den Toeppersee fünf Eisrettungsbretter auf, lange Holzdielen, die das Gewicht auf eine größere Fläche verteilen und mit Halteseilen und Zugleinen ausgestattet sind.

Immer Notruf absetzen und eigene Sicherheit beachten

Sie sollen Fußgängern zur Verfügung stehen, damit sie im bestmöglich helfen können. Flasbarth: „Die eigene Sicherheit geht aber vor.“ Man solle aber in jedem Fall einen Notruf absetzen. Die Bretter hatte der gelernte Schreiner Flasbarth selbst entwickelt, als 1992 zwei Jungen in die gefrorene Tegge einbrachen und einer verstarb.

Den Umgang mit den Brettern und dem „Eisretter“, einer Laufhilfe mit zwei Schwimmkörpern, sollen alle Lebensretter beherrschen. Dafür begeben sie sich selbst aufs Eis, auf dem schon einige Bruchkanten zu sehen sind. Liegend, die speziellen Holzdielen unter sich, robben sie über das Eis, das bedrohlich knirscht, knackt und krächzt. „Ihr müsst morgens Liegestütze machen, dann geht das besser“, ruft Flasbarth. Als alter Hase hat er keine Angst vor dem Einbrechen. Sein Team soll nun lernen, wie die Oberfläche auf Druck reagiert, was man sich erlauben darf und was eben nicht. „Mir war schon etwas mulmig“, sagt die 15-jährige Christina Lehmann in ihrer roten Uniform, als sie nach simulierter Rettung wieder festen Boden unter den Füßen hat.

Appell an die Vernunft der Menschen

Eine Lebensrettung nach Eiseinbruch hat noch keiner im Team miterlebt, doch während der Übung schliddern am anderen Ufer, am Spielplatz, Kinder mit ihren Eltern übers Eis. „Das ist lebensgefährlich“, empören sich alle frustriert. Jedes Jahr missachten die Duisburger Warnungen, nicht ohne die Freigabe der Stadt aufs Eis zu gehen. „Hier war sogar schon eine Mutter mit Kinderwagen auf dem Toepper“ sagt Einsatzleiter Sven Barg kopfschüttelnd. Man unterschätze die Gefahren, denn man kenne weder die Tragfähigkeit des Eises noch die vielen tiefe Steilufer am See. Zudem überschätzten viele ihre Fähigkeiten im Notfall. „Wir können nur an die Vernunft der Menschen appellieren“, sagt DLRG-Chef Flasbarth. Wenn man sich darauf verlassen könnte, bräuchte man die Rettungsbretter nicht – aber sicher ist sicher.