Die Piratenpartei hat seit der Berliner Senatswahl an Popularität gewonnen, nun gibt es auch im Duisburger Westen die ersten Piraten. Sie wollen jetzt Flagge zeigen und sich den Bürgern bekanntmachen, doch noch gibt es Anfangsschwierigkeiten.
Es ist 18.30 Uhr, Armin Wittrin betritt den Reichsadler in Rheinhausen, auf seinem Pullover prangt das Piraten-Logo und der Slogan „Klarmachen zum Ändern“. Der Homberger organisiert die Stammtische der „Westpiraten“.
Die wenigen Gäste mustern ihn, als die Wirtin ihn in den kleinen Saal bringt. Er ist urig eingerichtet, Teppichgemälde und ein Spiegel hängen an der Wand, Rollläden versperren den Blick nach draußen. Eine große Lautsprecher-Box steht dort auch, sie wirkt deplatziert. Die Wirtin schließt die Türe, der winzige Saal wirkt nun wie ein Kabuff. Wittrin öffnet sie wieder, er und seine Partei wollen sich ja nicht verstecken. „Mach die Tür wieder zu“, sagt Wirt Udo Möwius. „Ihr seid sonst zu laut.“
„Weltweite Bürgerinitiative in Parteiform“
Die ersten Piraten treffen ein, insgesamt sechs sollten es heute werden. Noch kennen sich nicht alle, erst sei wenigen Monaten sind sie in der Partei. Anstelle ihres richtigen Namens stellen sie sich zwei mit Spitznamen vor, unter denen sie in Internetforen firmieren. Ulrics nennt sich ein Pirat, Scholle ein anderer.
„Die meisten unserer Mitglieder haben mit Parteien nichts am Hut“, sagt Wittrin. „Wir sind Bürger und wollen keine Politiker sein.“ Die Piraten seien daher eine Alternative zu etablierten Parteien.
„Wir sind eine weltweite Bürgerinitiative in Parteiform“, sagt Ulrics. Die Tastatur seines Notebooks klackert leise, als er sich Notizen macht. Der Großteil der rund 100 Duisburger Mitglieder entspreche, sagen die Westpiraten, nicht mehr dem Klischee des Informatikstudenten, man sei längst keine Internetpartei mehr. Plötzlich ertönt laute Jagdmusik, nebenan proben Blechbläser. Spätestens jetzt hätten die Piraten die Saaltür schließen müssen.
Von der Blasmusik lassen sie sich aber nicht stören, sondern fahren mit ihren Gesprächen fort, erste OB-Abwahlanekdoten aus den Bezirksämtern tauschen sie aus und beschließen, eigene Flyer zur Wählermobilisierung zu drucken und zu verteilen. „Ich habe total Lust auf Wahlkampf“, sagt Rasmus Meyer.
Gedankenspiele über Piraten-Oberbürgermeister
Wie es weitergeht, sollte Sauerland abgewählt werden oder doch noch zurücktreten, ist das bestimmende Thema des Abends. Ein eigener OB-Kandidat der Piraten müsse her. Erste Gedankenspiele kommen auf, was ein Pirat als Verwaltungschef alles tun könnte. „Er hätte Zugriff auf alle Daten“, sagt Ulrics. Schließlich sagt Scholle: „Ich könnte mir vorstellen, zu kandidieren.“ Daraufhin beginnt eine lange Diskussion. Entschieden wird über Kandidaturen frühstens am 13. Februar beim Piraten-Parteitag.
Themen aus dem Westen wollen sie nach der Abwahl anpacken. Die Wiederbelebung der Augustastraße ist ebenso dabei wie das Komma-Theater. Auch Angebote für Kinder und Jugendliche müssten verbessert werden. Wichtig sei aber vor allem, sich den Bürgern bekannt zu machen und so eine breitere Unterstützung zu bekommen. Dafür müsse man Aktionen machen und präsent sein. So scheut sich Armin Wittrin auch nicht, auf dem Heimweg eine junge Frau anzusprechen: „Gehen sie am 12. Februar wählen.“