Es wird gewählt. Und zwar am Sonntag. Nein, die OB-Abwahl wurde nicht um eine Woche vorgezogen. Aber in den Gemeinden der Evangelischen Kirche im Rheinland wird am 5. Februar das Presbyterium (aus dem Griechischen: „Rat der Ältesten“) gewählt.

Diese Gremien werden von allen konfirmierten Gemeinde-Mitgliedern ab 16 gewählt und regeln alle Belange des Gemeindelebens, darunter nicht nur die Gottesdienste, sondern auch alle Arbeitsverhältnisse der Gemeinde, bis hin zur Anstellung der Pfarrer. Bau, Unterhalt und Verkauf der kirchlichen Gebäude und Grundstücke fallen ebenfalls in die Kompetenz dieses basisdemokratischen Gremiums.

Übergeordnete Instanzen wie der Moerser Kreissynodalvorstand oder, bei besonders schwerwiegenden Entscheidungen, die Leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland, sind streng genommen nicht weisungs- sondern nur aufsichtsbefugt.

Geringe Wahlbeteiligung

Dennoch nahmen zuletzt nur wenige Protestanten dieses mächtige Wahlrecht wahr: Mit gerade mal knapp 23 Prozent Wahlbeteiligung stand die Gemeinde Baerl 2008 im Duisburger Westen ganz oben. In Homberg wollten nur acht, in Hochheide knapp neun Prozent der Gemeindeglieder über das Presbyterium bestimmen. In den weiteren West-Gemeinden lag die Wahlbeteiligung zwischen zehn und 16 Prozent.

Ein weiteres Problem: Nicht alle Gemeinden finden genug Kandidaten für das Ehrenamt, um überhaupt eine Wahl zu haben. In Essenberg-Hochheide etwa konnten innerhalb der Vorschlagsfrist nicht einmal genug Freiwillige für die zwölf Presbyteriumsplätze gefunden werden. Sie werden jetzt nachberufen. Keine Wahl gibt es auch in Friemersheim, dort entspricht die Anzahl der Kandidaten exakt der Zahl der Presbyteriumsplätze.

Die Entscheidungskompetenz des Presbyteriums hatte sich zuletzt in Baerl gezeigt, wo die Vertreter der Gemeinde letztendlich beschlossen, den Vertrag von Pfarrer Prumbaum-Bidowsky nicht zu verlängern (wir berichteten). Sieben Kandidaten, darunter die in Baerl lebende Dressur-Olympiasiegerin Nicole Upphoff, bewerben sich jetzt um die sechs Presbyteriumsplätze für die nächsten vier Jahre.

Noch die größte Auswahl haben die Schäfchen der Asterlager Christuskirche: 18 Kandidaten (und, wie in allen Gemeinden, auch Kandidatinnen) bewerben sich um 14 Presbyteriumsplätze.

Gewählt wird im Gemeindehaus

In Homberg stehen zwölf Kandidaten für zehn, in der Rheinhauser Erlöserkirche neun für acht Plätze bereit. Die Friedenskirchengemeinde in Bergheim hatte bereits im Oktober 2010 ein neues Presbyterium gewählt. Das war nötig, weil nach Streit über die Gemeindearbeit und die Zukunft des von der Schließung bedrohten Gemeindehauses „Auf dem Wege“ ein Teil des alten Presbyteriums zurückgetreten war, so dass die Gemeinde durch einen vom Kirchenkreis eingesetzten „Bevollmächtigtenausschuss“ geleitet wurde (wir berichteten).

Gewählt wird in den Gemeindehäusern. Die sind in der Regel ab dem Gottesdienst am Sonntagmorgen und bis 18 Uhr geöffnet.